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Nevare 01 - Die Schamanenbrücke

Titel: Nevare 01 - Die Schamanenbrücke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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dass Sie sein Leben dafür aufs Spiel setzen! Sie sind älter als er, und Sie sind ein Kadett der Kavalla. Er hat zu Ihnen aufgeschaut, wollte so sein wie Sie und hat Ihnen blind vertraut! Und Sie haben dieses unschuldige, kindliche Vertrauen missbraucht! Wozu? Aus Rache für einen kleinen Streich gegen ihren fettleibigen Freund? Sie sind zu weit gegangen! Hier!« Er griff mit einer ruckartigen Bewegung nach dem Schreiben, das er aufgesetzt hatte, und hielt es mir vors Gesicht. »Das sind Ihre Entla s sungspapiere. Sie haben die Akademie noch vor dem Wiederbeginn des Unterrichts zu verlassen. Packen Sie Ihre Sachen zusammen und verschwinden Sie. Für El e mente wie Sie ist kein Platz an der Kavallaakademie des Königs!«
    »Ich bin bereits ausgesondert worden«, sagte ich dumpf. Ich hatte das erwartet. Ich hatte nur nicht damit gerechnet, dass ich der Erste sein würde, der offiziell en t lassen wurde.
    »Nein! Das wäre auch zu gut für Sie. Sie sind une h renhaft von der Akademie entlassen. Ich nehme an, Sie wissen, was das bedeutet. Ich will damit erreichen, dass Sie niemals eine Position bekleiden werden, in der Sie Macht über einen anderen Menschen ausüben können. Sie haben gezeigt, dass Sie es nicht wert sind und dass man Ihnen diese Macht niemals anvertrauen darf. Ne h men Sie Ihre Entlassungsurkunde und gehen Sie mir aus den Augen!«
    In meinem Kopf drehte sich alles. Ich wusste sehr wohl, was eine unehrenhafte Entlassung von der Akad e mie bedeutete. Sie würde mich für jeglichen militär i schen Dienst disqualifizieren. Ich würde mich nicht ei n mal mehr zum Fußvolk melden dürfen. Oh, es gab da romantische Geschichten von jungen Männern, die ihren Namen änderten und sich zum Militär meldeten, um zu beweisen, dass sie sich gebessert hatten, und Gerüchte besagten, dass einige der Zivilkundschafter, die dem M i litär in den trostloseren Gegenden dienten, tatsächlich unehrenhaft entlassene Soldaten waren. Aber ich wusste, was die Entlassung für mich bedeuten würde. Sie bede u tete das Ende jeder Hoffnung auf eine Karriere gleich welcher Art. Ich würde auf den Besitz meines Bruders zurückkehren und bis ans Ende meiner Tage dort heru m schleichen, als nutzloser Sohn, als nutzloser Fresser. Die Linie meines Vaters würde eine ganze weitere Generat i on warten müssen, bis der Zweitgeborene meines Br u ders, wenn es denn überhaupt einen solchen geben wü r de, unsere Ehre reinwaschen konnte. Mir war übel. Ich hatte eine gute Tat begangen und meine Zukunft verl o ren. Jetzt war es zu spät, um zu Hauptmann Maw zu g e hen und ihm zu sagen, dass ich Kundschafter werden wollte. Zu spät für alles außer Schimpf und Schande.
    Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Ich missachtete den Befehl meines Kommandanten. Ich nahm das Entla s sungsschreiben, das er mir vor das Gesicht hielt, nicht entgegen, sondern sprach, unaufgefordert.
    »Sir, ich fürchte, Sie sind falsch unterrichtet worden über das, was letzte Nacht vorgefallen ist. Ich habe Cau l der nicht zum Dunkelabend mitgenommen. Ich wusste nicht einmal, dass er dort war, bis ich ihn in der Gesel l schaft von ein paar anderen Kadetten sah. Ich habe ihm nichts zu trinken gegeben. Das Einzige, was ich getan habe, nachdem er eine ganze Flasche getrunken hatte und ohnmächtig geworden war, war, dass ich zu ihm gega n gen bin und ihn nach Hause gebracht habe. Ich schwöre Ihnen bei meiner Ehre, Sir, dass ich mit dieser Angel e genheit nichts zu tun hatte.«
    Ich fühlte mich, als ob mein Körper buchstäblich i n nerlich brannte. Ich weiß, dass ich schwankte und betete, dass ich mir nicht die Blöße geben würde, in Ohnmacht zu fallen. Oberst Stiet schaute mich ungläubig an. »Mü s sen Sie Ihre Schandtaten noch schlimmer machen, indem Sie versuchen, sie zu leugnen? Sie glauben vielleicht, mein Sohn ist immer noch bewusstlos. Glauben Sie, ich wüsste nicht längst alles? Er hat mir alles gestanden, Burvelle. Alles. Sie waren derjenige, der den Fusel g e kauft und ihm in die Hand gedrückt hat. Sie und Ihre Freunde haben ihn gezwungen zu trinken, selbst nac h dem er Ihnen schon längst gesagt hatte, er habe genug und könne nicht mehr. Die anderen werden ebenfalls en t lassen; sie sollten ohnehin ausgesondert werden.« Er b e trachtete das Blatt, das er immer noch in der Hand hielt. »Ich wünschte nur, es gäbe etwas noch Härteres als eine unehrenhafte Entlassung, womit ich Sie bestr a fen könnte. Ich werde Ihren Onkel in Kenntnis setzen. Bereits

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