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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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leise. Einige Sekunden später wurden Autotüren zugeschlagen, das Garagentor öffnete sich, und der Mercedes stieß rückwärts auf die Straße hinaus. Das Tor knallte wieder auf den Beton, und danach herrschte Stille.
    Außer in meinem Kopf. Eine Hälfte erzählte mir, alles sei in Ordnung. Er würde auf keinen Fall riskieren wollen, dass die Wahrheit über dieses Unternehmen bekannt wurde. Die andere Hälfte erzählte mir, es sei ihm vielleicht egal, was ich vorgebracht hatte. Ich versuchte mir Mut zu machen, indem ich unser Gespräch nochmals durchging und mir einredete, zum richtigen Zeitpunkt auf die richtige Weise das Richtige gesagt zu haben. Aber dann gab ich auf. Es war zu spät, sich darüber Sorgen zu machen. Ich würde einfach abwarten müssen.
    Laufschuhe und Sundance kamen zurück. Ich sah auf, versuchte ihre Mienen zu deuten. Sie sahen nicht gut aus.
    Der erste Tritt zielte auf meine Brust. Mein Körper rollte sich reflexartig zusammen, aber Sundance’ Stiefel traf mich schmerzhaft am Oberschenkel. Unterdessen hatte ich mein Kinn angezogen, die Zähne zusammengebissen und meine Augen geschlossen. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich ins Unvermeidliche zu fügen: wie ein Igel zusammengerollt, meine weiterhin gefesselten Hände vors Gesicht gehoben, um es möglichst zu schützen. Ich musste aushalten, was kam, und konnte nur hoffen, dass sie bald die Lust verlieren würden.
    Sie packten meine Füße und zerrten mich in die Mitte des Raums. Einer der Teebecher fiel klappernd auf den Fliesen um. Ich hielt meine Knie hochgezogen und wehrte mich mit aller Kraft dagegen, die Beine strecken zu lassen, um meinen Unterleib nicht schutzlos preiszugeben. Als ich zwischendurch ein Auge öffnete, konnte ich beobachten, wie ein Caterpillar-Stiefel meine Rippen traf. Ich zog das Kinn noch weiter an, um zu versuchen, meine Brust zu schützen. Das schien zu funktionieren, aber der nächste Tritt traf meinen Hintern mit solcher Wucht, dass ich glaubte, mein Schließmuskel sei explodiert. Der Schmerz war beinahe unerträglich, und um ihn abzumildern, versuchte ich, meine Gesäßbacken zusammenzukneifen — aber dazu musste ich die Beine wieder etwas strecken.
    Die unvermeidliche Stiefelspitze bohrte sich in meinen Unterleib. Ich spuckte Gallenflüssigkeit. Der beißend saure Geschmack in Mund und Nase war fast schlimmer als die Fußtritte.
    Es war nach Mitternacht, und ich lag zusammengerollt wieder in meiner Ecke. Wenigstens hatten sie mir jetzt die Handschellen abgenommen. Die Deckenbeleuchtung war ausgeschaltet, und über den Fernsehschirm flackerte ein Softporno auf Channel 5. Die beiden Kerle hatten zuvor Fleischpastete mit Fritten gegessen und mich gezwungen, über den Boden zu kriechen und mit dem Einwickelpapier meine Kotze aufzuwischen, während sie noch mehr Tee tranken.
    Ich erfuhr nicht, was sie mit mir vorhatten, sondern wurde völlig ignoriert. Sie ließen mich einfach im eigenen Saft schmoren, während Sundance halb schlafend auf dem Sofa lag. Laufschuhe dagegen war hellwach, rauchte seine Selbstgedrehten und passte auf, dass ich keine Dummheiten machte.
    Ich streckte mich langsam auf dem Bauch liegend aus, um die von den Tritten stammenden Schmerzen etwas zu lindern, ließ mein Gesicht auf den Händen ruhen und versuchte etwas Schlaf zu finden. Aber das war natürlich unmöglich: Ich konnte meinen Puls am Hals spüren und musste immer wieder daran denken, was mir bevorstehen mochte. Vielleicht würden die beiden Kerle mich doch noch auf einem Ausflug nach Beachy Head begleiten; das hing vermutlich davon ab, zu wem der Jasager diesmal Ja sagen musste.
    In der Vergangenheit hatte ich es stets geschafft, selbst aus der größten Scheiße halbwegs unbeschädigt herauszukommen. Ich dachte an meine Schusswunde, das wieder angenähte Ohrläppchen und Narben von Hundebissen und war mir darüber im Klaren, dass ich bei all diesen Jobs in den letzten paar Jahren verdammt viel Glück gehabt hatte. Ich erinnerte mich an andere Jobs und dachte daran, wie es gewesen war, mit verbundenen Augen an der Wand einer Flugzeughalle zu stehen und zu hören, wie Waffen durchgeladen wurden. Ich erinnerte mich daran, wie die Männer rechts und links von mir still gebetet oder laut weinend um ihr Leben gebettelt hatten. Ich hatte keinen Grund gesehen, das eine oder das andere zu tun. Das lag nicht daran, dass mir mein Leben gleichgültig war; ich hatte nur von Anfang an gewusst, dass der Tod Bestandteil des Deals war, auf den

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