Nicht schon wieder Liebe
einen wunderhübschen Rokoko-Rahmen.«
Coop schafft es nicht ganz, sein Entsetzen zu verbergen, als er auf das fragliche Bild starrte. Doch als er Veronica wieder ansah, spielte ein trockenes Lächeln um seine Mundwinkel. »Das ist wirklich zu freundlich von Ihnen«, sagte er. »Aber es würde mir nicht im Traum einfallen, Sie eines solch seltenen Juwels zu berauben.« Er zog viel sagend eine Braue hoch. »Und außerdem ist das da kein Stier.«
Sie lachte tatsächlich laut auf. Dann fiel ihr Blick auf das gerahmte Foto hinab, das sie vom Tisch genommen hatte, um es zu den anderen Sachen in den Karton zu legen, und wurde zum zweiten Mal an diesem Nachmittag atemlos, als plötzlich tausend Erinnerungen auf sie einstürmten.
Coop beobachtete, wie das humorvolle Leuchten auf ihrem Gesicht abrupt erlosch, und fragte sich, was passiert war. Gleich darauf sagte er sich, dass ihn das eigentlich gar nichts anging. Zum Teufel noch mal, er hatte sich wirklich nicht schon wieder in Veronicas Bann ziehen lassen wollen, aber sie war wie ein verdammter Magnet, und jedes Mal, wenn er sich irgendwo in ihrer Nähe wiederfand, wurde er unweigerlich von ihr angezogen. Wenn er klug war, würde er jetzt sofort kehrtmachen und hinausgehen.
Stattdessen legte er den Kopf schief, um das Foto in ihrer Hand zu sehen. »Ist das Ihr Vater?«
»Ja.« Veronica rieb mit dem Daumen über das Gesicht des dunkelhaarigen lachenden Mannes auf dem Bild. »Er ist vor zwei Jahren gestorben.«
»Ach, das tut mir Leid - es ist hart, einen Elternteil zu verlieren. Mein Dad ist gestorben, als ich fünfzehn war, und meine Mutter ist auch seit ungefähr vier Jahren tot.« Um den traurigen, mutlosen Ausdruck von Veronicas Gesicht zu vertreiben, zeigte er auf eine abgespannt aussehende Frau im Hintergrund, die gerade damit beschäftigt war, den Fußboden der Bar aufzuwischen. »Und wer ist das da? Eine ehemalige Bardame?«
»O Gott! Sie sind dicht daran.« Sie lachte schrill. »Meine Mutter.«
»Oh! Tut mir Leid. Es ist nur, weil ... das heißt, ich dachte nur -«
»Was auch jeder andere gedacht hätte, also machen Sie sich darüber nur keine Sorgen.« In ihrer Stimme schwang eine zynische Art von Humor mit, doch als sie auf das gerahmte Foto hinabblickte und ihre Augenbrauen sich über ihrem schmalen Nasenrücken zusammenzogen, sah es so aus, als ob sie Schmerzen hätte. »Mama hat durch ihre Schufterei ein frühes Grab gefunden, und Daddy hat tatenlos zugeschaut, wie sie sich kaputtgemacht hat. Nein, schlimmer noch - er hat es sogar noch unterstützt, weil er glaubte, es sei ihre Aufgabe, ihm das Leben leichter zu machen. Seine Aufgabe bestand natürlich darin, mit den Gästen zu feiern und Drinks zu mixen. Mama hat sich die Finger wund gearbeitet bei dem Versuch, den ganzen Rest zusammenzuhalten.« Veronica zwängte das gerahmte Bild in einen winzigen Spalt in der Ecke des Kartons, den sie auf das Sofa gestellt hatte. Dann stand sie für einen Moment einfach nur da und starrte auf den zum Bersten voll gestopften Karton.
Ihr gesenkter Kopf enthüllte ihren schlanken Nacken, und Coop musste die Hände in den Hosentaschen vergraben, um sich davon abzuhalten, sie dort zu berühren. »Und Sie haben ihm das übel genommen?«, fragte er leicht unwirsch.
»Ja. Aber noch mehr habe ich es ihr übel genommen, dass sie das so einfach mit sich machen ließ, Mama hätte in all den Jahren jederzeit ein Machtwort sprechen können, aber sie hat es nie getan.« Sie zuckte die Achseln und drehte sich zu Coop um. »Ich weiß nur eines, nämlich; dass ich niemals einen Mann auf meinem Buckel schleppen werde, und wenn ich mich tatsächlich jemals verliebe, dann in jemanden, der mich als gleichberechtigte Partnerin behandelt und seinen eigenen Beitrag leistet.«
»Ich denke mal, Ihr Dad muss sich doch ziemlich einsam und verloren gefühlt haben, als Ihre Mutter starb.« Zum Kuckuck noch mal, wo war das denn hergekommen? Er wusste doch überhaupt nichts über ihren Vater oder wie dem Mann zu Mute gewesen war, als seine Ehefrau starb. Dennoch hatte er irgendwie diesen bescheuerten Drang, Veronica zu trösten.
Er lehnte sich auf die Fersen zurück und fügte zynisch hinzu: »Er muss doch zumindest getrauert haben, weil all die viele Arbeit plötzlich nicht mehr erledigt wurde.«
Veronica machte ein skeptisches Geräusch. »Ihm fehlte Mama als Putzfrau, Bardame und Kellnerin, so viel steht schon mal fest. Aber er war der Meinung, Crystal und ich würden mit Freuden
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