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Niccolòs Aufstieg

Titel: Niccolòs Aufstieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Dunnett
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vorgenommen. Zusammen mit Anselm Adornes Kaplan.«
    Coppini, der Mistkerl. Nein, natürlich, er konnte nichts wissen von Mabelie oder der Kanone oder dem Hund. Oder von der Schere. Aber Anselm Adorne wußte es und hatte die Heirat unterstützt, Heirat! Und welche der Männer, die er während des Turniers treffen würde, fanden Claes jetzt auch plötzlich unterhaltsam? Metteneye hatte nachsichtig amüsiert gesprochen. Metteneye, der so gut wie jeder andere versucht hatte, Claes zu verprügeln.
    Die beiden sahen ihn immer noch an. »Erstaunlich«, sagte Simon, »wenn man bedenkt, wieviel Ärger er verursacht hat. Es müssen doch sicher zwanzig Jahre zwischen Claes und der armen Frau liegen. Er leitet das ganze Unternehmen, sagt Ihr?«
    »Ja«, erwiderte Metteneye. »Und Ihr würdet nicht glauben, was er alles getan hat. Waffen und Artillerie gekauft, eine große Truppe aufgestellt und nach Neapel in den Krieg geschickt. Einen privaten Kurierdienst aufgezogen zwischen Flandern und den italienischen Staaten. Das Färber- und Pfandleihgeschäft ausgebaut. Grundstücke gekauft und eine neue Geschäftsführung eingesetzt …«
    »Alles mit dem Geld der Witwe? Ich wußte nicht, daß sie soviel besitzt.«
    »Ach, sie hat eine ganze Menge«, erklärte Metteneye, »aber das meiste wird mit Darlehen und Kreditbriefen gemacht. Er hat mit der Truppe von Astorre und dem Kurierdienst eben früh angefangen. Die Medici unterstützen ihn und andere, mit denen er Verträge hat. Es liegt in deren Interesse, ihm Darlehen zu gewähren, versteht Ihr.«
    Der Kaplan stand grinsend dabei. Andere Leute traten unten in den Gang. »Er muß die arme Dame verzaubert haben«, sagte Simon. »Hoffentlich wacht sie nicht eines Morgens auf und stellt fest, daß ihr Ehemann, ihr Unternehmen und ihr Geld allesamt weg sind.«
    Jehan Metteneye nickte. »Genau das sagt meine Griete immer. Vielleicht ist etwas Wahres dran. Aber an ihrer Färberei haben sie Wunder gewirkt. Ihr solltet dort mal Vorbeigehen, ehe sie morgen abreisen.«
    » Abreisen? Wollt Ihr sagen, der junge Ehemann verläßt Brügge vor dem Turnier? Ich dachte, ich würde ihn in golddurchwirkter Kleidung am besten Fenster finden. Oder womöglich eine Lanze für seine ältliche Ehefrau brechen sehen. Offenbar ist ihr Sohn zum Turnier zugelassen, also dürfte es für einen landlosen Bastard auch keine Schwierigkeiten geben.«
    Das war eine sehr unkluge Äußerung. Die Metteneyes waren, wie die Charettys, bürgerlicher Herkunft und landlos, wie lang ihre Ahnenreihe auch sein mochte, »Ich habe nichts gegen das Turnier«, sagte Jehan. »Die Metteneyes haben immer teilgenommen, und Pieter wird morgen dabeisein. Aber manchmal geht das Geschäft eben vor. Der junge Mann nimmt, wie ich hörte, seine Frau mit, um bei den Fleury in Dijon und Genf Besuch zu machen. Verwandte und zweifellos wichtige Kunden. Und was Felix betrifft…«
    Der Kaplan nickte lächelnd und ging an ihnen vorbei. Metteneye fuhr mit leicht gerötetem Gesicht fort, Neuigkeiten zu verbreiten.
    »Felix, würden manche sagen, ist jetzt besser dran, als wenn er am Turnier teilnähme. Er erhielt eine persönliche Einladung vom Grafen von Charolais. Leider für denselben Sonntag, also was konnte er tun? Aber ich nehme an, Ihr werdet morgen trotzdem jemanden finden, der es wert ist, eine Lanze gegen ihn zu brechen. Aber ich halte Euch hier auf, und Ihr seid in Eile.«
    Er war einigermaßen in Eile, nahm sich aber dennoch die Zeit, wie empfohlen, an dem großen und gut gepflegten Grundstück der Charettys hinter der langen Mauer vorbeizugehen. Nach ein paar Besuchen machte er sich schließlich nachdenklich auf den Weg, um die dunkelhaarige Muriella abzuholen.
    Der Abend verlief erfreulich. Das Bankett war üppig, und seine unmittelbare Umgebung behagte ihm. Er unterhielt sie mühelos und machte seiner jungen Tischdame, deren Juwelen sein Ansehen bei den Brügger Adeligen nicht gerade minderte, weiterhin spielerisch den Hof. Von jemandem, der derlei Dinge für ihn aufbewahrte, hatte er für Muriella eine Rose mitgebracht, und sie hatte ihm erlaubt, ihre Hand nicht nur zu küssen, sondern auch zu streicheln. Danach vermied er weitere Überschwenglichkeiten und schenkte der Tischdame seines Nachbarn besondere Aufmerksamkeit.
    Wie erhofft, dauerte das Bankett nicht lange. Dann brachte er, von Dienern begleitet, seine Dame nach Hause und verabschiedete sich liebenswürdig und höflich. Sie drehte sich um, als sie ihre Unterkunft betrat, und

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