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Neonazis in Nadelstreifen

Neonazis in Nadelstreifen

Titel: Neonazis in Nadelstreifen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Andrea und Speit Roepke
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Bundesvorstand der Partei reichte.
    Verbittert erklärte Zysk ihren Austritt aus einer Partei, die ihrer Meinung nach von »bezahlten Berufsnationalisten« geführt werde. Sie wolle ihre »kostbare Zeit« nicht länger mit »skurrilen Gestalten wie Samenbank-Rieger« verschwenden. Das bezog sich auf Riegers 2004 geäußerte Absicht, auf einem seiner Anwesen Fruchtbarkeitsforschung betreiben und dabei darauf achten zu wollen, »dass blauäugige Frauen nur den Samen eines ebenfalls blauäugigen Mannes« bekämen. Zysk kündigte an, sich ein politisches Betätigungsfeld »mit besseren Erfolgsaussichten« zu suchen. In der Öffentlichkeit, auch im Rahmen von Aktionen ihr nahestehender »freier Kräfte«, ist sie bisher jedoch nicht mehr aufgetaucht.
    Die braune Szene war noch nicht reif für eine ehrgeizige, aufstrebende Frau wie Anja Zysk. Der Traum von einer schnellen politischen Karriere zerplatzte, weil sie die reaktionäre Einstellung ihrer Kameraden unterschätzte. Zysk ließ sich blenden. Fakt ist: Starke Aktivistinnen prägen die braune Szene, aber bisher nur bis zu einer unsichtbaren Grenze und nicht darüber hinaus. Sie sollen die Bewegung stärken, fördern, aber nicht anführen. Die Partei verspricht sich vom netten Auftreten der Mädchen und Frauen im alltäglichen Leben eine positive Außenwirkung. Bewusst wird dabei Kameradschaft unter Frauen propagiert, nicht etwa Kameradschaft unter Männern und Frauen. Doch auch damit scheint es nicht weit her zu sein, wie die Haltung des RNF gegenüber Zysk offenbart Als männliche Parteibosse sie aus ihrem gewählten Amt putschten, schwiegen die Kameradinnen.
    Andrea Röpke
    »Soldatische Kindererziehung«
    Die geheimen Kinderlager der Heimattreuen
Deutschen Jugend – Mutprobe und Marschieren –
Auf den Spuren der Wiking-Jugend – Einflussreiche »Sippen« – Ein Leben für das Deutsche Reich
    Dichte Nebelschwaden ziehen tief über die grünen Wiesen der Lüneburger Heide. Heruntergewirtschaftete, fast verfallene Gebäude eines Anwesens werden sichtbar, als sich der graue Vorhang langsam lichtet. Schemenhaft sind Menschen auszumachen, die aufgeregt hin und her laufen. Einzelne Autos ruckeln stockend über die holprige, kilometerlange Schotterstrecke auf den abgelegenen Bauernhof in Eschede bei Celle zu. Zwei Männer in dunkler Kleidung, mit Ferngläsern und Funkgeräten in den Händen, weisen den Ankommenden Parkplätze am Rand der Wiese zu. Wenig ist zu erkennen von den Vorgängen auf dem einsamen Hof. Erst als die Nebelschleier sich auflösen und Sonnenstrahlen durch das Grau dringen, enthüllt sich das ganze anachronistisch anmutende Szenario.
    »Der Heimat und dem Volke treu« prangt in dunklen Lettern auf einem Holzschild über dem Eingangstor. Mädchen, mit geflochtenen Haaren und in lange dunkle Röcke gekleidet, gehen auf einen Platz mit weißen Rundzelten zu; Frauen in altmodischer Kleidung, einen Kinderwagen vor sich herschiebend, folgen ihnen. Am linken Weiderand haben junge Männer eine Behelfstoilette wie beim Militär errichtet, notdürftig verhängt mit einer dunkelgrünen Plane. Schräg gegenüber trägt ein Mann schwere Suppenkübel zu einem Küchenzelt. Frauen mit Dutt und in Schürzen rühren emsig in großen Kochtöpfen. Weit hinter dem Zeltplatz haben sich Kinder mit Speeren in der Hand zu einem Wettkampf aufgestellt. Stimmengewirr. In diesem Mikrokosmos erscheinen nur die Autos und Kleinbusse modern. Auf dem Gelände flattern zwei Fahnen im Morgenwind: eine große Reichskriegsflagge wie sonst auch und jetzt zu Pfingsten 2007 die Fahne der Heimattreuen Deutschen Jugend – Bund zum Schutz für Umwelt, Mitwelt und Heimat e.V., kurz HDJ : eine rote Flamme auf schwarz-weißem Grund. Es ist alles andere als ruhig an diesem Maiwochenende am Ortsrand der niedersächsischen Gemeinde. Denn an der Zufahrt zum Privatgrundstück von Bauer Joachim Nahtz stehen Polizeifahrzeuge. Beamte beobachten das braune Treiben auf der grünen Wiese.
    Kurz nach dem Bekanntwerden des Neonazi-Zeltlagers in Eschede begann in der Bundespolitik eine Debatte um ein mögliches Verbot der HDJ . In den Jahren zuvor scheinen die staatlichen Verfolgsbehörden die HDJ kaum wahrgenommen zu haben. Erst Recherchen von Journalisten offenbarten den bundesweiten Charakter des Vereins und machten deutlich, wie Kinder und Jugendliche gezielt geschult und trainiert werden.
    Nur eine Woche vor dem Lager in Eschede hatte das ARD -Magazin »Panorama« über die gefährlichen Machenschaften

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