Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
mich hinunter. »Sie, Stone, bekommen eine Chance — aber nur eine —, den angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Sie wissen gar nicht, wie viel Glück Sie haben.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Die Zielperson ist soeben aus London abgeflogen. Sie werden dem jungen Mann heute Abend nach Panama folgen und ihn bis spätestens Freitagabend liquidieren.«
    Ich ließ meinen Kopf gesenkt und die Beine schlaff ausgestreckt, sodass meine Stiefel fast seine auf
    Hochglanz polierten schwarzen Oxfords berührten. Dann sah ich langsam zu ihm auf.
    Sundance machte einen Schritt auf mich zu. Sollte ich irgendetwas sagen? Der Jasager hob die Hand, um ihn zurückzuhalten, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Die FARC erwarten die Lieferung eines Lenkwaffen- Kontrollsystems — für Sie eine Computerkonsole für Raketenstarts.«
    Ich sah wieder zu Boden und konzentrierte mich auf die Ziernähte seiner Schuhe.
    »Hören Sie mir zu?«
    Ich nickte langsam und rieb mir dabei meine roten Augen.
    »Eine Fla-Lenkwaffe befindet sich schon in ihrem Besitz. Ihr werden viele weitere folgen. Wir müssen verhindern, dass das Kontrollsystem in ihre Hände gelangt — besäßen die FARC ein vollständiges Waffensystem, wären die Folgen für den KolumbienPlan katastrophal. In Kolumbien sind US-Hubschrauber im Wert von sechshundert Millionen Dollar stationiert, dazu ihre Besatzungen und die Nachschubeinheiten. Die FARC dürfen nicht in den Stand versetzt werden, die Hubschrauber abzuschießen. Also dürfen sie dieses Lenkwaffen-Kontrollsystem nicht erhalten. Sie brauchen nicht zu wissen, warum, aber der Tod des jungen Mannes wird verhindern, dass das geschieht. Und damit basta!«
    Er ging in die Hocke und brachte sein Gesicht so nahe an meines heran, dass ich Mentholrasierwasser riechen konnte, vermutlich für empfindliche Haut. Ich nahm auch einen Hauch von Mundgeruch wahr, als unsere Gesichter nur eine Handbreit voneinander entfernt waren. Er holte langsam tief Luft, damit ich begriff, dass er jetzt nicht im Zorn, sondern in ehrlicher Sorge sprach. »Sie werden diesen Auftrag gewissenhaft und termingerecht ausführen. Wenn nicht? Dann liquidieren wir sie, sobald der Zeitpunkt günstig ist: nächste Woche, nächsten Monat oder erst nächstes Jahr. Sie wissen natürlich, von wem ich rede — von der kleinen Waise, um die Sie sich so rührend gekümmert haben. Sie wird einfach zu existieren aufhören, und das ist dann Ihre Schuld. Allein Sie können verhindern, dass das passiert.«
    Er brannte vor missionarischem Eifer, den er vermutlich von dem Geistlichen kopiert hatte, den er letztes Mal auf der Kanzel gehört hatte, während Sundance schief grinsend zu seinem Sofa zurückging.
    Aber der Jasager war noch nicht mit mir fertig. Sein Tonfall veränderte sich erneut. »Sie muss jetzt ungefähr elf sein, was? Wie ich höre, hat sie sich daheim in den Staaten wieder sehr gut eingewöhnt. Joshua scheint sich vorbildlich um sie zu kümmern. Für Sie ist’s sicher schwierig, dass sie jetzt dort lebt, was? Dass Sie nicht miterleben können, wie sie aufwächst, wie sie sich in eine attraktive junge Frau verwandelt .«
    Ich hielt weiter den Kopf gesenkt und konzentrierte mich auf einen winzigen Sprung in einer der Fliesen, während er mit seinem Sermon fortfuhr.
    »Sie ist im selben Alter wie meine Tochter. In diesem Alter sind sie so komisch, finden Sie nicht auch? Gerade wollten sie schon erwachsen sein, und im nächsten Augenblick haben sie das Bedürfnis, mit ihrem Teddybären zu schmusen. Ich habe ihr gestern Abend eine Gutenachtgeschichte vorgelesen. Sie sehen dabei so rührend, so verwundbar aus. Haben Sie ihr auch vorgelesen ... Kelly, nicht wahr?«
    Ich wollte ihm nicht die Befriedigung gönnen, dass ich seine Frage beantwortete, sondern konzentrierte mich weiter auf meine Fliese und bemühte mich, keine Reaktion erkennen zu lassen. Der Jasager genoss diese Szene wirklich. Er atmete nochmals tief durch, stand mit knacksenden Knien auf und beugte sich über mich.
    »Hier geht’s um Macht, Stone, wer sie hat und wer nicht. Sie haben sie nicht. Ich persönlich bin nicht dafür, Ihnen eine zweite Chance zu geben, aber hier spielen übergeordnete Erwägungen eine Rolle.«
    Ich verstand nicht genau, was das heißen sollte, aber ich konnte mir denken, dass er den Befehl hatte, diese Situation zu bereinigen, wenn er nicht noch tiefer in die Scheiße geraten wollte. »Wozu den Jungen liquidieren?«, fragte ich. »Warum nicht den Vater? Vermutlich ist

Weitere Kostenlose Bücher