Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Sekretär, dass ich für eine kurze We i le beschäftigt sein werde. Ich zeige Lord Burvelle das Akademiegelände.«
    »Sir«, sagte der Junge nur; dann wandte er sich zu mir um und lud mich mit einer Geste ein, ihm vorauszug e hen. Draußen blieben wir kurz stehen, und Caulder gab die Botschaft des Obersten an den jungen Leutnant dort weiter. Der junge Mann bestätigte den Empfang mit e i nem brüsken Nicken und fuhr damit fort, den riesigen Stapel Briefumschläge auf seinem Schreibtisch zu sic h ten und zu öffnen. Ich fragte mich kurz, ob es ihn wohl wurmte, dass ihm seine Befehle von einem Knaben übe r bracht wurden.
    Caulder führte mich aus dem Verwaltungsgebäude und über das Gelände der Akademie. Wir hielten uns sorgsam an die wohlgepflegten Wege. Der Junge schwieg und ging schnell, aber mit meinen langen Be i nen konnte ich leicht Schritt mit ihm halten. Einmal blickte er sich zu mir um, aber die anfängliche Freun d lichkeit war aus seinem Gesicht verschwunden. Er wirkte jetzt ausgesprochen nüchtern und geschäftsmäßig.
    Bald erreichten wir die Kadettenunterkunft. Es gab mehrere Schlafgebäude, die alle mit der Vorderseite zu einem Paradeplatz hin lagen. Zwei von ihnen waren ne u er als die anderen. Sie waren aus rotem Backstein gebaut und hatten viele Fenster. Die anderen drei waren ältere Gebäude aus grauem Stein und offensichtlich erst nac h träglich zu Wohnheimen umgebaut worden. Caulder führte mich zu einem der älteren Bauwerke. Die Fl a schenzüge und Ladehaken, die noch immer am oberen Stockwerk befestigt waren, ließen mich vermuten, dass die Gebäude früher einmal Lagerhäuser gewesen waren. Ich folgte Caulder die ausgetretenen Stufen hinauf.
    Wir durchschritten eine breite Tür und kamen ins F o yer. Schlachttrophäen und Kriegsflaggen zierten die holzgetäfelten Wände. In der Mitte des Raumes saß ein grauhaariger Sergeant in Kavalla-Uniform hinter einem blankpolierten Schreibtisch. Vor ihm standen ein fle c kenloser Tintenlöscher, ein Tintenfass und ein Ständer für seine Federhalter. Daneben lag ein Stapel Papiere. Hinter ihm führte ein breiter Treppenaufgang in die ob e ren Etagen des Gebäudes. Als Caulder vor ihn trat, m u sterte uns der Sergeant mit festem Blick. In seinen grauen Augen war keine Wärme; vielmehr erinnerte er mich an einen müden alten Schäferhund, dem man eine artfremde Aufgabe zu viel zugewiesen hatte.
    »Kadett Nevare Burvelle für Sie, Sergeant Rufet. Er ist der Soldatensohn eines neuen Edlen. Er soll im vierten Stock einquartiert werden.«
    Sergeant Rufets Blick huschte an dem Jungen vorüber und blieb auf mir haften. »Sind Sie stumm, Kadett?«, fragte er mich in gespielt freundlichem Ton.
    Ich straffte mich. »Nein, Sergeant.«
    »Dann schlage ich vor, dass sie sich selbst anwesend melden, Kadett. Es sei denn, Sie haben vor, Ihren kleinen Freund während Ihrer gesamten Akademiezeit an Ihrer Seite zu behalten.«
    Ich fühlte, wie mir das Blut in die Wangen schoss. »Kadett Nevare Burvelle meldet sich zum Dienst, Serg e ant Rufet.«
    »Sehr gut. Na, dann wollen wir mal sehen, wo ich Sie unterbringe.« Seine Wurstfinger wanderten die Liste he r unter, die vor ihm lag. Mir fiel auf, dass seine rechte Hand nur einen halben Daumen hatte. »Ah ja. Ich glaube, Ihr Koffer wurde bereits nach oben gebracht.« Er hob den Blick von seinen Papieren. »Und er nimmt mehr Platz ein, als Ihnen in Ihrem Gemeinschaftsquartier z u steht. Vierter Stock, erste Tür links. Ihr Koffer steht am Fuße des Bettes, das Ihnen zugewiesen wurde. Sehen Sie zu, dass Sie die Sachen, die Sie brauchen, in den Ihnen zugewiesenen Bereich schaffen, und dann bringen Sie den Koffer und alle überflüssigen Dinge in den Abstel l raum im Keller. Holen Sie sich danach Ihr Bettzeug beim Quartiermeister, und dann räumen Sie Ihre Stubenecke auf. Die Mahlzeiten beginnen fünf Minuten nach dem Läuten der Glocke und werden im Speisesaal ausgeg e ben. Sie werden mit Ihrem Zug dorthin marschieren. Se i en Sie pünktlich und ordentlich gekleidet, sonst gehen Sie leer aus. Noch Fragen?«
    »Wo finde ich den Quartiermeister, Sergeant Rufet?«
    »Den Gang hinunter, zweite Tür rechts.«
    Der junge Caulder neben mir trat nervös von einem Fuß auf den anderen; es passte ihm nicht, dass er ign o riert wurde. Ich fragte mich, ob der Sergeant den Jungen nicht mochte oder ob er schlicht von Natur aus so ung e hobelt war. »Noch irgendwelche Fragen?«
    »Nein, Sergeant. Danke.«
    »Sie dürfen jetzt

Weitere Kostenlose Bücher