Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nero

Nero

Titel: Nero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Eckstein
Vom Netzwerk:
dich. Hier dieser Beutel mit Gold sei einstweilen dein Handgeld. Sobald wir die erste zuversichtliche Nachricht von der Verwaltung der Staatsbergwerke erhalten, daß sie an Ort und Stelle gelangt ist, zahlt man dir in Savona, wo ihr zunächst einlauft, dreimal so viel, – und den gleichen Betrag zur Verteilung an deine Leute. Aber unverbrüchliches Schweigen – oder ihr seid verloren bis auf den letzten Mann!«
    »Sei unbesorgt, Herr!«
    »Leb wohl! Aphrodite Euploia schenke euch glückliche Fahrt!«
    Eine kreischende Seemöwe schoß bei diesen Worten von links her über die Kielspitze.
    »Das sei kein Vorzeichen!« sagte der Obersteuermann, im Sinne des römischen Aberglaubens.
    »Kein Vorzeichen!« versetzte auch Pallas.
    Und somit stieg er wieder hinab in den Kahn.
    Nachdem er mit seinem Gefolgsmann wieder gelandet war, ging es geraden Weges nach Antium. Die kurze Strecke war bald zurückgelegt. Unerkannt erreichte man das Haus eines Günstlings der Agrippina, wo man sich von den Strapazen dieser bewegten Nacht durch ein reichliches Frühstück und einen langen, ausgiebigen Schlaf gründlich erholte.
     

Fünftes Kapitel
     
    Fünfzehn Minuten nach dem Verschwinden Actes und ihrer tückischen Räuber eilte Phaon mit einigen Fackelträgern nach dem Palatium, wo er zu jeder Tages- und Nachtzeit unbedingt Zutritt hatte. Die Wachen vor dem Vestibulum fragten erstaunt, was der Vertraute des Kaisers zu so ungewöhnlicher Stunde begehre.
    »Das werde ich dem Gewaltigen selbst sagen,« gab Phaon zur Antwort. »Man lasse ihn wecken; man führe mich ohne Verzug ins Cubiculum!«
    Die Hast und die Aufregung, die Phaon bekundete, waren beredter als seine Worte.
    Einer der Prätorianer führte ihn also ins Vorgemach und bemerkte den Sklaven, die hier die Wache hatten, was Phaon begehre.
    »Geh nur zu und wecke ihn selbst!« sagte der Obersklave.
    Inzwischen war Claudius Nero, von unruhigen Träumen verfolgt, jählings erwacht.
    Er hörte die abgedämpften und dennoch erregten Stimmen, fuhr sich über die Augen, als zweifle er, ob sein Traum sich noch fortspinne, und rief dann seufzend ins Vorgemach: »Cassius, was gibt's?«
    »Herr,« entgegnete Phaon an Stelle des Angesprochenen, »ich bringe dir mißliche Botschaft. Darf ich hineinkommen?«
    »Phaon – du? Ich ahne das Fürchterlichste. Schnell – und berichte!«
    Nero hatte sich hoch aufgesetzt.
    »Ein Gewaltstreich, eine That ohne gleichen!« murmelte Phaon, über die Schwelle schreitend. »Acte, das Weib deiner Wahl, ist soeben entführt worden.«
    In hastigen Worten erzählte er, was sich ereignet hatte.
    Nero sprang mit beiden Füßen zugleich auf das prächtige Löwenfell, das vor der bronzenen Bettstatt auf dem Mosaikboden lag. Im Schimmer der blaßblauen Hängelampe sah er aus, wie ein mondscheinbeleuchtetes Wachsbild.
    »Cassius,« rief er mit bleierner Stimme, »kleide mich an! Du, Elpenor, laß mir die Pferde satteln – zehn, zwanzig, dreißig! Die erlesensten Leute aus der Kohorte sollen sich auf der Via Sacra versammeln! Phaon, ich bitte dich, einen Tropfen Wasser!«
    Nachdem der Kaiser getrunken hatte, fuhr er unter dem Ankleiden in hellenischer Sprache fort: »Also ihr habt euch gewehrt, Phaon? Tapfer gewehrt?«
    »Ja, Herr! Keiner war da so kläglich, daß er für seinen Kaiser nicht alles geopfert hätte. Beim Haupt meiner Mutter hatt' ich mir zugeschworen, eher zu sterben, als die niederträchtigen Räuber bis zum Cubiculum Actes vordringen zu lassen . . . Vielleicht hätten wir obgesiegt, trotz der feindlichen Uebermacht . . .«
    »Mein Freund,« sprach Claudius Nero gerührt, »von dieser Stunde an bist du frei. Und daß du die Freiheit vollauf genießen mögest, schenke ich dir zwei Rittervermögen und mein Landhaus Eirene. Du bist treu und gerecht wie ein Abier.«
    Dann zum Kammersklaven gewendet: »Cassius, du bürgst mir dafür, daß die bezüglichen Urkunden heute noch vom Geheimschreiber fertig gestellt werden.«
    Phaon beugte sich nieder und küßte dem Imperator die Hand: »Nicht um Lohnes willen, sondern weil ich dich liebe, hab' ich dein teures Kleinod verteidigt. Leider umsonst.«
    »Waren es Prätorianer, die auf euch anstürmten?«
    »Herr, ich vermute, – trotz ihrer ungewöhnlichen Mäntel und trotz der Kapuzen, die sie über den Köpfen trugen. Ihr Anführer war dem Ostiarius bekannt. Das heißt, der Ostiarius weiß nicht den Namen: nur der Stimme entsinnt er sich, obschon sie verstellt war – von damals her, wie ihm der

Weitere Kostenlose Bücher