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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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separate Schule für die Kavallaakademie zu bauen, wu r de nach einem Standort Ausschau gehalten, der sowohl Platz für Pferde-Dressurübungen bietet als auch bequ e men Zugang zu Weideland und Wasser. Das führte zwangsläufig dazu, dass die Akademie ein Stück auße r halb der Stadt liegt. Aber auch darin sahen wir einen Vorteil. Ihr jungen Leute werdet euch besser auf euer Studium konzentrieren können, wenn ihr möglichst weit weg von den Verlockungen und Lastern der Stadt seid.«
    Es klang wie ein Verweis, dass er fand, ich müsse von solchen Versuchungen ferngehalten werden, um ihnen tapfer widerstehen zu können, und ich äußerte das ihm gegenüber.
    Mein Vater lächelte leise und schüttelte den Kopf. »Ich habe mehr Angst um deine Mitschüler als um dich, Nevare. Denn ich weiß weder, welche Charakterstärke sie mitbringen, noch, wie sie zu Hause unterwiesen wo r den sind. Aber eines weiß ich von Männern, seien sie nun jung o der alt: Wenn sie in Gruppen zusammen sind, ist es wahrscheinlicher, dass sie auf den niedrigsten hinneh m baren Benehmensstandard herabsinken, als dass sie sich zum höchstmöglichen Standard aufschwingen. Und dies gilt besonders dann, wenn es keinen starken Anführer gibt, der seine Männer mit fester Hand für ihr Verhalten geradestehen lässt. Du wirst unter deinesgleichen leben, und du wirst womöglich auf den Gedanken kommen, dass deine moralischen Grundsätze provinziell oder al t modisch sind, wenn die jungen Männer um dich herum ausschweifend oder zügellos sind. Deshalb ermahne ich dich, hüte dich vor denen, die sich über Güte und Selbs t disziplin lustig machen. Wähle deine Freunde klug. Vor allem bleibe dem treu, was wir dich gelehrt haben, und sei stets auf die Ehre deiner Familie bedacht.«
    Das waren die Worte, die er auf den Lippen hatte, als unsere Kutsche von der Hauptstraße abbog und den la n gen, baumgesäumten Zufahrtsweg hinaufrollte, der vor dem bogenförmigen Portal der Kavallaakademie des K ö nigs endete.

9. Die Akademie
     
    Mein Vater ließ mich allzu rasch an diesem Ort zurück.
    Die Erinnerungen an diesen ersten Tag schwirren mir jetzt im Kopf herum und verschwimmen dort miteina n der, denn so viele Dinge passierten in kürzester Zeit. Am Ende des langen Kiespfades fuhren wir unter einem ste i nernen Bogen hindurch, der die Inschrift KÖNIGLICHE KAVALLAAKADEMIE trug. Marmorskulpturen von Rittern zu Pferde flankierten die Einfahrt. Eine hohe Steinmauer umfriedete das Gelände, und allenthalben waren Gartenarbeiter mit Rechen und Karren und Bau m scheren am Werk, um das Anwesen für das neue Sem e ster zu rüsten. Sattgrüne Rasenflächen waren mit alten Eichenbäumen besetzt und von hohen Lorbeerhecken umgeben.
    Wir hielten vor dem Verwaltungsgebäude, das aus r o tem Backstein gebaut und mehrere Stockwerke hoch war. Ein weißer Säulengang zierte den Eingang. Gepflegte Fußwege führten von ihm weg über grüne Grasflächen zu den Klassenräumen und Wohnheimen. Auf der Ostseite der Wohngebäude sah ich einen Stall und mehrere Pfe r dekoppeln und dahinter eine Übungsarena.
    Ich hatte nur einen kurzen Moment Zeit, um mich u m zuschauen und mich zu orientieren, denn unser Kutscher war bereits von seinem Bock gestiegen und hielt uns die Tür auf. Mein Vater wies den Kutscher an zu warten und stieg dann mit mir im Schlepptau die Treppe zu dem i m posanten Backsteingebäude hinauf. Noch bevor wir den Treppenabsatz erreicht hatten, ging die Tür auf. Ein ju n ger Bursche trat heraus und begrüßte uns. Er mochte nicht älter als zehn gewesen sein, aber sein Haar war g e stutzt, und er trug Kleidung, die einer Kavallauniform nachempfunden war. Er verbeugte sich vor meinem V a ter und fragte ihn mit klarer Stimme, ob er ihm zu Die n sten sein könne.
    »Vielleicht kannst du das, junger Mann. Ich habe me i nen Sohn Nevare Burvelle hierher gebracht, um ihn an der Akademie anzumelden.«
    Der Junge verbeugte sich erneut. »Danke, Sir, es ist mir eine Freude, Ihnen behilflich zu sein. Gestatten Sie mir, sie zu Oberst Stiets Büro zu g eleiten. Darf ich Vo r kehrung dafür treffen, dass das Gepäck Ihres Sohnes in der Zwischenzeit in sein Wohnheim verbracht wird?«
    »Das darfst du, und vielen Dank auch.« Mein Vater war sichtlich beeindruckt vom Auftreten des Jungen und von seiner Selbstbeherrschung – wie ich auch. Er hielt uns die Tür auf, damit wir vor ihm hindurchgehen kon n ten, und überholte uns dann schnell, um uns den Weg zum Büro des Oberst zu

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