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Neobooks - Dreck muss weg!

Neobooks - Dreck muss weg!

Titel: Neobooks - Dreck muss weg! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Richter , Alexandra Richter
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bei Tageslicht geringer vorgekommen, ihre Taschenlampe warf kleine Lichtbögen vor und zurück. Hoffentlich würden die Batterien halten. In den Entwässerungsgräben am Straßenrand stand das Schilf mannshoch. Die Luft war feucht, aber kalt und würzig. Marga maschierte stramm durch, niemand begegnete ihr. Der ehemalige Hayenga-Hof lag still und düster da. Eine Funzel über dem Stalleingang gab ein trübes Licht. Derk Kampmann war nirgends zu sehen. Der Wohntrakt war genauso dunkel, auch dort brannte nur die Außenbeleuchtung. Marga umrundete den Hof auf einem schmalen, geklinkerten Weg. An der Stirn des Gebäudes standen uralte Kopflinden. Sie spähte neugierig durch eines der Fenster. Es schien die Küche zu sein, zumindest konnte sie den Umriss eines alten Stangenofens ausmachen. Aus dem Inneren des Hauses meldete sich der heisere Jagdhund. Marga hielt die Luft an. Hoffentlich ließ niemand den Hund nach draußen. Doch nichts rührte sich. Ihr Herz hatte einen Zahn zugelegt. Derk Kampmann war augenscheinlich nicht zu Hause, und das war auch gut so, denn Marga hatte keinen blassen Schimmer, wie sie ihm erklären sollte, warum sie um sein Haus schlich und durch die Fenster schaute. Im Gebüsch neben ihr raschelte es. Marga schwenkte die Taschenlampe, und zwei gelbe Blitze schossen auf sie zu. Dann fauchte es, und Margas Nackenhaare stellten sich auf.
     
    Der Teig ist weich und warm, schmeckt nach Hefe und klebt, wenn Theda ihn von der Fingerspitze lutscht. Lisbeth lächelt und zwinkert der Schwester zu. Die Mutter backt Brot, und die Laibe stehen zum Gehen auf einem großen Holzbrett nah am Stangenofen. Es ist schon dunkel und Mutter noch nicht fertig. Sie wird immer langsamer und muss sich oft den Rücken halten. Mit dem Kochlöffel haut sie nach Thedas und Lisbeths Händen. »Finger aus dem Teig!« Mutter trifft nicht, und Lisbeth lacht sie aus.
    »Das kommt, weil du so dick bist. So dick wie Grete kurz vorm Kalben!«
    Das war frech, was Lisbeth gesagt hat, findet Theda und guckt zu Boden. Und dann sagt Lisbeth noch: »Wenn Vater dich so sehen könnte.«
    Lisbeth weiß doch, dass der Vater nicht da ist, weil er das Land verteidigen muss. Theda mag sich gar nicht mehr bewegen, als auch noch die große Kumme, in der Mutter die Brote formt, auf den Dielen landet.
    »Ab in die Kammer«, sagt Mutter, und Theda kriegt Angst.
    Ihr wäre es lieber gewesen, Lisbeth hätte ordentlich eins mit dem Löffel bekommen.
    Lisbeths Mund ist ganz schmal, als sie ihre Zöpfe löst und sich das Haar bürstet. Anschließend bürstet sie auch Thedas Haar.
    »Au, Lisbeth! Nicht so doll.« Dann ist Theda still, weil Lisbeth sonst nur noch fester bürsten würde. Die Mädchen krabbeln zusammen ins Bett, und der dicke Kater legt sich wie ein warmer Pelz am Fußende auf die Decke und schnurrt.
    Theda hört die Stalltür schlagen, der Onkel kommt ins Haus. Sie zieht die Decke höher und hofft. Doch seine Stimme in der Küche wird laut, bis die Holzdielen es kreischen: »Er kommt!« Der Kater kann ihn auch nicht leiden, springt herunter und faucht, als der Onkel vorm Bett steht. Ein Tritt, und das Tier fliegt wie ein Vogel, nur nicht so schön.
    Erst zieht der Onkel seinen Gürtel aus der Hose, dann Theda aus dem Bett. Scharf brennt seine Hand auf ihrer Wange, vom Schlag dreht sich alles vor ihren Augen. Er schickt sie raus, und sie macht, dass sie davonkommt. Und bevor er die Tür schließt, sieht Theda Lisbeth steif und trotzig im Bett sitzen, die Haare umwallen sie wie ein Vorhang, hoffentlich zieht sie ihn zu. Theda rennt im Hemdchen in die Küche. Sie will es nicht hören, ihr Gesicht wird immer heißer. Wo ist die Mutter? Sie rennt durch die Küche in die Milchküche und aus dem Haus. Sie hält sich die Ohren zu und rennt und rennt.
     
    Ein schwarzer Kater sprintete an Marga vorbei, und ihr Herz flog an einem Gummiband nach unten und wieder hoch. Marga schluckte. Was zum Teufel tat sie hier überhaupt? Sie drehte sich um und ging schnurstracks zurück, von wo sie gekommen war. Am liebsten wäre sie gerannt. Erst kurz vor dem Auto konnte sie erleichtert aufatmen und das ungute Gefühl abschütteln, das sich an ihr festgekrallt hatte wie eine eiskalte Hand. Hinten im Genick.
    *
    Emden, Ostfriesland
    Das Wiedersehen mit Ludger fand erst am nächsten Tag statt. Ludger freute sich riesig, Marga zu sehen. Peter bat sie herein, doch Marga lehnte ab. »Ich muss erst mal ’ne Runde laufen, bisschen den Kopf freikriegen und so.«
    Peter hatte

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