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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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geben.«
    »Im Frühling darauf wurde dann unser Sohn geboren«, brachte Dagáh das Gespräch auf einen für sie offenbar wichtigeren Punkt.
    »Ihr habt einen Sohn?«, fragte Yonathan erstaunt.
    »Ja, Gimbar.« Gims Augen begannen im Licht der Tranfunzel zu leuchten. »Er ist ein prächtiger Bursche!«
    »Zu diesem Zeitpunkt – mit einem so kleinen Baby – war natürlich an eine Flucht erst mal nicht zu denken«, erinnerte sich Dagáh.
    »Das stimmt«, pflichtete ihr Gim bei. »Wir arrangierten uns also zunächst weiter mit den Piraten. Ich wurde der persönliche Berater Doldans in allen Vermögensfragen. Er quartierte uns in dieser Hulk ein, die dem Dorf auch als Gemeinschaftsschiff und Beratungsplatz dient. Um Gimbar kümmerte sich Doldan besonders, da er keine eigenen Söhne hatte.«
    »Wenn Gimbar bei uns war, dann mussten wir ihm ständig die Flausen austreiben, die Doldan ihm in den Kopf setzte«, berichtigte Dagáh ihren Mann.
    »Es war nicht leicht, aus Gimbar einen anständigen Menschen zu machen – hier, an diesem Ort«, gestand Gim ein. »Gimbar war hin und her gerissen. Doldans Mut, Kraft und Verschlagenheit faszinierten den Jungen einerseits. Aber er mochte es nicht, wenn man unschuldigen Menschen wehtat oder sie beraubte.«
    »Für einen Piraten eine ziemlich ungewöhnliche Einstellung«, bemerkte Yomi, während er an sein bisher einziges Zusammentreffen mit dieser Berufsgattung dachte.
    »Junge!«, fauchte Dagáh. Yomi rutschte vor Schreck von dem Fass, auf dem er gesessen hatte. »Mein Gimbar ist kein Pirat, merk dir das!«
    »Dagáh, lass es gut sein«, beruhigte sie Gim. An seine beiden Zuhörer gewandt stellte er richtig: »Gimbar war nahe dran, ein Pirat zu werden. Als er etwas älter geworden war, nahm Doldan ihn mit auf seine Raubzüge. Er brachte ihm auch das Kämpfen und alle möglichen Tricks bei und Gimbar saugte alles auf wie ein trockener Schwamm.«
    »Du sprichst so, als würde er es heute nicht mehr tun«, sagte Yonathan.
    »Gimbar ist heute ein junger Mann und er spricht nicht über alles mit mir. Aber ich glaube, sein Denken hat sich tatsächlich gewandelt.«
    »Wie kam es dazu?«
    »Vor drei Jahren begleitete er wieder einmal Doldan auf einer seiner ›Geschäftsreisen‹. Auch Sargas und Blodok gehörten inzwischen zu Doldans Mannschaft und fuhren mit hinaus. Als sie vier Monate später wiederkehrten, lebte Doldan nicht mehr.« Gim schaute ängstlich zur Deckenluke empor und flüsterte dann leise: »Gimbar hat nie offen darüber gesprochen, aber er machte Andeutungen. Gimbar glaubt, Sargas und Blodok hätten Doldan aus dem Wege geräumt, um die Führerschaft über Kartan an sich zu reißen. Aber er kann keine Beweise dafür vorlegen.«
    »Und es wäre wahrscheinlich ziemlich ungesund einen solchen Verdacht ohne hieb-und stichfeste Beweise zu äußern«, ergänzte Yomi.
    »So ist es«, bestätigte Gim. »Seit dieser Fahrt nimmt Gimbar nur noch widerwillig an den Beutezügen teil. Auch Sargas und Blodok scheinen ihm, dem ehemaligen Liebling Doldans, nicht über den Weg zu trauen. Wegen der anderen können sie nichts offen gegen Gimbar unternehmen, aber sie misstrauen ihm und sorgen stets dafür, dass unser Sohn im Kampf nicht zu dicht in ihrer Nähe ist.«
    »Gimbar ist zwar froh darüber, dass er während der Entergänge jetzt immer auf dem eigenen Schiff bleiben muss, aber ich spüre, dass er einen Anschlag Sargas’ – oder noch viel eher Blodoks – befürchtet«, fügte Dagáh besorgt hinzu.
    »Sie wollen ihn umbringen?«, fragte Yonathan entsetzt.
    »So wird das wohl genannt, wenn man jemanden vom Leben zum Tod befördert«, knirschte Gim.
    »Gibt es denn keinen Weg das zu verhindern?«
    »Vielleicht gibt es einen, Junge.« In Gims Augen leuchtete ein Feuer. »Und möglicherweise seid ihr beide der Schlüssel dazu.«
    »Wir?« Yonathan und Yomi schauten sich ratlos an. »Nicht, dass wir es nicht wollten, aber wie sollen wir, die wir selbst Gefangene sind, euren Sohn retten?«
    Die Köpfe der vier Verschwörer rückten enger zusammen und Gim erläuterte seinen Plan.
    »Ich bin dafür, die beiden aufzuhängen, zu verbrennen und ihre Asche im Meer zu versenken«, drang eine fremde Stimme in den dunklen Laderaum. Andere stimmten murmelnd zu.
    Yonathan saß oben auf der Stiege, die zum »Konferenzraum« hinaufführte. Yomi stand weiter unten. Beide lauschten und Yonathan fragte sich, ob die Piraten auf der anderen Seite der Falltür wirklich nicht wussten, dass man hier unten fast

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