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Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition)

Titel: Neumondkuss: Ein Vampirroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Tür und setzte ihren Fuß auf die Matte mit dem Herzen. »Vielleicht solltest du deine Brille besser wieder aufsetzen. Ich meine nur, weil du dann bestimmt etwas klarer siehst.«
    Leo schnaubte verächtlich.
    »Entschuldige. Das war kein guter Witz«, sagte Jolin. »Es tut mir wirklich leid. Ich wollte dich nicht verletzen. Und ich hoffe, dass es unser Projekt nicht belastet.«
    Leonhart zwang ein Lächeln in sein Gesicht. »Keine Sorge«, sagte er. »Ich hab mich bestens im Griff.«

    Jolins Reflex war, Anna anzurufen. Erst als sie das Handy zwischen den Fingern hielt und den Nummernspeicher aufrufen wollte, wurde ihr klar, dass sie das auf keinen Fall tun durfte. Anna würde ausflippen, wenn sie es hörte, und womöglich alles hinschmeißen. Die Vorstellung, das Projekt mit Leo allein zu Ende führen zu müssen, behagte Jolin ganz und gar nicht. Seufzend schob sie das Handy in ihre Tasche zurück. Wieder etwas, mit dem sie allein fertig werden musste, aber gut, das war sie ja gewohnt.
    Während sie zur U-Bahn-Station lief, versuchte sie sich zu sammeln. Bei genauerer Betrachtung konnte man dem Ganzen auch etwas Positives abgewinnen. Wenn Leo in sie verliebt war, würde er sicher nichts tun, das ihr schadete. Blieb nur zu hoffen, dass sein Geständnis ihre Beziehung nicht vergiftete. Jolin jedenfalls war fest entschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen und sich ihm gegenüber genauso zu verhalten wie immer. Dann würde sich bestimmt schon bald alles normalisieren und Leo vielleicht … hoffentlich … seine Aufmerksamkeit irgendwann auf Anna richten.

    Es dämmerte bereits, als Jolin vor ihrer Haustür ankam. Der Himmel hatte sich zum späten Nachmittag hin zugezogen, und es sah ganz so aus, als ob es mit der frühlingshaften Witterung nun doch schon wieder vorbei war. Schade, dachte Jolin. Bei Sonnenschein ließen die Menschen sich leichter einfangen und für eine Sache begeistern als bei Regen. Andererseits konnte sich in anderthalb Tagen noch viel ändern, auch das Wetter.
    Jolin musste lächeln, das Prinzip Hoffnung war ihr mittlerweile offenbar zur zweiten Natur geworden.
    Sie stieg die Treppen hinauf und trat in die leere Wohnung. Paula hatte einen Termin im Aufnahmestudio, und Gunnar würde nicht vor den Achtuhrnachrichten zu Hause sein.
    Jolin streifte die Sneakers ab und ging in ihr Zimmer. Sie ließ sich aufs Bett fallen und überlegte, wie sie den Rest des Tages am besten rumbringen könnte. Vielleicht sollte sie lesen oder ein wenig fernsehen, aber das lenkte sie zurzeit leider am wenigsten ab. Für die Schule hatte sie bereits alles erledigt, blieb eigentlich nur Aufräumen.
    Sofort sprang Jolin wieder auf, um mit dem Schreibtisch zu beginnen. Sie sortierte ihre Unterlagen in die dafür vorgesehenen Schubladen, füllte den Papierkorb mit unwichtig gewordenen Notizen, wischte Krümel von der Arbeitsfläche und staubte die Lampe ab. Zu guter Letzt raffte sie die herumliegenden Klamotten zusammen, um sie in den Wäschekorb zu stopfen, musste jedoch feststellen, dass der bereits vollkommen überfüllt war.
    »Ma, es geht wirklich bergab mit uns«, murmelte sie und lächelte in sich hinein. »Aber ich gebe zu: Als nicht ganz so perfekte Hausfrau bist du mir absolut nicht unsympathisch.«
    Jolin angelte die Plastikwanne vom Badezimmerschrank, füllte sie mit Buntwäsche und lief in den Keller hinunter. Vielleicht hatte sie Glück, und eine der drei Maschinen war frei.
    Jolin lehnte die schwere Metalltür nur leicht an und bog in den schmalen, spärlich beleuchteten Gang ein, der von den privaten Gitterparzellen weg zu den großen Kellerräumen führte, die von allen Hausbewohnern genutzt werden konnten. Natürlich war es albern, aber Jolin fühlte sich immer ein wenig unbehaglich hier unten. Mit schnellen Schritten hastete sie auf den Heizungsraum zu, an den sich der Trockenraum anschloss. Die Waschmaschinen standen ganz vorn in einer Nische nur einen Sprung von der Tür entfernt.
    Keine der Maschinen lief, also nahm Jolin gleich die erste und stopfte den Inhalt der Wanne in die Trommel. Sie füllte Waschgel in das Schubfach, stellte ein Vierzig-Grad-Programm ein und drückte den Startknopf.
    Als sie in den Heizungsraum zurücktrat, war das Licht im Gang bereits wieder ausgegangen. Das rote Lämpchen im Lichtschalter an der gegenüberliegenden Wand flackerte. Jolin huschte hinüber und wollte gerade ihre Hand darauflegen, da bemerkte sie einen Schatten, der den Gang hinunter in Richtung Ausgang

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