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Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Nesbø, Jo - Harry Hole - 02

Titel: Nesbø, Jo - Harry Hole - 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kakerlaken
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aus.
    »Dunkel, anonym, keine andere n Norweger hier und überdies das beste plaa lòt der Stadt. Mögen Sie Aal, Herr Hole?
    Salzwasseraal?«
    Harry dachte an den Mann, den sie bei Drøbak aus dem Meer gezogen hatten. Er hatte ein paar Tage im W asser gelegen und sein blasses Leichengesicht hatte sie m it der Verwunderung eines Kindes angeblickt. Irgende twas hatte seine Augenlider aufgefressen. Doch was wirklich ih re Aufmerksamkeit eingenommen hatte, war der Aal. Sein Schwanz ragte aus dem Mund des Mannes und schwang wie eine schwarze P eitsche hin und her. Harry roch noch imm er den Salzgeruch der Luft, es m usste also ein Salzwasseraal gewesen sein.
    »Mein Großvater hat fast nichts anderes gegessen«, sagte sie.
    »Von der Vorkriegszeit bis zu se inem Tod. Er hat sie in sich hineingestopft und konnte nie genug kriegen.«
    »Ich habe auch ein paar Info rmationen bezüglich des Testa-ments.«
    »Wissen Sie, warum er so viel Aal gegessen hat? Himmel, wie sollen Sie das denn wissen! Er war Fischer, aber dam als vor
    dem Krieg wollten d ie Leute in Ørsta keinen Aal essen. Und wissen Sie, warum?«
    Wie bereits im Garten sah er ein schm erzhaftes Zucken über Hilde Molnes’ Gesicht huschen.
    »Frau Molnes …«
    »Ich habe Sie gefragt, warum?«
    Harry schüttelte den Kopf.
    Hilde Molnes senkte die Stimme und klopfte bei jedem Wort mit ihrem rot lackierten Fingernagel auf die Tischdecke:
    »Tja, ein Kutter hatte damals im Winter Schiffbruch erlitten, bei klarem Winter und Windstille und nur wenige hundert Meter 192

    von der Küste entfernt, aber es war so kalt, dass sich keiner der neun Mann an Bord retten konn
    te. An der Unglücksstelle
    verläuft ein Graben im Meeresboden, so dass keiner der Schiffbrüchigen jemals gefunden wurd e. Anschließend behaupteten die Menschen, dass so viele Aale in den Fjord gekommen se ien.
    Wissen Sie, es heißt Aale fräßen die Schiffbrüchigen. Viele der Toten hatten in Ørsta Verwandte, so dass der Verkauf von Aal plötzlich vollkommen stagnierte. Die Menschen scheuten sich sogar davor, m it einem Aal in der Tasche auf dem Weg nach Hause gesehen zu werden. Großvater erkannte dam als, dass es sich lohnte, alle anderen Fische zu verkaufen und den Aal selber zu essen. Ein echter Sunnmører, wissen Sie …«
    Sie nahm das Glas vom Tablett und stellte es auf den Tis ch.
    Ein dunkler Ring breitete sich auf der Tischdecke aus.
    »Da ist er wohl auf den Geschmack gekommen. ›Es waren nur neun Mann‹, beteuerte Großvater und meinte, das könne nicht der Grund für all die A ale sein. ›Vielleicht habe ich einen oder zwei gegessen, die sich an einem der Ärmsten gelabt haben, na wenn schon. Ich habe jedenfa
    lls keinen Unterschied ge-
    schmeckt!‹ Keinen Unterschied, das war gut, nicht wahr?«
    Es klang wie das Echo von irgendetwas.
    »Was glauben Sie, Hole? Haben die Aale die Schiffbrüchigen gefressen?«
    Harry kratzte sich hinter dem Ohr. »Nun, es wird auch behauptet, dass Makrelen Menschenfresser seien. Ich weiß nich t. Ich kann mir schon vorstellen, dass sie alle einen winzigen Bissen nehmen, also, die Fische, meine ich.«
    Hilde Molnes hob triumphierend ihr Glas. »W issen Sie, genau das Gleiche glaube ich auch! Sie holen sich alle ihren Teil!«
    Harry ließ sie austrinken.
    »Ein Kollege von m ir aus Oslo hat gerade m it dem Anwalt Ihres Mannes gesprochen, Bjørn Ha rdeid aus Ålesund. W ie Sie vielleicht wissen, können Anwälte der Schweigepflicht entbun-193

    den werden, wenn ihre Klienten gestorben sind und sie der Meinung sind, dass die Inform ationen dem Ruf ihres Klienten nicht schaden.«
    »Nein, das wusste ich nicht.«
    »Nun, Bjørn Hardeid wollte n ichts sagen. Deshalb hat mein Kollege Atle Molnes’ Bruder angerufen, aber auch aus dem war nicht viel herauszubekomm en. Ganz besonders schweigsa m wurde er, als m ein Kollege di e Vermutung äußerte, dass A tle Molnes gar nicht über so große Teile des Familienverm ögens verfügte wie allgemein angenommen.«
    »Wie kommen Sie auf diese Idee?«
    »Ein Mann, der nicht in der Lage ist, Spielschulden in Höhe von 750000 Kronen zu begleichen, m uss nicht wirklich arm sein, aber er hat vermutlich keinen Zugriff auf 25 Prozent eines Familienvermögens von beinahe 200 Millionen Kronen.«
    »Wie …«
    »Mein Kollege hat über das Br ønnøysund-Register telefonisch die Bilanzen der Molnes Møbel AS abgefr agt. Das in der
    Buchhaltung ausgewiesene Eigenka pital ist n atürlich geringer, aber er hat herausgefunden, dass

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