Niccolòs Aufstieg
Fleury wird mir sicher dabei helfen.«
Jaak de Fleury stand auf und ging demonstrativ zur Tür, wo er sich herumdrehte und den Ausgang versperrte. »Mit Vergnügen.«
Nicholas sah ihn bekümmert an. »Das ist unangenehm.«
»Du meinst, es kommt dir und deinen Plänen in die Quere«, rief Felix aufgebracht.
»Nein«, entgegnete Nicholas. »Es wäre ganz einfach, abzureisen, aber du kannst die Schulden schlecht ohne mich eintreiben. Zweifellos sind Monsieur de Fleurys Beauftragte über jeden Verdacht erhaben, aber ich bin derjenige, der weiß, welche Beträge fällig sind und wie es zu überprüfen ist. Vielleicht könnte ich in Ketten zu den Büchern geführt werden? Oder der Schreiber könnte sie herbringen?«
Sein Ton klang so ernsthaft wie zuvor, aber etwas in seiner Miene machte Felix mißtrauisch. Er zögerte. Wenn Nicholas hier war, um Geld einzutreiben, dann gab es in der Tat keinen Besseren für dieses Geschäft. Danach brauchte er, Felix, es nur noch an sich zu nehmen und Nicholas unter Bewachung zu seiner Mutter zu bringen. Dann würde man ja sehen, was es mit diesen mysteriösen Geldverstecken in Venedig auf sich hatte. Venedig!
Am Ende wurden Schreiber und Rechnungsbücher ins Empfangszimmer gebracht, und ein Tisch wurde hereingetragen, an den Nicholas sich setzte. Ihm gegenüber nahm, von den leitenden Herren seines Unternehmens umgeben, mit erheiterter Miene Jaak de Fleury Platz. In der ersten halben Stunde hielt die Erheiterung des Kaufmanns an, wenn er auch ab und zu Überdruß zeigte, als eine höfliche Frage der nächsten folgte und eine Seite nach der anderen aufgeschlagen wurde, damit Nicholas mit spitzem Finger und freundlicher Deutlichkeit auf die Richtigkeit seiner Argumente hinweisen konnte. Oder, besser gesagt, seiner Darlegungen. Nicholas argumentierte nicht. Wenn Einwände erhoben wurden, dann von de Fleurys Leuten, die ihren Dienstherrn jedesmal ansahen, wenn wieder ein Punkt verloren schien.
De Fleury nahm diese Niederlagen hin, ohne einzugreifen. Heraus kam schließlich ein von Thibault und Jaak de Fleury geschuldeter Betrag, der doppelt so hoch war wie die erste Schätzung des Verwalters, und es wurde zum Beweis ernsthafter Zahlungswilligkeit sogar etwas Silber bezahlt. Es wanderte mit den Urkunden, die von einem Notar beglaubigt worden waren, in eine Kassette. Felix sah angespannt zu, wie sie abgeschlossen wurde.
»Du wolltest die Kassette nach Brügge bringen, Felix«, sagte Nicholas. »Ich werde dich begleiten. Hier ist die Kassette und hier der Schlüssel. Je eher wir aufbrechen, desto besser.«
Die großen, klaren Augen fixierten ihn. Wieder zögerte Felix. Nichts wünschte er sehnlicher, als den drallen, parfümierten Händen der Frau und dem dunklen, spöttischen Blick ihres Ehemanns zu entkommen. Sie hatten behauptet, Nicholas wolle nach Italien Weiterreisen. Vielleicht wollte er das immer noch. Wenn sie erst einmal unterwegs waren, konnte nichts ihn daran hindern, Felix das Geld zu entreißen und sich wieder nach Süden zu wenden. Er hatte Bewaffnete bei sich. Nicholas glaubte offenbar, solche Gedanken kämen ihm jetzt nicht mehr. Er glaubte offenbar, ihn eingewickelt zu haben.
»Wenn ich mich recht erinnere«, bemerkte Nicholas lächelnd, »wolltest du mich auf dem Sattel festbinden. Monsieur de Fleury würde dir zweifellos dabei zur Hand gehen. Er wird dir vielleicht sogar ein paar von seinen Leuten mitgeben, wenn du meinen nicht traust. Aber vielleicht hältst du das nicht für unbedingt nötig.«
Er war übermütig geworden, so war das mit Dienstboten. Felix jedoch fand es sehr angebracht, alle diese Vorsichtsmaßnahmen tatsächlich zu ergreifen, und teilte dies Jaak de Fleury mit. Nicholas war verblüfft. Und war von neuem verblüfft, als de Fleury zustimmte und sofort zur Tat schritt. Ein Nicken von ihm genügte, und schon pflanzte sich sein Verwalter, durchaus freundlich, dicht neben Nicholas auf. Jaak de Fleury ging mit seinen Schreibern hinaus, um Leute zusammenzurufen und für Proviant, Waffen und Pferde zu sorgen. Die Kassette stand noch auf dem Tisch, darum blieb Felix. Mit übermenschlicher Geduld ließ er sich Esota de Fleurys tätschelnde Hand gefallen.
Nicholas stand reglos an der Seite seines Bewachers. Nach einer Weile kam einer der Schreiber zurück, um den Verwalter und die Dame des Hauses zu holen. Er hatte einen Schlüssel für das Empfangszimmer bei sich. Der Verwalter warf Nicholas einen finsteren Blick zu und ging hinaus, die Dame jedoch
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