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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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steckte den Zettel in das Buch übers Kanufahren, damit er nicht verloren ging.
    „Kanufahren?“ Stacy warf einen Blick auf den Buchumschlag in meiner Hand. „Ich dachte, Sie mögen kein Wasser.“
    Ich sagte ihr, dass das normalerweise auch so sei.
    Aber ich hatte mich entschieden, herauszufinden, ob ich nicht vielleicht lernen konnte, es zu mögen.
    Leslie war ausgesprochen sprachlos, als ich ihr sagte, weshalb Brad wirklich aus New York fortgegangen war – nämlich um von der Frau wegzukommen, in die er sich zu verlieben fürchtete.
    „Glaubst du ihm das?“, gab Leslie zurück.
    „Dass er deshalb weggegangen ist?“
    „Nein, dass er nicht mit ihr geschlafen hat.“
    Der Punkt war, dass ich es tat. Ich glaubte ihm.
    „Klingt ja ganz so, als wolltest du ihm verzeihen“, entgegnete sie.
    Im Geiste sah ich wieder meine Mutter vor mir, die mir mit zugewandtem Rücken sagte, dass man Menschen, die man liebe, nicht einfach so aufgäbe. Auch dann nicht, wenn sie einen verließen. Und nicht einmal dann, wenn sie einem richtig wehtäten.
    „Ja, wahrscheinlich schon.“
    „Meinst du nicht, dass das ziemlich schwer werden wird?“, wandte sie ein.
    „Aber ist es nicht schon die halbe Miete, wenn man es wirklich will?“
    „Wahrscheinlich. Und was ist, wenn er das gar nicht will?“, fragte Leslie. „Was ist, wenn er gar nicht will, dass du ihm verzeihst?“
    Ich lehnte mich auf dem Sofa zurück, während die untergehende Sonne alles bernsteinfarben färbte. „Es liegt nicht in meiner Hand, was er will und was nicht. Ich kann ihn nicht glücklich machen, wenn er es nicht will.“
    Eine Zeitlang sagten wir beide nichts.
    „Und was wirst du jetzt tun?“, fragte Leslie schließlich.
    „Also, eigentlich war es Mama, die mir geholfen hat, das herauszufinden.“
    „Echt jetzt?“
    „Ja, im Ernst. Ich glaube, dass Mamas Unverwüstlichkeit von etwas herrührt, das sie uns nie gezeigt hat. Wir glauben, dass sie so schroff ist, weil sie im Grunde arrogant und aufdringlich ist. Aber ich frage mich inzwischen, ob ihre Schroffheit nicht ganz woanders herkommt.“
    „Ich habe keine Ahnung, worauf du hinauswillst“, erwiderte Leslie.
    Dazu sagte ich aber nichts weiter, denn meine Mutter hatte mir in dem Moment allem Anschein nach etwas sehr Persönliches preisgegeben.
    „Ich möchte Brad beistehen, Leslie. Ich möchte ihn unterstützen und seine beste Freundin sein. Er hat es im Moment wirklich schwer. Ich werde ihm Zeit und Raum lassen, sich zu erholen und nachzudenken. Aber ich werde ihn nicht gehen lassen.“
    In dem Augenblick, als ich das meiner Schwester gegenüber ausgesprochen hatte, wurde mir klar, dass ich mit der Entscheidung, die ich getroffen hatte, zufrieden war. Dass ich wirklich herausfinden wollte, was es bedeutet, jemanden bedingungslos zu lieben. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit hielt ich mich für mutig.
    „Aber was ist, wenn am Ende er dich gehen lassen will?“, sagte Leslie zögerlich.
    Ich überprüfte meine eigene Entschlossenheit. „Ich werde nicht aufgeben.“ Damit hatte ich im Grunde ihre Frage nicht beantwortet, und das wussten wir auch beide, aber sie ließ es mir durchgehen.
    „Und hast du auch einen Plan, wie du bei all diesen Dingen vorgehen willst?“, fragte Leslie. „Ich meine, diese Sache mit dem Unterstützen und Beistehen, wenn ihr so weit voneinander entfernt lebt?“
    „Also, für den Anfang werde ich am Samstag erst einmal Kanu fahren gehen.“
    „Du? Kanu fahren?“
    „Ich habe mich heute bei einem Lehrer angemeldet, der mir garantiert hat, dass ich lernen kann zu genießen, auf dem Wasser zu sein. Er ist auch Angler und kann mir zeigen, wie man angelt, wie man den Fisch vom Haken macht und wie man stundenlang herumsitzt und darauf wartet, dass einer anbeißt. Brad fühlt sich auf dem Wasser wie zu Hause, und ich glaube, mir ist nie klar gewesen, wie sehr.“
    Leslie schwieg, und einen Moment lang war ich nicht sicher, ob unser Gespräch unterbrochen worden war.
    „Ich versteh das nicht“, meinte sie schließlich. „Du hast doch gerade gesagt, dass du nicht für Brads Glück verantwortlich bist. Wieso willst du dann plötzlich Kanu fahren lernen? Das ist doch etwas, das er liebt. Du dagegen hasst das Wasser.“
    „Aber ich will es nicht mehr hassen, Leslie. Ich möchte keine Angst mehr davor haben. Ich mache das nicht für ihn, sondern ich tue es für mich. Ich möchte nicht mehr, dass Angst zwischen Brad und mir steht. Nicht einmal diese unbedeutende kleine

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