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Neun Tage Koenigin

Neun Tage Koenigin

Titel: Neun Tage Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Meissner
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an?“
    Ich nickte.
    „Versprochen?“
    Ich nickte ein zweites Mal.
    Molly lächelte, und an ihrer Miene war abzulesen, wie erleichtert sie war. „Gut.“ Eine winzige Falte bildete sich über ihren Augen. „Nur noch eins: Er ist …“, aber sie sprach nicht weiter.
    „Er ist was?“
    In dem Augenblick kam ein gelbes Taxi an den Bordstein gefahren und hielt an.
    Sie schüttelte den Kopf, und die Falte verschwand. „Ach, ist auch egal. Ich glaube, du machst das Richtige. Das Klügste.“
    „Ja, wahrscheinlich. Danke für das Essen.“ Ich umarmte sie zum Abschied und stieg in das Taxi.
    „Ruf mich an, und halte mich auf dem Laufenden, ja?“, rief sie mir noch nach, als ich die Tür zuschlug. Ich winkte noch kurz zum Abschied.
    Ich hatte vergessen, ein Licht anzulassen, sodass die Wohnung dunkel und trostlos vor mir lag, als ich bei meiner Rückkehr die Wohnungstür aufschloss. Ich machte mir eine Tasse Tee und setzte mich an den Küchentisch. Ohne nachzudenken, hatte ich Brads Stuhl gewählt und stellte die Visitenkarte von Jonah Kirtland gegen eine Vase mit Strohblumen, die auf dem Tisch stand. Ich war noch nie bei einem Psychologen gewesen. Der Gedanke, jetzt einen Termin bei einem zu vereinbaren, piekste mich mit kleinen Nadeln des Zweifels. War das die einzige Möglichkeit, um wieder schlafen zu können? Würde ich vor dieser fremden Person jedes Geheimnis preisgeben müssen, um weiterzukommen? Vielleicht war es ja doch einfacher, Tabletten zu nehmen …
    Neben der Vase lagen das alte Gebetbuch und der Rosenkranz, die ich dort hingelegt hatte. Ich griff nach den Perlen des Rosenkranzes und rieb die glatten Steine. Es kam mir so vor, als enthielten sie Millionen von Wünschen und Geheimnissen. Meine Finger glitten weiter hinab zu der winzigen Silberfigur des gekreuzigten Jesus.
    „Was soll ich nur tun?“, flüsterte ich halb zu mir selbst, halb zum schweigenden Erlöser.
    Brad hatte gesagt, wir bräuchten Zeit, um herauszufinden, wie es mit unserer Ehe weitergehen sollte, aber ich hatte in den acht Wochen, seit Brad jetzt weg war, nichts weiter festgestellt, als dass es nirgends hinging. Es gab keinen Impuls, keine Veränderung, die man hätte auswerten können. Ich war in Manhattan, er war in New Hampshire – das war alles.
    „Was soll ich nur tun?“, flüsterte ich noch einmal und spürte, wie sich Tränen in meinen Augenwinkeln sammelten, die ich aber wieder zurückdrängte. Mit der freien Hand griff ich nach dem Gebetbuch und ließ es aufklappen. Die verblassten, aber lesbaren Worte in der Mitte des Buches riefen mir zu: Erhelle unsere Finsternis, wir flehen dich an, o Herr, und in deiner großen Barmherzigkeit bewahre uns vor den Gefahren der Nacht, um der Liebe deines Sohnes, unseres Erlösers Jesu Christi, willen. Amen.
    Ich zog den Text näher heran. Die Wölbung unter dem Vorsatzpapier und unter meinen Fingern störte mich plötzlich so sehr, dass ich, ohne weiter über mögliche Folgen nachzudenken, nach einem Brieföffner griff, der auf dem Küchentresen lag, und seine Spitze unter den oberen Rand des brüchigen Ledereinbands schob. Ich war erstaunt, wie leicht er sich löste – als hätte er seit Jahrhunderten nur auf diesen Moment gewartet.
    Ich schob die Klinge behutsam weiter hinein, untersuchte die Wölbung etwas genauer und stellte das Buch auf den Kopf.
    Fäden, die einmal miteinander verwoben gewesen waren, fielen heraus wie Konfetti. Und dann landete etwas Rundes blau blitzend mit einem zarten Klimpern auf der Tischplatte.
    Es war ein Ring.
    Ich legte das Buch und den Brieföffner hin und nahm den Ring in die Hand. Er war zwar angelaufen, aber er war aus Gold. Der einzelne blaue Stein in der Mitte war von zwei roten Steinen und von Gruppen winziger weißer Steinchen eingerahmt. Ich kannte mich zwar nicht besonders gut mit Edelsteinen aus, aber ich war doch ziemlich sicher, dass es sich um Saphire, Rubine und Diamanten handelte. Im Licht der Deckenlampe über dem Esstisch funkelten die Steine, auch wenn ihnen immer noch der Nebel tiefen Schlafes anzuhaften schien.
    Atemlos vor Verblüffung und Neugier drehte ich den Ring in meinen Händen. Emma hatte ganz sicher keine Ahnung gehabt, dass sich in der Kassette mit den geschmolzenen Scharnieren und dem fehlenden Schlüssel dieser Ring befunden hatte. Und auch der Vorbesitzer hatte wahrscheinlich nichts davon gewusst.
    Als ich den Ring betrachtete, bemerkte ich eine winzige Gravur in seiner Innenseite. Die Zeichen waren jedoch zu

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