Nicht die Bohne!
zurück.
Währenddessen haben Elena, Edgar, Harry und ich die Tiere so gut es geht versorgt. Drei Kühe und vier Ziegen stehen auf der Wiese direkt am Haupthaus, aber dort ist es zu kalt für das sensible Vieh. Deswegen hat Harry ihnen aus Wolldecken hübsche Mäntel gebastelt, und ich bin erstaunt, dass den Tieren ihre Bekleidung offenbar durchaus gefällt. Die anderen Ziegen dürfen vorerst in der Diele bleiben, aber die Hasen müssen aus meinem Büro ganz dringend wieder ausziehen, da sie alles vollkötteln und versuchen, die Kabel der elektrischen Geräte zu fressen. Zwar habe ich bereits die Sicherung herausgedreht, aber acht ausgewachsene Hasen als Bürotiere sind doch suboptimal. Das restliche Getier befindet sich in der alten Strohscheune, und nachdem wir mit allen möglichen Gegenständen verhindert haben, dass die Böcke zu den Schafen und die Gänse zu den Schweinen ziehen, kehrt auch dort ein wenig Ruhe ein.
Als wir endlich wieder zurück im Haupthaus sind, wird es schon dunkel draußen, und die Männer haben einen Plan. Dieser Plan sieht allerdings vor, die aufgestellte oberste Regel, nämlich keinen Fuß mehr in den Stall zu setzen, schlichtweg zu ignorieren.
»Es gibt im Stall drei tragende Mittelfetten aus Holz. Die halten eigentlich eine Menge aus. Wenn wir die abstützen, ist zumindest vorerst eine Einsturzgefahr gebannt. Wenn der Schnee weg ist, müssen wir dann schauen, wie wir den Dachstuhl wieder auf Vordermann bringen. Das dürfte aber relativ einfach sein. Wir müssen dann nur rechts und links Stahlträger einziehen. Aber es bringt wenig, jetzt darauf zu warten, dass das ganze Ding einstürzt. Besser einen Dachstuhl sanieren, als Tonnen an Schutt und Holz beiseiteräumen«, kommentiert Simon sachlich.
Elena und ich sind skeptisch, und das zeigen wir auch offen. »Ihr habt ja wohl total einen an der Waffel, da jetzt reinzugehen!«, rufe ich entrüstet, und Elena rollt mit den Augen. Was sehr eindrucksvoll ist.
»Das ist eigentlich kein Problem«, sagt einer der Fachmänner mit einer roten Pudelmütze auf dem Kopf und nippt an seinem Kaffee. »Mit der Stütze in der Hand rein, runter unter das Ding und hoch damit. An vier Stellen gleichzeitig passt das schon.«
Aha, der kompetente Mensch hat die Ruhe weg.
»Lassen Sie aber bitte die rote Mütze auf, dann finden wir Sie hinterher im Schutt besser wieder«, unke ich düster und ernte ein strahlendes Lächeln.
»Hab das schon öfter gemacht, Mädchen.« Er grinst und kippt den Rest Kaffee runter, als wäre es Jägermeister.
Da die Herren alle vom Fach sind, überzeugen sie uns schließlich doch noch, in die illegale Aktion zur Rettung des Gebäudes einzuwilligen. Die dazu benötigten Stahlstützen haben sie in weiser Voraussicht bereits mitgebracht. Jetzt müssen sie nur noch aus dem Auto geholt und in dem einsturzgefährdeten Stall montiert werden. Ein Kinderspiel.
»Vier Stützen, vier Männer!«, ruft der Pudelbemützte fröhlich, als wäre es für ihn ein großer Spaß, sich in Lebensgefahr zu begeben, und seine drei Gefährten einschließlich Simon erheben sich.
»Du nicht, du bist zu langsam«, bescheidet sein Kumpel und blickt dabei Simon an. Was auch immer er meint, Simon nimmt es ihm nicht krumm und sagt stattdessen: »Ich geh da nicht rein. Aber ich bin für die Choreografie zuständig.«
Während die anderen den Wagemutigen folgen, bleiben Elena und ich im Haus und warten. Unsere Nerven liegen blank. Schweigend sitzen wir am Küchentisch und halten unsere Telefone umklammert. Wenn etwas passiert, sind wir so immerhin in der Lage, schnellstmöglich Polizei, Notarzt und Feuerwehr zu informieren. Angespannt warten wir. Und dann knallt es plötzlich.
Kapitel 22
In Schallgeschwindigkeit rasen Elena und ich aus der Haustür, um direkt auf dem Treppenabsatz wieder stehen zu bleiben und den Stall anzustarren. Der noch steht. Woraufhin Elena mit einem zutiefst erleichterten Seufzer ausatmet. Ich tue es ihr gleich und suche den Hof mit den Augen nach der Ursache des Knalls ab.
»Blöde Kuh!«, brüllt Simon im nächsten Moment, und es knallt wieder. Diesmal gefolgt von einem sehr ärgerlichen Muhen.
»Nein, Elfriede, nein!« Harrys Stimme erklingt hinter Simons Geländewagen, der direkt vor dem Gatter der Wiese steht, in das die Kühe vorhin etwas unsanft bugsiert wurden.
»Alles okay bei euch?«, brülle ich quer über den Hof. Eine Sekunde später lugt Simons Blondschopf über das Wagendach.
»Die Kuh hat mein Auto gerammt!«,
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