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Nesser, Hakan

Nesser, Hakan

Titel: Nesser, Hakan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Perspektive des Gaertners
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eingewanderten tschechischen Ingenieurs Jan Nedomansky und
seiner englischen Ehefrau Dagmar. Vater Jan ist bereits tot, als seine jüngste
Tochter heiratet, Mutter Dagmar stirbt im darauffolgenden Jahr. Es gibt eine
ältere Schwester, Anna. Abigail?, wundere ich mich. Warum dieser gekünstelte Name?
    Aron
Fischer hingegen ist der Sohn eines amerikanischen Soldaten, der im
Vietnamkrieg desertierte und schließlich in Frankreich landete - und einem
Mädchen aus Brest namens Esther Laugat. Thomas Fischer hat seine Frau bereits
verlassen, als Aron im Oktober 1970 zur Welt kommt.
    Nach
der Trauung verlassen die Fischers Frankreich und lassen sich in Mailand nieder,
wo Aron sich in verschiedenen Restaurants als Barkeeper und Koch versucht.
Ursula hat in La Rochelle eine künstlerische Ausbildung gemacht, sie versucht
zu malen, aber in erster Linie arbeitet sie, um die Familie zu ernähren - als
Kellnerin in verschiedenen Cafes, aber auch als Verkäuferin im Buchladen und
als Aushilfslehrerin. Tochter Judith wird im August 1993 geboren, im Januar des
folgenden Jahres zieht die junge Familie nach Freiburg in Süddeutschland. Hier
bleibt man wohnen, aber unter drei verschiedenen Adressen, bis zur Katastrophe
im Juli 1997.
    Aron
Fischers psychische Probleme sind bereits während der Zeit in Mailand
aktenkundig. Hinzu kommt noch Drogenmissbrauch, der in verschiedenen Zeiträumen
stattgefunden zu haben scheint. Es gibt eine Notiz, wonach er seine junge Frau
so heftig verprügelt haben soll, dass sie gezwungen war, ins Krankenhaus zu
gehen, der Zwischenfall datiert auf Heiligabend 1995 in Freiburg, aber sie
weigert sich, Anzeige zu erstatten. Über Ursula gibt es keine Aktenvermerke,
weder was psychische Instabilität betrifft noch Drogen.
    Anfang
Mai 1997 nimmt Ursula Fischer Kontakt mit einem Frauenhaus in Freiburg auf und
erklärt, dass sie Angst vor ihrem Mann hat und sich von ihm scheiden lassen
will. Sie fürchtet aber um ihr eigenes Leben und das ihrer Tochter, sollte ihm
dieser Wunsch zu Ohren kommen. Im Journal des Frauenhauses ist nichts darüber
notiert, dass Ursula physischer Gewalt ausgesetzt war (mit Ausnahme von
Heiligabend 1995), aber umso genauer sind Aron Fischers wiederholte Drohungen
und seine psychische Instabilität beschrieben.
    Ursula
besucht das Frauenhaus im Laufe des Mai und des Juni mehrere Male, ohne dass
eine Lösung gefunden oder ein Fortschritt gemacht wird. Mitte Juli fährt die
Familie zum Zelten in die Gegend von Berchtesgaden, und nach einigen unerträglichen
Tagen (Ursulas Worte während der Verhandlung), erklärt sie ihrem Mann endlich,
dass sie es nicht länger aushält und dass sie umgehend die Scheidung will.
    Der
betreffende Campingplatz liegt am Rande von Zettmar an einem kleinen See - in
dem es eine künstliche runde Insel gibt, nicht größer als fünfzig Meter im
Durchmesser. Frühmorgens, noch vor dem Morgengrauen, einen Tag, nachdem Ursula
ihren Standpunkt erklärt hat, zwingt Aron Fischer seine Frau und seine Tochter
dazu, in ein Ruderboot zu steigen und mit ihm auf die kleine Insel zu fahren
(wie genau das vor sich geht, ist ausführlich im Verhandlungsprotokoll
beschrieben). Er tötet seine Tochter, indem er ihren Kopf wiederholte Male
gegen einen Stein schlägt, dann gießt er Benzin über ihren Körper und zündet
sie an. Es ist seine Absicht, Ursula die gleiche Behandlung zuteil werden zu
lassen, aber es gelingt ihr, sich zu retten, indem sie an Land schwimmt. An der
Rezeption des Campingplatzes wird die Polizei alarmiert, und Aron Fischer wird
festgenommen, während er sich noch auf der Insel befindet, damit beschäftigt,
die Reste des geschändeten Körpers seiner Tochter mit den bloßen Händen
einzugraben. Er erklärt der Polizei sofort, dass er plant, auch seine Frau zu
töten, und wie schade es ist, dass sie ihn daran hindern wollen.
    Die
Gerichtsverhandlung wird auf Anfang September angesetzt und dauert zehn Tage.
Die Taktik der Verteidigung läuft darauf hinaus, Aron Fischer als geisteskrank
zu erklären - unfähig, für seine Handlungen einzustehen -, und das Auftreten
des Angeklagten im Gerichtssaal unterstreicht diese Auffassung zweifellos. Er
ist aggressiv und unbeherrscht und wiederholt mehrmals seine Drohung, seine
Frau zu töten und sie zu verbrennen, weil sie eine Hure ist. Mehrere Male muss
die Verhandlung unterbrochen werden, und als das Urteil endlich verkündet
wird - am 28. Oktober -, gibt es niemanden, der sich über den Spruch des
Gerichts wundert. Aron

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