Nicht schon wieder Liebe
seiner Brust und einer weißen Pfote, mit der er spielerisch nach Veronicas Wange tatzte. Er blickte sie aus kupferfarbenen Augen von der Größe eines Pennys an. »Wie heißt er?«
»Boo. Nach irgend so’nem Mann namens Boo Radley, hat Mrs. Martelucchi gesagt.« Lizzy zuckte gleichmütig mit der Schulter, die aus ihrer Jacke auftauchte, während sie sich aus dem Kleidungsstück schälte. »Ich glaube nicht, dass er in der Nachbarschaft wohnt.«
In Veronicas Kehle stieg das Geräusch mühsam unterdrückten Gelächters auf, und Coop grinste.
»Wenn ich ’ne Katze hätte«, meldete Riley sich zu Wort, »würde ich sie Booger oder Spike nennen oder irgend so was Krasses in der Art.«
»Krass?«, fragte Cooper verständnislos.
»Das heißt so viel wie toll«, dolmetschte Veronica. »Oder cool.« Sie warf ihm ein plötzliches Lächeln zu. »Oder auch klasse.«
»Ach so.« Er ertappte sich dabei, wie er zurückgrinste. »Wieso komme ich mir nur plötzlich so alt vor?«
Riley zuckte die Achseln, als ob das doch wohl offensichtlich wäre. Aber Lizzy trat einen Schritt vor und tätschelte schüchtern Coops Hand. »Das liegt nur daran, weil du keine eigenen Kinder hast«, versicherte sie ihm. Dann blinzelte sie. »Du hast doch keine Kinder, oder?«
»Nein«, erwiderte er und sah Veronica süffisant grinsen angesichts der Hast, mit der er diese Frage verneint hatte. Er kniff die Augen leicht zusammen und funkelte sie an.
Dann bemerkte Lizzy den Karton mit den Nippsachen und runzelte leicht die Stirn. »Willst du all die schönen Sachen von meiner Mama wegwerfen?«
»So hat sie all das hier genannt?«, fragte Veronica. »Ihre schönen Sachen?«
Lizzy nickte. »Mama hat gesagt, wir dürfen sie nicht anfassen.«
»Ich packe sie nur vorsichtig zusammen, damit du hier drinnen Platz zum Spielen hast und keine Angst haben musst, dass etwas kaputtgehen könnte.« Veronica ging vor ihrer Nichte in die Hocke. »Bist du damit einverstanden?«
Lizzy zog die Schultern hoch. »Ich glaub’ schon.«
»Denn wenn dir das nicht recht ist, stelle ich alles wieder an seinen Platz zurück.«
»Nein, nein, ist schon okay«
Veronica strich der Kleinen die Ponyfransen aus der Stirn. »Möchtest du die Kartons durchgehen, wenn ich fertig bin, und dir ein paar von deinen Lieblingsstücken für dein Zimmer aussuchen?«
In Lizzys goldbraunen Augen glomm Interesse auf. »Darf ich?«
»Aber sicher.«
»He, nun kommt endlich«, rief Riley »Lasst uns nach oben gehen und Piratenkönig spielen.«
Dessa rempelte ihren Bruder an. »Diesmal bin ich aber der König!«
»Kommt überhaupt nicht in die Tüte! Du bist bloß ein Mädchen. Um König zu sein, muss man schon ein Junge sein.«
»Na, dann bin ich eben die Piratenkönigin!«
Riley schnaubte verächtlich. »Hab’ ich dich vielleicht gebeten, Piratenkönigin zu spielen? Du kannst von mir aus das Mädchen sein, das als blinder Passagier mitfährt und sich als Kabinensteward ausgibt.« Ohne auf eine Antwort zu warten, rannte er in die Küche zurück und stürmte die Hintertreppe hinauf.
Dessas blonde Locken schienen sich vor Empörung zu sträuben. »Ich will aber nicht schon wieder der Kabinensteward sein! Der wird am Ende immer mit verbundenen Augen über die Planke ins Meer getrieben!« Sie raste hinter ihrem Bruder her, und Lizzy hielt nur gerade lange genug inne, um Coop ein scheues Lächeln zu schenken und das Kätzchen aus Veronicas Armen zu nehmen, dann lief sie im Kielwasser ihrer Freunde die Treppe hinauf.
Coop grinste Veronica an. »Ihnen ist doch wohl klar, dass Sie Dessa mal erklären sollten, was die Redensart ›Sich kein X für ein U vormachen lassen bedeutet, oder? Und jemand sollte Riley beibringen, dass er zu einem Mädchen niemals ›Du bist doch bloß ein Mädchen‹ sagen sollte. Das kann ja nicht gut gehen.«
Veronica lachte in entzückter Übereinstimmung, und Coop fühlte sich verwirrt. Er war sich so sicher gewesen, dass er genau wusste, wer Veronica Davis war - sein Bild von ihr war bereits fest in seiner Vorstellung verankert gewesen, noch bevor er sie je gesehen hatte. Und dennoch, jedes Mal, wenn er sie mit Lizzy zusammen sah, schien ihr Verhalten in direktem Gegensatz zu dem Bild zu stehen, das tief in seinem Hirn verwurzelt war.
Nicht, dass er ihr getraut hätte. Klein Miss Ronnie mochte zwar keine hautengen Jeans tragen und ihr Make-up mit der Kelle auftragen, und sie mochte auch nicht auf diesen sexy Wuschel-Look stehen, den ihre Schwester bevorzugt
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