Nicht schon wieder Liebe
brennenden Bedürfnis heraus, Coop im Dunkeln zu lassen - hatte sie ihm am letzten Samstag auch nichts von ihrer plötzlichen Erinnerung an ein Telefongespräch mit Crystal erzählt, das sie kurz vor ihrer Abreise nach Schottland geführt hatten. Der Gedanke an die Begeisterung ihrer Schwester über das Champagnerfrühstück, das ihr irgendein Mann, mit dem sie liiert war, kredenzt hatte, war Veronica völlig ungebeten und wie aus heiterem Himmel durch den Kopf geschossen und hatte ihr schlagartig wieder zu Bewusstsein gebracht, dass Crystal nicht mehr da war, um die Art von kostspieligen Schickimicki-Vergnügungen zu genießen, die sie so geliebt hatte. In jenem Augenblick hatte Veronica sich nichts sehnlicher gewünscht als einen Moment der Ruhe und Ungestörtheit, um sich die Erinnerung gründlich durch den Kopf gehen zu lassen.
Aber das war vor fünf Tagen gewesen, und sie hatte inzwischen mehr als genug darüber nachgedacht, daher war jetzt die rechte Zeit gekommen, um mit Coop darüber zu sprechen. Vorausgesetzt natürlich, dass er überhaupt noch Lust dazu hatte. Es war mindestens ebenso wahrscheinlich, dass ihn dieses Thema nicht: mehr interessierte, da das, was sie zu berichten hatte, ja eigentlich ziemlich belanglos war - nur eine zufällige Bemerkung, wohl kaum! der Stoff, aus dem welterschütternde Neuigkeiten waren.
Und es lohnte sich; wahrscheinlich auch gar nicht, dafür extra ins Tonk hinüberzugehen. Veronica betrat das Lokal und hielt dann einen Moment inne, um. sich der Ironie bewusst zu werden während sie etwas; von der Wärme in der Bar in sie hineinsaugte. Dieser Ort hatte immer ihren schlimmsten Albtraum verkörpert, und dennoch ertappte sie sich in letzter Zeit häufig dabei# dass, sie irgendwelche lahmen Ausreden erfand, um kurz hereinzuschauen.
Sie entdeckte Coop hinter der Theke, damit beschäftigt, einem Stammgast zuzuhören, während er einen Drink mixte. Als sie beobachtete, wie er den Kopf in den Nacken warf und schallend lachte, wurde ihr Mund plötzlich staubtrocken.
Oje, Sie steckte wirklich in Schwierigkeiten, Sie dachte immer wieder diese erotische Anziehungskraft zwischen ihnen würde- irgendwann nachlassen, aber bisher war sie nur noch stärker geworden.
Nicht, dass sie vorhatte, diese Sache außer Kontrolle geraten zu lassen, oder so etwas. Sie war schließlich eine erwachsene Frau - sie konnte damit umgehen. Veronica straffte energisch die Schultern und marschierte zur Theke,
»Hallo«, sagte sie, als sie auf einen kürzlich frei gewordenen. Barhocker kletterte.
»Selber hallo.« Coop lächelte sie an und beugte sich über die Theke, als ob er sie küssen wollte. Als Veronica mit einem Ruck zurückwich, wurde sein Gesicht ausdruckslos. Zu ausdruckslos, und sie hatte den deutlichen Eindruck, dass er sich über sie ärgerte.
Es beunruhigte sie, dass ihr das etwas ausmachte. Es war schließlich sein Problem, nicht ihres, also sollte es ihr eigentlich egal sein. Sie würde sich schließlich nicht anders verhalten, selbst wenn sie könnte. Sie wusste ja kaum, was sie von dieser Beziehung halten sollte; und sie hatte ganz bestimmt nicht vor, sie den Gästen im Tonk zu präsentieren. Und erst recht nicht, wenn - wie sie vorhin bemerkt hatte - Darlene Starkey wieder hier war. Ein einziger Kuss in der Öffentlichkeit, und die gesamte Stadt würde eine Meinung über ihre Beziehung mit Cooper haben, noch bevor es ihr gelungen war, sich selbst eine zu bilden.
»Möchtest du etwas trinken?« Coops Stimme, kühl und reserviert, riss sie abrupt aus ihren Gedanken.
Veronica rutschte auf ihrem Hocker herum und wünschte, sie könnte die letzten paar Minuten rückgängig machen und die Sache anders handhaben, damit Coop nicht böse auf sie wäre.
Die Erkenntnis, dass sie überhaupt das Bedürfnis verspürte, sein männliches Ego zu besänftigen, ließ sie abwehrend reagieren. »Nein, danke«, erwiderte sie steif. »Ich bin bloß kurz vorbeigekommen, um ein paar Minuten mit dir zu sprechen, aber das war offenbar keine meiner klügeren Ideen.« Sie glitt von dem Barhocker. »Wir können uns ein andermal unterhalten.« Und sie würde jede Wette darauf eingehen, dass das nicht viel später an diesem Abend sein würde. Irgendwie bezweifelte sie, dass Coop nach dieser Abfuhr noch in ihr Bett kommen würde.
»Warte.« Er griff über die Theke hinweg und hielt sie zurück, indem er seine große Hand auf ihre sehr viel kleinere legte und sie sanft auf die Theke drückte. »Geh
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