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Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters

Titel: Neschan 02 - Das Geheimnis des siebten Richters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Yonathan ungeduldig.
    »Ganz einfach: Wir dürfen mit Gatam sprechen. Wenn ich es richtig verstanden habe, dann ist Gatam der Haus-, Hof-und Zeremonienmeister, der Oberdiener Baltans und der Hüter der häuslichen Etikette. Wenn wir Gatam rumkriegen, dann können wir das Schiff entern.«
    »Piraten!«, warf Yomi dazwischen.
    »Wie hast du es denn geschafft, die beiden da rumzukriegen?« Yonathan deutete mit dem Kopf zu den Wachtposten.
    Gimbars Grinsen wurde noch eine Spur breiter. »Großes Piratengeheimnis, Yonathan!«
    »Ist vielleicht auch besser so. Also, dann wollen wir mal mit diesem Gatam sprechen.«
    »Da! Schau nur! Der Türklopfer!« Yomi deutete aufgeregt auf den kinderfaustgroßen Messingknauf. Es war die Gestalt des Klopfers, die Yomi so bemerkenswert fand. Er bildete einen Kopf mit vier Gesichtern – dem eines Menschen, eines Adlers, eines Löwen und dem eines Stieres. »Genau wie dein Stab.«
    Yonathan war die Form des Türklopfers nicht entgangen. »Ich hoffe ja auch, dass Baltan und ich der gleichen Sache dienen«, murmelte er und hämmerte den gebogenen Adlerschnabel mit Wucht gegen die Tür.
    Lange geschah nichts. Sie musterten das Tor aus Ebenholz, das senkrecht und waagerecht mit breiten, geschwärzten Metallbändern überzogen war. Wo sich die Bänder rechtwinklig kreuzten, waren spitze, eckige Nägel mit vergoldeten Köpfen ins massive Holz getrieben. Obgleich diese dunkle Holzwand aussah wie ein Nachthimmel voller golden funkelnder Sterne, war sie wuchtig und solide; nicht der kleinste Spalt war zu erkennen. Das Tor konnte wohl dem Ansturm einer ganzen Armee trotzen.
    Yonathan hatte das Gefühl, schon seit Stunden das Grinsen der beiden Torwachen zu ertragen, als sich endlich eine bisdahin unsichtbare Klappe in der Tür öffnete. Die Öffnung lag etwas oberhalb seines Kopfes in einem der zahlreichen Quadrate zwischen den Eisenbändern. Er musste sich recken, um das recht jugendliche Gesicht sehen zu können, das dort oben aufgetaucht war.
    »Aller Friede Neschans sei mit Euch«, grüßte Yonathan mit dem nötigen Respekt. »Seit Ihr Gatam?«
    Das hübsche, von dunklen Locken umrahmte Gesicht antwortete förmlich: »Das bin ich nicht. Aber das tut auch nichts zur Sache. Ihr solltet wissen, meine Herren, dass Baltan hier, vor seinem Haus, keine Almosen verteilt. Geht wieder in die Unterstadt, zum Neuen Hafen, dorthin, wo sich Baltans Großes Kontor befindet. Der großmütige Baltan ist bereit jedem, der arbeiten will, zu helfen. Heute, vor Sonnenuntergang, werdet Ihr es allerdings nicht mehr erreichen…«
    »Aber wir sind nicht gekommen, um Almosen zu erbitten«, rief Yonathan schnell, bereute sein Vorpreschen jedoch sogleich, denn die feinen Züge verhärteten sich zusehends.
    »Baltan empfängt keine Besucher ohne vorherige Anmeldung. Und als Diener der Pforte ist mir von einer solchen Anmeldung nichts bekannt. Vielen Dank, meine Herren – und noch einen schönen Abend.«
    Geräuschvoll nahm die Klappe wieder den Platz des Gesichts ein.
    Yonathan wandte sich zu seinen Freunden um. Yomi schien verdutzt, Gimbar eher belustigt. Dann betätigte er wieder den Türklopfer, diesmal mit aller Kraft.
    Nach viel kürzerer Zeit öffnete sich die Klappe erneut und ein äußerst ungehaltenes Gesicht erschien und blaffte: »Was erlaubt Ihr Euch! Die Ruhe Baltans ist von niemandem…«
    »Reg dich nicht auf, Sirgan! Die Jungen sind in einem Geheimauftrag unterwegs. Hol endlich Gatam, damit sie ihm erklären können, worum’s geht.«
    Yonathan empfand die befehlsgewohnte Stimme des Wachhabenden in seinem Rücken als Bereicherung. Endlich kam Bewegung in die Unterhaltung. Das Gesicht hinter der Klappe schielte zu Gimbar hinüber, der immer noch amüsiert dreinblickte.
    Dann schloss die Klappe sich laut und vernehmlich und hinter dem Tor hörten sie deutlich Schritte, die sich schnell entfernten.
    Es blieb Yonathan und seinen Freunden nicht viel Zeit sich einen neuen Plan zurechtzulegen. Wenn schon Baltans Lakaien so wenig gastfreundlich waren, wie musste es dann erst um ihren Herrn stehen?
    Doch die Klappe öffnete sich erneut. Das Gesicht, das nun erschien, war älter und würdevoller als das vorherige. Faltenumrahmte Augen blickten von oben über eine lange, dünne Nase hinweg zu Yonathan hinunter.
    »Almosen vergeben wir nur in der Unterstadt, direkt bei Baltans Großem Kontor«, verkündete eine gesetzte Stimme nach kurzem Taxieren der drei hartnäckigen Besucher.
    Yonathan atmete tief ein. »Aller

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