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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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schrecklich gestresst? Glauben Sie, ich hätte nicht gewusst, dass mein Vater vom andern Ufer war?«
    Harry widersetzte sich dem Drang, seinen Mund aufzusperren.
    »Was genau meinen Sie damit?«, fragte er.
    »Schwul, homosexuell, ein warm er Bruder, Arschficker. Ich bin das Resultat eines der selte nen Male, die die Hexe m it meinem Papa Geschlechtsverkehr hatte. Er fand das eklig.«
    »Hat er das so gesagt?«
    »Er war natürlich viel zu sach lich, um es so auszudrücken.
    Aber ich wusste das. Ich war seine beste Freundin. Und das hat er gesagt. Manchmal sah es so au s, als sei ich die einzige. ›Du 183

    und die Pferde, ihr seid das Einzig e, was ich liebe‹, hat er m ir einmal gesagt. Ich und die Pferde , klasse, oder? Ich glaube, er hatte in der Studentenzeit einen Geliebten – also einen Jungen, ehe er Mutter traf. Aber der Typ hat ihn verlassen und wollte sich nicht zu der Beziehung bekennen. Was in Ordnung war, denn das h ätte Papa a uch nicht gewollt. Das ist lange her, damals waren die Dinge noch anders.«
    Sie sagte das m it der unersc hütterlichen Sicherheit eines Teenagers. Harry nahm sein Glas und trank langsam. Er musste Zeit gewinnen, das Gespräch war nicht so gelaufen, wie er es erwartet hatte.
    »Wollen Sie wissen, wer im Maradiz Hotel war?«, fragte sie.
    Er nickte bloß als Antwort.
    »Mutter und ihr Lover.«

    184

    KAPITEL 24
    Weiße gefrorene Zweige reck ten sich in den blassen W inter-himmel über dem Schlosspark. Dagfinn Torhus stand am Fenster und betrachtete einen Mann, der fröstelnd die Haakon VIIs gate emporging und dabei versuchte, seinen Kopf zwischen die Schultern zu ziehen. Das Telefon klingelte. Torhus sah auf die Uhr, es war Zeit zu m Mittagessen. Er sah d em Mann nach, bis er hinter der U-Bahn-Station verschwand, nahm den Hörer ab und m eldete sich. E s rauschte und krächzte, bevor ihn die Stimme erreichte.
    »Ich gebe Ihnen noch eine Chance, Torhus. Wenn Sie die nicht nutzen, werde ich dafür sorgen, da ss das Auswärtige Am t Ihre Stelle schneller ausschreibt, als S ie auch nu r sagen kön nen Norwegischer Polizist von Verwaltungschef des Auswärtigen Amtes bewusst in die Irre geführt oder Botschafter Molnes Opfer eines Schwulen-Mordes? Hört sich beides nach brauchbaren Zeitungsüberschriften an, nicht wahr?«
    Torhus setzte sich.
    »Wo sind Sie, Hole? «, fragte er, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    »Ich hatte gerade ein langes Ge spräch mit Bjarne Møller. Ich habe ihn auf fünfzehn verschiede ne Arten gefragt, was dieser Atle Molnes überhaupt in Bangkok verloren hatte. Denn alles, was ich bis her ermittelt habe, deu tet darauf hin, dass die ser Mann eigentlich überhaupt nicht hier sein durfte. Ich habe ihm nichts entlocken können, wohl aber herausgehört, dass es etwa s zu entlocken gibt. Er u nterliegt der Schweigepflicht, das habe ich verstanden, und er hat m ich an Sie verwiesen. Meine Frage kennen Sie schon vom letzten Ma l. Was wissen Sie, was ich nicht weiß? Nur zu Ihrer Inform ation, neben mir befinden sich 185

    ein Fax und ein Zettel m it den Nummern der Redaktionen von Aftenposten, Dagbladet und VG .«
    Torhus’ Stimme transportierte di e winterliche Kälte bis nach Bangkok. »Die drucken keine wilden Behauptungen von eine m besoffenen Polizisten, Hole.«
    »Wenn es ein besoffener Promi-Polizist ist, dann schon.«
    Torhus gab keine Antwort.
    »Ach ja, ich glaube, sie werd en die Sach e auch in der Sunnmørsposten bringen.«
    »Sie unterliegen der Schweigepflicht«, sagte Torhus dünn.
    »Man wird Sie dafür vor Gericht stellen.«
    Hole lachte.
    »Pest oder Cholera, was? Zu wissen, was ich weiß, ohne weiter in diese Richtung zu ermitteln, wäre ein Dienstvergehen.
    Das ist au ch strafbar, wissen Sie? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich weniger zu verlie ren habe als Sie, wenn ich die Schweigepflicht verletze.«
    »Welche Garantie …«, begann Torhus, wurde aber vom Knacken in der Leitung unterbrochen. »Hallo?«
    »Ich bin noch da.«
    »Welche Garantie habe ich, dass Sie das, was ich Ihnen sage, für sich behalten?«
    »Keine.« Das Echo schien seine Antwort dreim al unterstrei-chen zu wollen.
    Es wurde still.
    »Vertrauen Sie mir«, sagte Harry.
    Torhus schnaubte. »Warum sollte ich?«
    »Weil Sie keine andere Wahl haben.«
    Der Verwaltungschef sah auf die Uhr. Er würde zu spät zum Mittagessen kommen. Die Roastb eef-Sandwiches waren in der 186

    Kantine sicher bereits aus, aber das machte eigentlich nichts, da er den Appetit verloren

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