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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Doch noch bevor der Hüne den Prinzen erreicht hatte, tänzelte Felin zwei Schritte auf den Angreifer zu und Bar-Schevet vollführte einen weiten Kreis in Höhe der gegnerischen Brust. Yonathan benötigte einen Augenblick, um zu begreifen, was geschehen war.
    Während Felin schon wieder nach neuen Angreifern Ausschau hielt, trat ein Ausdruck der Verwunderung in die Augen des Riesen und alle Farbe wich aus seinem Gesicht. Wie ein abgestorbener Baum stand er da, die Axt noch immer hoch erhoben. Dann löste sich der Griff seiner Hände, die Waffe polterte zu Boden. Der Oberkörper des Hünen folgte ihr nach, während der Rest des Rumpfes und die Beine leblos zur anderen Seite wegsackten.
    Yonathan fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Er wandte sich ab, gerade rechtzeitig, um sich seinerseits einem Gegner gegenüberzusehen, der mit rostigem Krummschwert auf ihn losstürmte.
    »Tu es nicht, es wäre dein Ende!«, rief Yonathan.
    Einen Moment lang zauderte der Schurke. Doch dann erwiderte er mit öligem Grinsen: »Du willst mir nur meine Belohnung verderben, aber du jagst mir keine Angst ein mit deinem Zauberstab. Nimm das hier…«
    Mit den letzten Worten hatte er das Schwert zum tödlichen Streich erhoben. Schon sauste die Waffe auf Yonathans Hals zu, als der tat, was getan werden musste, wollte er nicht sein Leben der Torheit dieses Mannes opfern. Er riss Haschevet in die Höhe, um den Schwertstreich abzufangen. Er wusste genau, was im nächsten Moment geschehen würde, und schloss die Augen.
    Ein blauer Blitz leuchtete auf. Ein erstickter Schrei entwand sich der Kehle des kleinen Halunken. Yonathan wagte nicht die Augen zu öffnen. Als er es endlich doch tat, fand er ein schrecklich vertrautes Bild vor: Zu seinen Füßen rauchte ein Häuflein Asche, in dessen Mitte ein zerbrochenes Krummschwert lag.
    »Sie fliehen.« Die knappe Feststellung stammte von Yehsir.
    »Haschevets Aufflammen hat sie endgültig davon überzeugt, dass sie hier nichts zu gewinnen haben«, stellte Felin fest. Während er auf Yonathan zutrat, die gewaltige Klinge Bar-Schevets in seiner Rechten, musterte er mit ausdrucksloser Miene den Aschehaufen, von dem eine dünne Rauchfahne aufstieg.
    Auch die anderen Gefährten fanden sich nach und nach an Yonathans Seite ein. Dieser atmete tief durch und versuchte einen klaren Verstand zu bekommen. In seinem Kopf drehte sich alles und es dauerte einen Herzschlag zu lang, bis er die Gefahr erkannte.
    »Da ist noch einer!«, schrie er, fuhr herum und wies auf einen Busch hinter ihnen.
    »Zu spät!«, erklang von dort eine hässlich dünne Stimme und der Oberkörper eines Mannes hob sich aus dem Geäst. Ein Auge war von einer Binde verdeckt, aber das verbliebene reichte ihm offenbar, um den kurzen Pfeil seiner Armbrust auf die Reise zu schicken.
    Dies war einer jener Augenblicke in Yonathans Leben, die sich seinem Gedächtnis, trotz schnellster Abfolge der Ereignisse, in jeder Einzelheit einbrannten.
    »Nein!«, brüllte Gimbar und warf sich schützend vor Yonathan.
    Felin stürzte sich auf den Schützen. Zwei, drei schnelle Schritte und als er bemerkte, dass er zu spät kommen würde, schleuderte er das Schwert.
    Bar-Schevet flog wie ein zu Stahl gewordener Blitz auf den einäugigen Mann zu. Die Flugbahn des Schwertes war wie die eines Falken – tödlich schnell, aber in jeder Einzelheit wahrnehmbar. Der riesige Zweihänder traf genau mit der Spitze auf die Brust des Mannes, tauchte samt Griff hinein und setzte dann ohne Verzögerung seinen Flug fort, bis er schließlich tief in einem Felsen stecken blieb.
    Ason starrte entsetzt, beinahe empört auf seine Feinde, die blutigen Hände vor das Loch in der Brust gepresst. Eine Frage schien ihm ins aschfahle Gesicht geschrieben, aber er sagte nichts. Yonathan spürte die Verwirrung des Piraten und dann fühlte er etwas anderes, etwas, das ihn mit kaltem Schauer erfüllte: Triumph! Eine Welle boshafter Genugtuung stieg in Ason auf, ein vom Hass getragenes Siegesgefühl. Dann brach der Einäugige zusammen und verschwand hinter dem Busch.
    Yonathan war verstört. Warum dieses plötzliche Gefühl der Befriedigung im Geist des hinterhältigen Mörders?
    Gimbar, der noch immer schützend vor Yonathan stand, wankte plötzlich. Er griff sich suchend an den Rücken. Dann sahen es auch die anderen: Unterhalb seines Schulterblattes steckte der Pfeil. Gimbars Hand fand das Geschoss und zog daran. Ein Schwall roten Blutes folgte. Dann drehte sich Gimbar zu Yonathan um,

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