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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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Kokotte aus und benahm sich auch so, sprach Französisch, als wäre sie in Frankreich geboren, und machte dem armen Mac Gregor durch ihre Geilheit das Leben unerträglich. «Ich wollte eine Frau haben, keine Hure!» rief er wehklagend. «Kannst du sie nicht auf den Weg der Besserung bringen, Hen?» Ich führte sie zu einem Priester, bei dem sie beichtete, aber schließlich befanden wir uns in einem Hurenhaus, und Guelda, das Mädchen Nummer eins, wurde so viel verlangt, daß wir nicht einen Quiekser aus ihr herausquetschen konnten. Schließlich nahm sie den Priester mit sich nach oben, worauf die Madame sie auf die Straße setzte, splitternackt, ein Handtuch in der einen und ein Stück Seife in der anderen Hand.
    Nur noch ein paar Wochen, dann würde der Roman fertig sein. Pap hatte bereits an einen Verleger gedacht, einen Freund von ihm, den er in Europa kennengelernt hatte. Er war entschlossen, einen richtigen Verleger für das Buch zu finden, wie Mona mir sagte, oder den Roman selbst herauszubringen. Es ging ihm in dieser Zeit besonders gut, da er an der Börse große Gewinne erzielte. Er hatte sogar die Absicht, selbst nach Europa zu reisen. Mit Mona wahrscheinlich. («Mach dir keine Sorgen, Val, ich werde ihn schon versetzen, wenn die Zeit kommt.» - «Ja, aber was geschieht mit dem Geld, das du auf die Bank bringen solltest?» — «Auch diese Frage werde ich lösen, verlaß dich drauf!»)
    Was Pap betraf, hatte sie keine Zweifel oder Befürchtungen. Man konnte ihr keine Richtlinien oder Ratschläge geben, sie wußte weit besser als ich, was sie tun und was sie nicht tun konnte. Ich wußte von dem Mann nur, was sie mir über ihn erzählte. Ich stellte ihn mir immer als einen gutgekleideten, äußerst höflichen Menschen vor, dessen Brieftasche sich von Banknoten bauschte. (Menelik der Freigebige.) Er tat mir nicht leid. Die Sache machte ihm Spaß, das war klar. Nur fragte ich mich manchmal, wie sie ihre Adresse geheimhalten konnte. Mit einer kranken Mutter zusammen leben, war eins, ihre Wohnung geheimhalten, war etwas anderes. Vielleicht ahnte Pap die Wahrheit, daß sie nämlich mit einem Mann zusammen lebte. Aber machte es für ihn einen Unterschied, ob sie bei einer kranken Mutter, einem Geliebten oder einem Ehemann wohnte, solange sie die Verabredungen einhielt? Vielleicht half er ihr sogar taktvoll, das Gesicht zu wahren. Er war kein Dummkopf, das war sicher .. . Aber warum ermutigte er sie, nach Europa zu reisen und monatelang oder noch länger fortzubleiben? Hier brauchte ich natürlich nur die Worte ein bißchen umzustellen. Wenn sie sagte: «Pap möchte gern, daß ich eine Zeitlang nach Europa gehe», hatte ich den Satz nur umzudrehen und konnte sie dann zu Pap sagen hören: «Ich möchte so gern Europa wiedersehen, wenn auch nur für kurze Zeit.» Was die Veröffentlichung des Romans anbetraf, hatte Pap vielleicht nicht die geringste Absicht, etwas zu unternehmen, weder durch seinen Freund, den Verleger (wenn dieser überhaupt existierte), oder auf eigene Rechnung. Möglicherweise machte er solche Versprechungen nur, um den Liebhaber oder den Ehemann - oder die kranke Mutter - zufriedenzustellen. Vielleicht war er uns auf dem Gebiet der Schauspielkunst überlegen.
    Vielleicht auch - dies war nur ein flüchtiger Gedanke -, vielleicht war zwischen ihnen nie ein Wort über Europa gewechselt worden. Vielleicht war das nur ihr eigener Entschluß, den sie auf jeden Fall, gleichgültig wie, durchführen wollte.
    Plötzlich schwebte mir Stasias Bild vor Augen. Sonderbar, daß wir nie wieder eine Nachricht von ihr erhalten hatten! Sie konnte doch sicher nicht mehr in Nordafrika umherwandern. Wartete sie in Paris auf uns? Warum nicht? Sie konnten sich ja postlagernd schreiben, und Mona konnte die Briefe irgendwo versteckt haben. Stasia in Paris zu treffen, war noch schlimmer als Mac Gregor mit seiner Guelda dort in die Arme zu laufen. Wie dumm von mir, daß ich nie an eine geheime Korrespondenz gedacht hatte! Kein Wunder, daß alles so glatt ging.
    Es gab nur noch eine andere Möglichkeit: Stasia konnte Selbstmord verübt haben. Aber das geheimzuhalten, würde schwer sein. Ein so sonderbares Wesen wie Stasia konnte sich nicht umbringen, ohne daß es bekannt wurde — außer, und das war nur eine unwahrscheinliche Annahme, sie hatte sich in der Wüste verirrt und war nun bloß noch ein Haufen Knochen.
    Nein, sie lebte, dessen war ich sicher. Und wenn sie lebte, sah alles vielleicht anders aus. Sie hatte

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