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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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ein Zeichen, dass sie freiwillig jedem Umgang mit Magie abgeschworen ha t ten. Mein Vater gab dem Kapitän daraufhin zu bedenken, dass es viele gernische Männer gab, die eine solche Ste l lung liebend gern angenommen hätten, und dass er die Flachländer getrost bei ihresgleichen hätte lassen können. Es war ihr letzter Wortwechsel in dieser Angelegenheit, aber in unserer Kabine bemerkte mein Vater später mir gegenüber, dass er, wenn er gewusst hätte, dass Flac h länder an Deck arbeiteten, eine Passage auf einem and e ren Flachboot gebucht hätte.
    Dessen ungeachtet stellte sich auf unserer Reise bald eine angenehme Routine ein. Der Fluss führte Niedri g wasser, die Strömung war träge, aber gleichmäßig, und der Steuermann verstand sein Geschäft. Er hielt das Boot sauber in der Fahrrinne, und die Matrosen hatten wenig zu tun, a ußer nach Baumstümpfen Ausschau zu halten. Der Kapitän war mutig genug, auch nachts zu fahren; zum Glück war Vollmond, und wir kamen ausgezeichnet voran. Außer uns waren noch zwei junge Herrenjäger aus Alt-Thares und ihr Führer an Bord. Die jungen Edlen kehrten mit mehreren Kisten voller Geweihe, Hörner und Felle, die sie als Trophäen von ihrer Jagdexpedition in die Wildlande mitgebracht hatten, nach Hause zurück. Ich beneidete sie um ihre prächtigen Musketen, ihre el e gant geschneiderten Jagdjacken und ihre blitzblanken Stiefel. Beide waren Erstgeborene und Erben alter N a men und Vermögen. Ich war ein wenig schockiert da r über, dass sie in der Welt herumreisten, das Leben g e nossen und das taten, wonach ihnen der Sinn stand, aber sie gaben mir beide zu verstehen, dass es in ihren Kreisen üblich war, dass junge Erben in die Welt hinauszogen, sich den Wind um die Nase wehen ließen und Erfahru n gen mit dem weiblichen Geschlecht sammelten, bevor sie sich mit Anfang Dreißig niederließen und sich dem er n sten Geschäft widmeten, welches die Übernahme des Familienerbes nun einmal war. Verglichen mit meinem älteren Bruder Rosse fand ich sie ziemlich unreif.
    Ihr Führer war ein alterfahrener Waidmann, der unsere gemeinsamen Mahlzeiten mit den spannenden Schild e rungen seiner abenteuerlichen Erlebnisse würzte. Mein Vater genoss die unglaublichen Geschichten ebenso wie wir anderen auch, aber unter vier Augen warnte er mich davor, ihnen allzu viel Glauben zu schenken, und übe r dies könne er mit solch eitlen Stutzern wie den Kunden des Führers ohnehin wenig anfangen. Sie waren nur w e nige Jahre älter als ich, und sie luden mich mehrere Male nach dem Abendessen auf einen Brandy und eine Zigarre in ihre Kabine ein, aber mein Vater hatte mich angewi e sen, mir Ausreden auszudenken und ihre Einladungen auszuschlagen. Ich bedauerte das, denn ich hätte mich gerne mit ihnen angefreundet, aber mein Vater sprach ein abschließendes Machtwort in dieser Sache. »Sie sind z ü gellos und undiszipliniert, Nevare. Junge Männer ihres Alters sollten Besseres zu tun haben, als sich des Nachts sinnlos zu betrinken und mit ihren Eroberungen zu pra h len. Meide sie. Es wird kein Verlust für dich sein, wenn du ihnen aus dem Weg gehst.«
    Bis dahin hatte ich zwei Reisen nach Alt-Thares u n ternommen. Das erste Mal, als ich drei Jahre alt gewesen war, und ich erinnerte mich eigentlich nur noch an den Anblick des Flusses, der friedlich an uns vorbeifloss, und an die belebten gepflasterten Straßen der Hauptstadt. Die z weite Reise hatte ich mit zehn gemacht, mit meinem Vater und meinen Brüdern. Wir waren mit meinem jü n geren Bruder Vanze zur Kirchenschule Sankt Orton g e fahren, um ihn dort für die Ausbildung zum Priester a n zumelden. Es war ein hochangesehenes Institut, und mein Vater wollte Vanzes Namen weit vor der Zeit in die Anmeldelisten eingetragen wissen, um ganz sicher sein zu können, dass er zugelassen werden würde, wenn die Zeit gekommen war.
    Während dieses Besuches hatten wir bei Onkel Sefert Burvelle in seinem eleganten Stadthaus bei seiner reize n den Familie gewohnt. Seine Frau war eine sehr feine Dame, und er hatte einen Sohn und zwei Töchter. Mein Onkel hatte uns herzlich willkommen geheißen und me h rere Stunden dafür geopfert, mir all die vielen Tageb ü cher zu zeigen, die die Soldatensöhne der Burvelles zu seiner Bibliothek beigesteuert hatten, sowie die zahlre i chen Trophäen, die sie errungen hatten. Da waren nicht nur die juwelenbesetzten Säbel edler Gegner, die sie im Kampf besiegt hatten, sondern auch die schaurigeren Trophäen älterer

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