Neue Zeit und Welt
gesehen.« Beauty dachte an die damalige schwere Zeit zurück. »Die Stadt draußen scheint sich aber nicht verändert zu haben.« Er schwieg kurze Zeit. »Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal hierher zurückkomme.«
»Jedenfalls nicht durch den Eingang, Beauté Centauri, wie?« sagte D’Ursu lachend und rieb sich am Türknopf den Rücken.
»Fürchtest du, erkannt zu werden?« fragte Aba.
Beauty schüttelte den Kopf.
»Damals hat mich niemand gesehen. Ich war nur im Fluss und in den Tunnels. Ich habe Angst um Rose und Joshua. Sie war hier bekannt, und seine Anfälle sind eine ständige Bedrohung seiner Sicherheit.«
»Wie sollen wir sie finden?«
»Als Abgesandte des Königs, wie sonst?« knurrte D’Ursu. »Wir werden uns in der Festung frei bewegen können.«
Aba sah ihn zweifelnd an.
»Ich habe mir die Lage der Räume in den Plänen von damals genau gemerkt«, sagte Beauty. »Wenn wir hier einmal für uns sein können, glaube ich zu wissen, wo ich suchen muss.«
»Man wird uns die Schlüssel zu der Stinkstadt geben«, versicherte ihnen D’Ursu.
»Das wird wenig Zweck haben, wenn wir die zu diesem Zimmer nicht bekommen«, meinte Aba.
Das Schloss knackte, die Tür wurde plötzlich aufgerissen, und D’Ursu stürzte zu Boden. Herein kam ein stämmiger, kräftig gebauter Neuromensch, von Kopf bis Fuß mit Reptilschuppen bedeckt. Er zog D’Ursu mit einer einzigen Bewegung mühelos hoch und trat der Gruppe gegenüber.
»Ich bin Ninjus«, sagte er mit einer Stimme, als scharre eine Feile über rostiges Eisen. »Ich bin Leiter des Sicherheitsdienstes. Bitte, teilt mir mit, um welche Geschäfte es sich handelt.«
»Zahllose Wünsche für deine Königin.« D’Ursu verbeugte sich übertrieben tief. »Ich bin D’Ursu Magna, Oberhauptmann von Jarl, dem Bären-König. Das sind meine Begleiter, Beauté Centauri und Aba. Hier unser Dokument.« Er reichte Ninjus das zusammengerollte Papier, das er bei Antritt der Reise umgegürtet hatte. Ninjus erbrach das Siegel, entrollte das Pergament, warf einen Blick darauf und schnüffelte lange.
»Riechen heißt glauben, wie?« sagte D’Ursu glucksend. Das Papier verströmte Jarls Witterung.
»Also gut«, knurrte Ninjus. »Was wollt ihr?«
»Wir möchten ein Bündnis zwischen eurer Königin und unserem König vorschlagen. Grob gesprochen, ihr würdet uns jetzt bei unserem Kampf gegen den miserablen Dogen helfen, während wir es uns angelegen sein ließen, seine miserablen Menschen für eure Harems und Experimente zu liefern. Wir müssten freilich die genauen Einzelheiten mit der Königin selbst besprechen.«
»Freilich«, sagte Ninjus mehr zu sich selbst als zu den anderen. Dann sagte er lauter: »Worum kämpft ihr mit dem Volk von Venice?«
D’Ursu wurde grimmiger.
»Der Doge ist wie das Eis: kalt, blind und ohne Tugend.«
»Verstehe«, sagte Ninjus. »Nun, wir müssen das im Rat besprechen. Ihr seid unsere willkommenen Gäste, bis eine Entscheidung gefallen ist. Osi führt euch zu euren Zimmern.«
Bevor jemand antworten konnte, drehte er sich um und verließ den Raum. Gleich danach trat ein hochgewachsener, dunkelhäutiger und muskulöser Vampir ein.
»Ich bin Osi«, sagte er. »Begleitet mich, bitte.«
Zwei Rampen und drei Korridore danach fanden sie sich in einer Vier-Zimmer-Suite wieder – für jeden ein Schlafzimmer mit Verbindungstür zu einem geräumigen, behaglichen Arbeitszimmer.
Osi blieb unter der Tür noch einmal stehen.
»Bitte, verzeiht den zunächst etwas barschen Empfang. Wir … wir sind Besuch nur selten gewohnt.« Er schien sich mehr an Aba als an die anderen zu wenden, obwohl allem Anschein nach D’Ursu der Leiter der Delegation war.
Aba erwiderte Osis durchdringenden Blick. Der Vampir-Sire war ein eindrucksvolles Wesen – über zwei Meter groß, kahlköpfig, violette Augen, ein Muster an Selbstsicherheit. Aba entblößte unwillkürlich den Hals und antwortete dann dem Vampir-Gastgeber.
»Ich versichere Euch als demütiger Gast, dass wir beabsichtigen, nicht aufzufallen.«
Osi verbeugte sich.
»Geehrte Gäste – fühlt euch hier wie zu Hause.« Wieder sah er Aba an.
D’Ursu gähnte breit.
»Im Augenblick habe ich Hunger«, sagte er.
Osi sagte zu dem Bären, ohne den Blick von Aba abzuwenden: »Man wird für alles sorgen. Bitte, betätigt die Glocken an Euren Betten, wenn Ihr irgend etwas braucht.« Er verbeugte sich erneut und ging.
Als sie allein waren, setzten sie sich in das Arbeitszimmer und besprachen den Fortgang der
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