Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition)
bekommen.«
»Ich weiß
nur das, was du mir erzählt hast. Ich habe keine Beweise. Warum sollte ich denn
etwas von ihm bekommen?«
»Das darfst
du mich nicht fragen, das weiß ich nicht.« Sven Biedermann machte eine kurze Pause,
ehe er mit nachdenklicher Stimme weitersprach: »Mich würde nur interessieren, ob
du wirklich so ahnungslos bist, wie du tust, oder ob ich einen Grund habe, eifersüchtig
zu sein.«
»Jetzt komm,
sei nicht albern. Du meinst doch nicht, dass ich mit diesem …«
»Genau das
meine ich. Zumindest ziehe ich es als Möglichkeit in Betracht.«
»Was hätte
ich mit ihm sollen? Er war alt und unsympathisch.«
»Alle Männer
werden attraktiv, wenn’s ums Geld geht.«
»Du spinnst«,
wehrte sich Sonja Friedl energisch. »Schön langsam glaube ich, einer von euch hat
diese Geschichte erfunden, er oder du, um mich zu ärgern.«
»Bestimmt
nicht Sonja, er hat es ernst gemeint. Hab einfach ein wenig Geduld. Die Sache wird
sich von selbst aufklären, du wirst schon sehen.«
Sonja lachte
gereizt auf. »Und dann werde ich wegen Mordes angeklagt, oder wie? Vielleicht hast
ja du ihn umgebracht. Könnte doch sein. Um mir einen kleinen Gefallen zu machen,
bei dem für dich letzten Endes auch etwas herausspringt.«
»Bitte beruhige
dich und lass solche Hirngespinste! Demnächst wird die Polizei vor der Tür stehen
und uns allerlei Fragen stellen, unter Umständen schon bei der heutigen Probe. Uns
gegenseitig zu beschuldigen ist dann wohl das Dümmste, was wir tun können.«
»Mein Gott,
die Polizei! Sie darf auf keinen Fall etwas von dem Geldsegen erfahren, der da auf
mich zukommen soll, sonst bin ich gleich erledigt.«
»Eben. Also
spielen wir einmal Häschen und wissen von nichts. Wenn du später wirklich durch
Walters zu Geld kommst, behauptest du einfach, dass du an so etwas nie im Leben
gedacht hättest. Wer will dir das Gegenteil beweisen? Und noch etwas: Wir müssen
ab jetzt eisern zusammenhalten. Ich nehme an, dass Walters an dem Tag gestorben
ist, wo wir unseren Jux hatten und er nicht mehr zur Probe erschienen ist. Das war
der vorige Freitag. Wir waren damals die ganze Nacht beisammen, hast du verstanden?«
»Ich weiß
nicht, mir kommt im Augenblick alles so … kompliziert vor. Bitte, hilf mir, Sven.
Komm und hol mich ab. Ich brauche dich!«
»Und das
Gerede der anderen? Gerade jetzt, in einer solchen Situation?«
»Ist mir
egal. Bitte, bitte, komm! Dann kannst du mir auch alles noch einmal genau erklären.«
»Na gut,
dann hole ich dich eben ab. Sagen wir in einer halben Stunde«, schlug Sven Biedermann
vor. Aus seiner Stimme war so etwas wie Genugtuung herauszuhören.
*
Fritz Stössl war klein von Wuchs
und wirkte auch nicht gerade kräftig. In seinem Kostüm sah er wie eine Miniaturversion
des tapferen Schneiderleins aus. Dennoch stellte er sich Leopold und Korber mutig
entgegen, als sie sich auf den Probenraum zubewegten. »Wohin des Weges, Fremder?«,
fragte er unerbittlich.
»Das ist
kein Fremder, Fritz. Das ist Leopold, der Oberkellner vom Café Heller«, belehrte
ihn Korber. »Er möchte sich nur einmal kurz bei uns umschauen.«
»Vertrauen
ist gut, Kontrolle ist besser«, stellte Stössl in seiner gewohnt gekünstelten Art
klar. »Ich bin der Hüter dieser Räumlichkeiten!«
»Ich bin
nur einen Sprung mit Thomas mitgekommen«, erklärte Leopold. »Jetzt war ich schon
so oft bei den Versammlungen eurer Theatergruppe im Kaffeehaus dabei, das hat mich
neugierig gemacht.«
»Bis hierher
und nicht weiter! Eintritt nur für Mitglieder«, ließ sich Stössl nicht beeindrucken.
»So seien
Sie doch nicht gleich nervös«, versuchte Leopold, ihn zu beruhigen. »Ich bin auch
immer so heikel auf die Dinge bei uns im Kaffeehaus, für die ich verantwortlich
bin. Deshalb bin ich es gewohnt, zu schauen, ob alles seine rechte Ordnung hat.
Und dabei wollten Thomas und ich Ihnen ein wenig helfen.«
»Wobei?«,
fragte Stössl ungläubig.
»Bei der
Ordnung. Haben wir vergessen, Ihnen das zu sagen? Sie wissen ja wahrscheinlich bereits,
dass Herr Walters unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen ist. Ich vermute,
dass die Polizei demnächst hier auftauchen und bedauerlicherweise Ihre Probe stören
wird. Man wird jeden Einzelnen verhören, aber auch der Probenraum wird genauestens
inspiziert werden. Wenn da eine Unordnung herrscht und wichtige Beweismittel verschwunden
sind, kann ich mir schon denken, an wem das hängen bleibt.«
»So? An
wem denn?«
»Na, an
Ihnen!« Leopold
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