Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
Vom Netzwerk:
seines Lebens dankbar zu sein, schwor Blodol Rache. Er fühlte sich ungerecht behandelt. Blodok muss sich die Einstellung seines Vaters wohl zu Eigen gemacht haben, denn schon bald war er
    – wie er selbst immer wieder prahlerisch behauptet – ein bedeutender Dieb, der die Karawanen und Schiffe des Kaisers beraubte, wo immer sich ihm die Gelegenheit dazu bot.«
    Yomi nickte. »Und als Balek das alte Flaggschiff, die Weltwind, zum Geschenk erhielt, begann Blodol Balek zu hassen. Und Blodols Sohn, Blodok, hasste Kaldek, den Sohn Baleks… und jetzt wahrscheinlich auch mich.«
    »Dich?« Gims Augen leuchteten. »Dann bist du also der Sohn des Kaldeks, des Sohnes Baleks?«
    »Eigentlich sein Adoptivsohn, aber für mich ist das ziemlich egal – und für Blodok wahrscheinlich auch.«
    Gim pfiff durch eine Zahnlücke. »Jetzt wird mir einiges klar.«
    »Der Schurke hat etwas vor mit den beiden, etwas, was ihm sogar über seine persönliche Rache geht«, krächzte Dagáh.
    »Mein Weib hat Recht«, stimmte Gim zu. »Blodok kann manchmal sehr impulsiv sein – vor allem, wenn er sich überlegen fühlt. Er hätte dich, Yomi, längst in Stücke gehackt, wenn ihn nicht etwas daran hinderte. Wir müssen herausfinden, was es ist. Vielleicht können wir euch in Sicherheit bringen, bevor etwas Schlimmes passiert.«
    »Warum wollt Ihr das für uns tun?«, fragte Yonathan erstaunt. »Ihr seid doch auch Piraten.«
    »Ja, das sind wir. Und wir werden es wohl bleiben. Aber wir waren es nie mit ganzem Herzen.«
    »Aber warum seid Ihr dann noch hier?«
    »Wer einmal hier ist, der kommt nicht leicht lebend wieder
    fort«, erklärte Gim betrübt. Dagáh stieß einen ziemlich verächtlich klingenden Laut aus. »Und bevor du fragst, warum wir überhaupt hierher gekommen sind«, kam Gim der nächsten Frage Yonathans zuvor, »lass dir sagen, dass ihr beiden nicht die Einzigen seid, die unfreiwillig und trotzdem lebend nach Kartan gelangten.«
    »Dann hat man Euch beide hier festgehalten – gegen Euren Willen?«
    »Nein, man hat uns unterwegs aufgegabelt«, antwortete Dagáh anstelle ihres Mannes. »Gim war mal wieder zu gutmütig. Mein Mann reiste als Kaufmann von Cedanor aus durch den Golf und hatte mich mitgenommen. Als die Piraten unser Schiff enterten, kam es an Deck zu einem erbitterten Kampf. Plötzlich löste sich die Rah des Fockmastes und sauste direkt auf den Anführer der Schurken zu. Anstatt sich zu freuen – bestimmt hätte sich der Überfall doch noch zu unseren Gunsten gewendet –, sprang Gim herbei, schrie dem Piratenanführer Vorsicht zu und riss ihn auch noch aus der Gefahrenzone, wobei sein eigenes Bein zerschmettert wurde.«
    Yonathan blickte mitfühlend auf Gims Holzbein.
    »Es war eher so eine Art Reflex«, entschuldigte sich Gim.
    »Ein Reflex, der unser ganzes Leben in ein dunkles, trostloses Loch namens Kartan gestürzt hat«, versetzte Dagáh.
    »Immerhin ist dieses Loch besser als das noch viel schwärzere Grab auf dem Grund des Meeres.«
    Dagáh ließ die Schultern sinken, seufzte und schaute ihren Mann versöhnlich an. »Er hat natürlich nicht ganz Unrecht«, gab sie zu. »Der Piratenkapitän ließ die wenigen, die noch am Leben waren, auf dem geplünderten Schiff zurück. Nur Gim und mich nahm er mit, nachdem ein Heiler, der glücklicherweise auf unserem Schiff mitgereist war, meinem Mann das Bein abgenommen hatte. Der Piratenanführer meinte kurzerhand, er sei es seinem Lebensretter schuldig für dessen Pflege und Genesung zu sorgen.« Sie seufzte noch einmal aus tiefstem Herzen. »Damit war dann unser weiteres Leben besiegelt. Denn es stand natürlich fest, dass wir den Schlupfwinkel der Piraten nie wieder lebend verlassen durften.«
    »Und wie lange ist das her?«, fragte Yomi.
    »Seitdem sind dreiundzwanzig Jahre vergangen.«
    »Das ist lange«, sagte Yonathan.
    »Habt ihr nie zu fliehen versucht?«, wollte Yomi wissen.
    »Am Anfang dachten wir, es wäre möglich, sich mit dem Leben hier anzufreunden«, antwortete Gim. »Es dauerte fast ein Jahr, bis ich wieder einigermaßen gesund war. Eigentlich ging es uns während dieser Zeit gar nicht so schlecht, denn Doldan, der Piratenanführer, hatte eigenartigerweise einen Narren an mir gefressen. Wenn es um Geld ging, suchte er sogar Rat bei mir, und ich dachte eine Zeit lang, dass der Beruf des Händlers und der des Piraten gar nicht so grundverschieden seien – beide versuchen von anderen so viel wie möglich zu bekommen und dafür so wenig wie möglich zu

Weitere Kostenlose Bücher