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Nexus

Nexus

Titel: Nexus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Miller
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zu sagen, wenn ich nein meine.»
    Er wollte etwas sagen, aber ich war jetzt in Fahrt und ließ mich nicht aufhalten.
    «Ich meine keinen sinnlosen Kampf, keinen sinnlosen Widerstand. Man soll nur kämpfen, um schließlich klares, stilles Wasser zu erreichen. Man muß kämpfen, um dem Kampf ein Ende zu machen. Man muß sich selbst finden, das will ich damit sagen.»
    «Hm», sagte er, «du sprichst gut und du meinst es gut, aber du bist ganz durcheinander, du liest zuviel, das ist dein Leiden.»
    «Und du? Du meinst, auf alles läßt sich eine Antwort finden. Es kommt dir gar nicht in den Sinn, daß es auf manche Fragen vielleicht keine Antwort gibt, daß die einzige Antwort vielleicht du selbst bist. Aber du willst nichts mit Problemen zu tun haben, für dich soll es keine geben. Du wählst immer den leichtesten Weg - so bist du . Nimm nur dieses Mädchen, ein Problem, das für dich Leben oder Tod bedeutet, wie du oft genug gesagt hast. Denkst du wohl manchmal daran, daß du nichts für sie bedeutest? Davor machst du die Augen zu, nicht wahr? Ich will sie haben, ich muß sie haben! Das ist deine ganze Antwort. Du könntest dich vielleicht ändern, etwas aus dir machen, wenn jemand ständig mit einem Schmiedehammer über dir stände. Du sagst gern: ‹Hen, ich bin halt ein gemeiner Schuft›, und du rührst keinen Finger, um vielleicht etwas anderes aus dir zu machen. Du willst so genommen werden, wie du bist, und wenn man dich nicht so mag, wie du bist, gut, das ist dir Wurst, nicht wahr?»
    Er neigte den Kopf zur Seite wie ein Richter, der über das ihm vorgelegte Beweismaterial nachdenkt, und sagte dann: «Möglich. Vielleicht hast du recht.»
    Eine Weile ging er schweigend weiter. Wie ein Vogel, der gerade einen harten Brocken verschluckt hat, versuchte er, den Vorwurf zu verdauen. Dann kräuselten sich seine Lippen zu einem koboldhaften Lächeln. «Manchmal erinnerst du mich an diesen widerlichen Hund Challacombe. Gott, wie der Kerl mich runterputzen konnte! Sprach immer wie von einem Podium herunter. Und du bist auf den Unsinn, den er verzapfte, hereingefallen. Du glaubtest an ihn ... an seinen theosophischen Scheißdreck ...»
    «Allerdings», antwortete ich hitzig. «Wenn er nie mehr als den Namen Swami Vivekananda verkündet hätte, müßte ich ihm mein ganzes Leben lang dankbar sein. Unsinn , sagst du . Für mich war es der Atem des Lebens. Ich weiß, unter einem Freund hast du dir immer was anderes vorgestellt. Für deinen Geschmack stand er ein bißchen zu hoch. Er war ein Lehrer, aber du konntest ihn nicht als solchen sehen. Wo waren die Zeugnisse, die ihn berechtigten, sich so zu nennen? Er hatte keine abgestempelte Bildung, nichts dergleichen. Aber er wußte, was er sagte. Ich dachte mir das wenigstens. Er brachte es fertig, daß du dich in deiner eigenen Kotze wälztest, und das war natürlich nicht angenehm. Du hättest dich lieber an seine Schulter gelehnt und an ihm heruntergekotzt - dann wäre er ein Freund gewesen. Und weil das nicht möglich war, suchtest du nach Flecken in seinem Charakter, entdecktest seine Schwächen und zogst ihn so auf deine eigene Ebene herab. Das tust du mit jedem, der schwer zu verstehen ist. Wenn du über den andern lachen kannst, wie du es über dich selbst tust, bist du glücklich. Dann ist alles in Ordnung. Versuche doch mal zu verstehen! Siehst du nicht, wie sehr die Welt im argen liegt? Überall Unwissenheit, Aberglaube, Frömmelei, Ungerechtigkeit, Unduldsamkeit. Wahrscheinlich ist es so gewesen, solange die Welt besteht. So wird es morgen und übermorgen sein. Aber ist das eine Entschuldigung? Ist das ein Grund, sich geschlagen zu fühlen, die Welt zu verachten? Weißt du, was Swami Vivekananda einmal sagte? ‹Es gibt nur eine Sünde, und die heißt Schwäche. Fügt nicht einen Irrsinn zum anderen. Füge zu dem Übel, das kommen wird, nicht noch deine Schwäche hinzu. Sei stark !›»
    Ich wartete, ob er diesen Brocken kauen und schlucken würde. Aber er sagte: «Nur weiter, Hen. Laß uns mehr hören. Es klingt gut.»
    «Es ist gut, es wird immer gut sein. Und die Leute werden weiter das gerade Gegenteil tun. Gerade die, die seinen Worten Beifall spendeten, verrieten ihn im Augenblick, da er aufhörte zu reden. Das gilt für Vivekananda, Sokrates, Jesus, Nietzsche, Karl Marx, Krischnamurti - zähle sie selbst auf. Aber warum sage ich dies alles überhaupt? Du wirst dich nicht ändern. Du willst nicht wachsen. Du willst mit möglichst wenig Anstrengung, mit

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