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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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wenn die Magie des Gottes ihn berührt hat. Du solltest die Ei n dringlinge zur Umkehr bewegen und die, die hier sind, dazu bringen, dass sie fortgehen. Was hast du getan?«
    »Ich verstehe nicht, was du von mir willst.«
    Sowohl ihre Frage als auch meine Antwort waren mir so vertraut wie meine Abendgebete, die ich einst auf dem Schoß meiner Mutter gelernt hatte. Sie versuchte erneut, es mir zu erklären. »Du hättest etwas tun müssen. Ein Einschreiten von deiner Seite soll die Magie in Gang se t zen, die du vollenden wirst, wenn du ein großer Mann bist. Es mir zu sagen wird die Magie nicht anhalten. Es wird nur meine Ängste lindern. Bitte. Sag es mir. Nimm mir meine Angst, damit ich dem Wald erzählen kann, dass der Anfang vom Ende des Wartens begonnen hat. Die Wächter können nicht mehr lange tanzen. Sie erm ü den. Sie sterben. Und wenn sie alle gestorben sind, wird es keine Mauer mehr geben. Sie wird fallen, und es wird nichts mehr da sein, das die Eindringlinge in Schach ha l ten könnte. Sie werden unbehelligt zwischen den Bä u men herumlaufen und sie fällen und verbrennen. Du weißt, was sie tun werden. Wir haben es gesehen.«
    Inzwischen befanden wir uns ganz in der Nähe des Wa s serfalls. Ich sehnte mich danach, ihn zu sehen. Ich versuc h te, durch den Wald hindurch einen Blick auf ihn zu erh a schen, aber die Bäume drängten sich zusammen und ve r sperrten mir den Blick. »Ich verstehe deine Worte nicht.«
    Sie seufzte, und es klang wie das Seufzen des Windes in den Bäumen. »Wenn so etwas sein könnte, würde ich sagen, dass die Magie eine schlechte Wahl getroffen hat. Ich würde sagen, dass einer aus dem VOLK es besser verstanden hätte, die Gabe zu nutzen.« Sie zuckte mit den Achseln und hob dabei die weiche Rundung ihrer Schultern und ließ sie wieder fallen. »Ich werde tun mü s sen, was in meiner Macht steht. Ich tue es nicht leichthin. Meine Zeit, Dinge zu tun, sollte längst abgelaufen sein. Dies sollte eigentlich nur noch meine Zeit sein zu leben. Aber ich fürchte, du kannst sie nicht allein aufhalten. Meine Kraft wird immer noch gebraucht.« Sie seufzte, und dann rieb sie ihre feisten Hände aneinander. Staub, feiner brauner Staub rieselte von ihren Handflächen, als sie einander berührten. »Ich habe über etwas nachg e dacht, und jetzt habe ich beschlossen, dass ich es tun werde. Ich werde einen der alten Zaubersprüche zu dir senden. Mit ihm können wir von den Eindringlingen e t was von dem ernten, was sie sind. Kein Messer ist schä r fer als jenes, das ein Mensch gegen sich selbst richtet. Vielleicht wird uns das mehr Zeit geben, um herausz u finden, was es ist, das du getan hast, um uns zu helfen.« Sie hob die Hand und schwenkte sie auf eine seltsame Weise in meine Richtung. Ich spürte die ungeheure Kraft, die in dieser Geste lag. »Wenn die Magie dich findet, wird sie dir ein Zeichen geben. So. Dann wird sie ihren Lauf nehmen. Wehre dich nicht gegen sie.«
    Ich bekam furchtbare Angst. Sie starrte mich an, und ihre Augen färbten sich dunkel vor Missfallen. »Du sol l test jetzt gehen. Hör auf, über diese Dinge nachzude n ken.«
    Ich fuhr aus dem Schlaf hoch. Tiefe Dunkelheit umgab mich, und ich hörte nichts außer dem Prasseln des R e gens und den Atemzügen meiner Kameraden. Die Bilder aus meinem Traum hingen wie Fetzen in meinem B e wusstsein. Ich berührte sie und versuchte, sie zusamme n zuziehen, aber sie zerfaserten mir zwischen den Fingern. Die Angst, die ich empfand, war anders als die, die man verspürt, wenn man aus einem Albtraum erwacht. Es war die Angst vor etwas Realem, etwas, an das ich mich nicht erinnern konnte. Der Wind heulte, und für einen Moment prasselte der Regen noch heftiger auf das Dach und g e gen die Fensterscheiben. Dann legte er sich, doch nur, um gleich darauf erneut aufzuheulen. An Einschlafen war nicht mehr zu denken. Ich lauschte dem Wind und dem Regen bis zum Morgen und erhob mich dann müde, um einem neuen Tag ins Auge zu schauen.

14. Base Epiny
     
    Ich weiß nicht, wie Gord den nächsten Tag überstand. Wie befürchtet bekam ich eine Strafarbeit für meine u n vollständigen Mathehausaufgaben. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt. Als ich dann zu allem Überfluss auch noch das Gerücht hörte, Kadettenleutnant Tiber sei stockbetrunken aufgefunden worden und werde nicht nur verwarnt, sondern wegen ungebührlichen Verhaltens u m standslos von der Akademie relegiert, war mein Elend vollkommen. Ich vermutete, dass seine Strafe unverdient

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