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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Warum sollten die ihn stören?«
    Ich hatte keine passende Antwort auf ihre Gegenfrage. »Es kommt mir einfach falsch vor«, erwiderte ich w ü tend. »Das ist alles.«
    Spink wandte sich zu mir um, die Hände mit der Inne n seite nach oben haltend. »Jetzt komm mal wieder ru n ter, Nevare. Reden wir noch einmal über den ›Bleib fest‹-Zauber. Du weißt, dass das ein kleiner magischer Trick ist, den wir benutzen. Und alle sagen, er funktioniert, wenn sie überhaupt darüber reden. Wir sind also entweder g e nauso gottlos wie Epiny mit ihren Seancen, oder aber es ist keine Sünde, sich mit solchen Dingen zu b e fassen.«
    Wieder schlug sich Spink auf ihre Seite. »Spink, du solltest eigentlich wissen, dass Seancen blühender U n sinn sind. Wieso sonst sollte es all diese albernen Regeln geben: dass man sie nur im Dunkeln abhält, dass man absolut still sein muss, dass man dabei bloß keine Fragen stellen darf und dieser ganze alberne Kram. Das ist doch nur dazu da, um die Gauklertricks zu verschleiern, das ist alles!«
    »Für jemanden, der noch nie an einer teilgenommen hat, weißt du aber eine Menge darüber«, bemerkte Epiny fröhlich.
    »Meine Schwestern waren im Frühling für eine Woche bei einer Freundin zu Besuch. Als sie wiederkamen, e r zählten sie, sie hätten dort eine Seance abgehalten, weil eine Base, die aus Alt-Thares zu Besuch war, ihnen von einer erzählt habe. Sie habe ihnen eine abenteuerliche Geschichte von schwebenden Tellern und unsichtbaren Glocken und Klopfgeräuschen auf der Tischplatte e r zählt, woraufhin sie sich bei den Händen gefasst und im Dunkeln in einen Kreis um den Tisch herum gesetzt hä t ten. Es sei jedoch nichts passiert, weil es dort keinen Scharlatan gegeben habe, der irgendwas gemacht und dann behauptet habe, die Geister seien es gewesen!«
    Ich glaube, mein Zornesausbruch hatte sogar Epiny ein wenig beeindruckt, denn im Vergleich zu vorher klang sie doch ziemlich gedämpft, als sie sagte: »Es geht da nicht bloß um schwebende Teller und rätselhafte Klopfgeräusche, Nevare. Ich bezweifle ja nicht, dass es Schwindler und Scharlatane gibt, aber die Seance, an der ich teilgenommen habe, war real. Sehr real und ziemlich furchteinflößend. Es sind dort Dinge geschehen … ich habe Dinge gefühlt, die niemand erklären konnte. Und die Ratgeberin Porilet meinte, ich hätte die gleiche Beg a bung wie sie, nur dass ich unausgebildet sei. Was glaubst du, warum ich diesmal nicht mit durfte, sondern hier bei Vater bleiben musste? Weil ich beim letzten Mal das ausgebildete Medium durch meine Anwesenheit beei n trächtigt habe, sodass es die Geister nicht zu sich zitieren konnte. Sie wollten stattdessen alle zu mir kommen. Ich kann dir wohl kaum verübeln, dass du meine Worte a n zweifelst. Zuerst konnte ich es ja kaum selber glauben! Ich fand alle möglichen Gründe und Argumente, um es in Abrede zu stellen und wegzuerklären. Aber es ließ sich einfach nicht wegleugnen.«
    Das Letzte sagte sie mit sehr leiser, unsicher klinge n der Stimme. Ich kapitulierte vor ihren Gefühlen. »Es tut mir leid, Epiny. Ich würde dir gerne glauben. Aber meine Vernunft, mein logisches Denkvermögen sagen mir, dass diese Geisterbeschwörungen einfach nicht real sind. Es tut mir Leid.«
    »Wirklich, Nevare? Tut es dir wirklich leid?« Sie straffte sich kaum merklich, eine Blume nach einem san f ten, erfrischenden Regen.
    Ich lächelte sie an. »Wirklich, Epiny. Ich würde dir glauben, wenn ich es nur könnte.«
    Sie grinste und sprang auf. »Dann mache ich dir ein Angebot. Drehen wir die Lampen herunter, löschen wir alle Kerzen bis auf zwei, setzen uns in einem Kreis um sie herum und fassen uns bei den Händen. Vielleicht hast du Recht, und es passiert überhaupt nichts. Sollte jedoch tatsächlich etwas passieren, kannst du einfach zu mir s a gen ›halt!‹, und ich höre sofort auf. Was soll daran Schlimmes sein?«
    Während sie dies sagte, hatte sie bereits angefangen, ihre Worte in die Tat umzusetzen. Als sie fertig mit R e den war, hatte sie das Zimmer bis auf zwei dicke Kerzen abgedunkelt, die auf unserem Spieltisch brannten. Ihre Dochte waren kurz, und die Flammen flackerten fahl in ihrem Kelch a us duftendem Wachs. Epiny setzte sich auf ihr Sitzkissen und verschränkte die Beine unter ihrem Rock zum Lotossitz. Sie reichte Spink eine Hand. Zum ersten Mal sah ich, wie schlank und feingliedrig ihre Fi n ger waren. Spink nahm ihre Hand ohne zu zögern. Mit ihrer freien Hand klopfte sie auf ein

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