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Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel

Titel: Nesthäkchen 09 - Nesthäkchens und ihre Enkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Else Ury
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will come, when they are full-dressed.«
    Das war zuviel für den Geheimrat. Er sprang auf. »So werde ich die Kinder holen.« Ehe seine Frau ihn zurückhalten konnte, war er hinaus.
    Nicht lange dauerte es, da erschien er wieder, an jedem Arm eine Enkelin. Anita in grüner, Marietta in mattrosa Seide. Anita lachend und strahlend, Marietta ein wenig schuldbewußt. Die Wolken auf des Großvaters Stirn waren verschwunden.
    »Ein Teufelsmädele, das Annele, macht mit ihrem alten Kavalier halt, was sie will«, lachte er. »Na, wo bleibt der Kuß, zum Dank, daß ich euch feierlich eingeholt habe?«
    »Doces - Süßes es gibt erst am Schluß von dinner«, lachte die Enkelin.
    Die beiden jungen Mädchen nahmen die ihnen angewiesenen Plätze ein. Anita zur Seite des Großvaters, Marietta neben der Großmama. Bittend legte Marietta ihre schmale Hand auf die der Großmama.
    »Großmama, bitte, nicht böse, morgen wir werden kommen zu Essen auf die Minute«, sagte sie entschuldigend.
    »Das wollen wir uns halt auch ausbitten, Mariele«, polterte der Großvater, aber er schmunzelte dabei. »Unsere Hausordnung lassen wir uns von zwei Tropenpflänzchen nimmer auf den Kopf stellen.«
    »Aber morgen im einfachen Hauskleid, Kinder, darum bitte ich. Unser Kohl und unsere Brühkartoffeln müßten sich ja vor solcher Eleganz schämen. In hellseidenen Kleidern geht man bei uns zum Ball.« Frau Annemarie war nicht gewöhnt, mit ihren Empfindungen zurückzuhalten.
    »Oh, in Brasilien kleine Babys tragen schon Seide, weil es ist am meisten leicht«, meinte Marietta erstaunt.
    »Wir haben fast nur Kleiders von Seide. Findet die Großmama nicht schön?« Anita machte ein noch viel erstaunteres Gesicht.
    O ja, ganz entzückend sahen sie beide aus. Marietta mit ihrem kastanienbraunen Haar, mit dem zarten Gesichtchen, wirkte wie ein Bild in blaßrosa Rahmen. Mit Gewalt löste die Großmama die Augen von der liebreizenden Enkelin und ließ sie zur Suppenterrine wandern.
    »Frau Trudchen wird so gut sein, euch die Suppe heute noch mal aufzuwärmen. Seid ihr wieder unpünktlich, müßt ihr mit kalter Speise fürliebnehmen«, sagte sie scherzhaft. »Oh, wir nicht brauchen Suppe. Nicht Jetta, nicht mich liebt Suppe. Werden wir essen gleich Pasteten«, schlug Anita vor.
    »Pasteten - was für Pasteten?« Die Großmama lachte ihr herzliches, noch so jung klingendes Lachen.
    »Gibt es nicht Pastete in deutsche Land?«
    »Freilich, halt zu Gesellschaften. Aber nit bei einem bürgerlichen Mittagessen, Annele«, erklärte der Großpapa.
    »Oh, ist sehr schade«, bedauerte die Enkelin. »Pastete ich esse mehr lieb als Suppe.« Frau Trudchen brachte die gewärmte Suppe. »Jotte doch!« sagte sie und faltete andächtig die Hände über der steifen, weißen Schürze, als sie die jungen Mädchen in ihrem Staat erblickte.
    »Ja, Trudchen, vor solchen feinen Kleidern müssen wir uns mit unserem einfachen Essen verstecken, nicht wahr?« meinte Frau Hartenstein lustig.
    Frau Trudchen nahm Spaß für Ernst. »Is man jut, Frau Jeheimrat, daß Kunze noch die Mathilde jeschlachtet hat.« Bei Geheimrats hatten alle Hühner Namen und gehörten zur Familie. »Und 'n Flammerli hab' ich auch noch jemacht für die lieben Kinderchen.« »Na, mit der gebratenen Mathilde und einem Flammerli werden wir ja allenfalls vor den Seidenkleidern bestehen können«, lachte die Großmama. »Wie geht es denn Ihren Pflegebefohlenen, Trudchen? Lassen sie es sich schmecken?«
    »Ach Jott, das Lotteken, das is ein liebes Ding. Wenn es keine Sünde wäre, möchte man wünschen, daß sich ihre Verwandten jar nich erst melden würden auf die Annonce in der Zeitung, wo unser Herr Jeheimrat jemacht hat. Kunze und ich, wir täten sie jleich behalten. Aber was der Affe is, Frau Jeheimrat, das is 'n Theater. Und was der Homer ist, scheint ja soweit janz jutartig zu sein.«
    »Na, das ist ja schön, daß Sie sich mit der exotischen Einquartierung abfinden. Nun bringen Sie uns die Mathilde«, beendete Frau Annemarie die etwas weitschweifigen Ausführungen der Getreuen. Denn wenn Frau Trudchen erst mal aufgezogen war, fand sie so leicht kein Ende.
    Die Mathilde erschien, goldbraun und knusprig. Der Großvater, als geübter Chirurg, zerlegte sie eigenhändig mit der Geflügelschere. Großmama teilte jedem auf. So war's im Hause ihrer Eltern Brauch gewesen, so hielt sie's auch. Die gute, alte Sitte hatte sie beibehalten. Die Enkelkinder machten große Augen.
    »Ißt der Großpapa ganz allein das

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