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Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Nett ist die kleine Schwester von Scheiße

Titel: Nett ist die kleine Schwester von Scheiße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Niazi-Shahabi
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musst du dich von dem Ziel von einem Tag auf den anderen trennen können.
    Wonach sich die Leute wirklich sehnen, ist sich zu entfalten. Sich zu entfalten, bedeutet, die Stärke in sich selbst zu finden – nicht in einem äußeren Ziel. Flexibel und lebendig zu bleiben, das heißt unabhängig davon zu werden, was ich erreicht oder nicht erreicht habe, was andere von mir erwarten und über mich sagen. Entfalten kann man sich nur, wenn man nicht an den Bildern klebt, sich also nicht mit seinen Rollen als Schriftsteller, Mutter, Zen-Meister, Handwerker, Journalist oder Lehrer verwechselt.«
     
Sich zu entfalten, heißt immer,
aus dem Rahmen zu fallen.
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    Sich zu sehr anzupassen, macht aber nicht nur unglücklich, sondern sogar krank. Bo behandelt in seinem Gesundheitszentrum etwa 40 Patienten am Tag, die meisten haben Schmerzen und Verspannungen.
    »Schmerzen und Verspannungen sind die direkte Folge davon, dass wir unseren Impulsen nicht folgen. Wenn wir uns aber auf Dauer verleugnen, weil wir bei Kollegen und Familie beliebt sein wollen, bekommen wir vor allen Dingen Probleme mit dem Magen, dem Herz und den Nieren. Zum Beispiel bekommt jemand, der ständig gegen einen inneren Widerstand bei der Arbeit zu Kollegen oder seinem Chef freundlich ist oder zu Hause zu seiner Frau, seinem Mann oder seinen Eltern nett ist, irgendwann Magenprobleme. Auf der körperlichen Ebene sieht das dann so aus: Man passt sein Verhalten an, spürt aber den Widerstand und produziert mehr Magensäure, um diesen Widerstand ›aufzulösen‹.
    Auch wenn jemand zu unsicher ist, hält er die Energie in seinem Magen. Wenn er sich zum Beispiel nicht traut, seine Meinung zu sagen, weil er Angst hat, die Menschen, die das betrifft, zu verlieren, oder weil er seine Position behalten und kein Außenseiter werden will.
    Kürzlich war eine Frau bei mir, die unter starken Magenschmerzen litt. Sie erzählte, dass sie ihre Kollegen hasse, weil sie oberflächlich und laut seien, doch sie müsse, wenn im Büro Fröhlichkeit gefordert sei, immer mitlachen. Sie fragte mich, ob ich den Satz ›Die Schönheit kommt von innen‹ kennen würde. Als ich bejahte, meinte sie: ›Aber die Kotze, die kommt auch von innen.‹
    Es gibt auch noch die Variante, dass jemand nicht nur sein Verhalten anpasst, sondern auch seine Emotionen: Dass einer traurig ist, wenn jemand anders jammert, dass er fröhlich ist, wenn andere fröhlich sind, dass jemand wirklich emotional ganz dabei ist und es ihm nicht mehr bewusst ist, wie sehr er sich dabei anpasst. Wer das macht, fühlt sich irgendwann innerlich leer. Und um diese Leere zu füllen, beginnt er zu essen, das heißt, er wird dick.
    Insgesamt kann man sagen: Wer nicht wirklich lebt, sich nicht wirklich ärgert und freut, dessen Hormone werden nie hochgekurbelt, das heißt, die Hormone funktionieren nicht richtig. Wozu sollen unsere Hormone schließlich arbeiten, wenn wir uns doch immer nur zurückhalten? Das schafft jedoch wieder andere gesundheitliche Probleme, zum Beispiel mit den Nieren. Die meisten Krankheiten entstehen durch Stagnation. Stagnation entsteht, wenn wir uns zu gut benehmen.«
     
»Heute habe ich schlechte Laune –
macht euch auf was gefasst!«
Thich Bo Hoang
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    Würden wir mehr auf unseren Körper hören, könnten wir viele gesellschaftliche Regeln nicht mehr einhalten. Der größte Verlust, den wir erleiden, wenn wir versuchen, alles richtig zu machen, ist der von Sinnlichkeit. Gerade in Deutschland ist das Körperliche sehr verpönt, man vermeidet es, sich gehen zu lassen und seinen Genuss in der Öffentlichkeit auszudrücken, das heißt zum Beispiel im Restaurant zu schmatzen oder im Kino laut zu lachen. Man starrt auch niemandem hinterher, den man auf der Straße sexy findet, geschweige denn, dass man es demjenigen auch noch hinterherruft.
    Bos Meinung nach behaupten viele Menschen, dass sie gerne sinnlicher wären – wollen aber den Preis dafür nicht zahlen. »Man ist nur sinnlich, wenn man aus dem Rahmen fällt. Nur dann macht man die Erfahrung von starker Ablehnung oder starker Anziehung – je nachdem. Wer große Angst vor Ablehnung hat, verzichtet auch auf die gegenteilige Erfahrung, nämlich andere Menschen stark anzuziehen.
     
Sich schlecht zu benehmen,
heißt lebendig und sinnlich zu sein.
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    Es ist erstaunlich, wie viele Menschen dem Irrtum unterliegen, dass nur geliebt wird, wer seine Impulse unterdrückt. Doch das Gegenteil ist der Fall. Ngo, unser Akupunkturmeister, zum

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