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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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gewandelt. Nur wenige Erhebungen waren hier und da am Horizont zufinden. Im Übrigen war die Wüste flach wie ein Brett.
    »Hier begann früher die Steppe«, erklärte Yehsir und in seiner Stimme lag so etwas wie Heimweh. »Bevor diese Gegend ein Teil der Mara wurde, erstreckte sich das Grasland von hier bis weit in die Ostregion hinein. Gan Mischpad lag mittendrin. Als dann der Fluch Yehwohs über dieses Gebiet kam, schmolz die weite Steppe, in die einst meine Vorfahren flüchteten, auf die heutige Größe zusammen. Von dieser Zeit an liegt der Garten der Weisheit genau auf der Grenze zwischen Mara und dem Steppenland.«
    »Kannst du abschätzen, wie weit es noch bis Gan Mischpad sein wird?«, wollte Yonathan wissen.
    »Wenn ich die Sterne und den Orientierungsstein richtig lese, vielleicht noch drei Wochen.«
    »So lang!«, stöhnte Yomi auf.
    »Beruhige dich, Yo. Wir haben Wasser und Nahrung imÜberfluss. Der Rest der Reise wird dir wie ein Vergnügungsausflug vorkommen.«
    Gimbars Voraussage erwies sich lange Zeit als richtig. Obwohl die Sonne der Mara ihr mitleidsloses Wirken mit unverminderter Kraft fortführte, sorgten die gut bemessenen Vorräte doch für ein erträgliches Reisen. Der alte Rhythmus kehrte wieder ein. Früh am Morgen brach man auf, rastete in der glühenden Mittagssonne unter Zeltplanen und setzte die Wanderung bis nach Sonnenuntergang fort. Die flache Landschaft begünstigte das nächtliche Vorwärtskommen. Auf einem immer noch sandigen, aber festen Untergrund flog man beinahe dem Garten der Weisheit entgegen.
    Die vergangenen Wochen hatten Yonathan verändert, mehr als die ganze Reise davor. Er war reifer geworden. Den größten Anteil daran hatte sicherlich das Treffen mit Benel gehabt, aber auch die wundersame Rettung aus Abbadons Schwarzem Tempel und nicht zuletzt der Wandernde Garten waren Erfahrungen, die tiefe Eindrücke hinterlassen hatten. Obgleich Yonathan aus diesen Erlebnissen die feste Zuversicht gewonnen hatte, dass das Unternehmen gut enden würde, fragte er sich doch immer wieder nach dem Wie des Ausgangs.
    Aber nie ging ihm Bar-Hazzat aus dem Kopf. Hatte der dunkle Herrscher Temánahs wirklich schon aufgegeben? Das war mehr als unwahrscheinlich. Eines beunruhigte ihn besonders: Warum hatte es keinen Zusammenstoß mehr mit Sethur gegeben? Das ertrunkene Pferd im Wadi vor Abbadon war der letzte Hinweis auf den Verfolger gewesen. Seit dieser Zeit schien die Mara so leer wie ehedem zu sein. Aber Yonathan wollte das nicht glauben. Er ahnte, nein, er wusste, dass zwischen der Nasenspitze Kumis und dem Garten der Weisheit noch ein Hindernis stand: Sethur.
    Der Gedanke von einer Sanddüne verfolgt zu werden, schien so abwegig, dass Yonathan sich lange nicht getraute ihn auszusprechen. Zwanzig Tage waren vergangen, seit die Karawane die grünen Grenzen Ras’ überschritten hatte und wieder in die trostlose Landschaft der Mara hinausgetreten war, zwanzig verdächtig problemlose Tage. Als er dann am vergangenen Nachmittag die Düne entdeckt hatte, schien sie zunächst nicht mehr zu sein als eine auffällige Landmarke in dem hügellosen Einerlei der zur Wüste gewordenen Steppe.
    Jetzt, am darauf folgenden Tag, beschlich Yonathan mehr und mehr der Verdacht, diese einzelne Sanddüne sei von einem unheimlichen Eigenleben erfüllt. Lange hielt sie sich im Süden, weit hinter der Karawane. Dann aber schien sie aufzuholen, an der Karawane aus Menschen und Tieren vorbeizuziehen und schließlich auf einen Kurs zu gehen, der genau denjenigen Yonathans und seiner Gefährten kreuzte.
    Wie konnte das sein? Yehsir hatte zwar berichtet, dass Dünen in der Wüste durchaus wanderten – aber so schnell, so zielgerichtet und dann auch noch in einer Gegend, in der es eigentlich gar keine Dünen gab?
    Gegen Mittag zeigte sich am Horizont etwas, das die Frage nach dem Rätsel des unsteten Sandhaufens für einen Moment in den Hintergrund drängte.
    »Schau nur, Yehsir, diese helle Wolke, die da vorne über dem Boden hängt. Bekommen wir wieder mal schlechtes Wetter?«
    Yehsir brachte seinen Rappen zum Stehen. Er beschirmte die Augen mit der Hand und spähte nach Osten. Schließlich sagte er in seiner unnachahmlich sparsamen Weise: »Du hast sehr scharfe Augen, Yonathan. Was du dort siehst, ist Gan Mischpad, der Garten der Weisheit.«
    Yehsirs knappe Feststellung löste einen Freudentaumel unter den Gefährten aus. In glühend heißer Wüstensonne ließen sie sich aus den Sätteln gleiten, fiel sich in die

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