Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
Vom Netzwerk:
man zurückließ. Wie konnte jemand so selbstsüchtig sein, dass er den Preis vergaß, den seine Familie zahlen musste? Ich dachte erneut an den Schwarzen im Fernsehen - hatte er eine Frau, Kinder, Eltern, Geschwister? Und wenn sie die ganze Sache wie ich im Fernsehen gesehen hatten?
    Wenn ich den leichten Weg wählen würde, dann auf eine Weise, die ohne Auswirkungen auf das Leben anderer Leute blieb.
    Aber das wollte ich nicht. Ich hatte andere Pläne.

 
13
    Die Sonne kam zum Vorschein, aber mein Atem kondensierte noch immer, als ich über die Beach Street ging. Es war zehn vor elf, und mich trennten noch zwei Straßen von der Nationalbibliothek. Das bedeutete, ich musste langsamer gehen, wenn ich mich verspäten wollte. George sollte sehen, dass alles normal war.
    Die anderen Fußgänger sahen mich an wie jemanden, der auf einer Schnellstraße mit fünf Meilen pro Stunde fuhr. Sie eilten mit Turnschuhen dahin, trugen ihre Büroschuhe in Tüten oder Beuteln, hielten den Kopf gesenkt und das Handy ans Ohr gepresst, damit die Welt wusste, dass sie mit Wichtigem beschäftigt waren. Alle, Männer und Frauen, schienen die gleiche Art von dunkelgrauem Regenmantel zu tragen.
    Ich saugte am Loch im Starbucks-Deckel. Ich wollte nicht alles trinken, bevor ich bei Hot Black Inc. eintraf, denn auch das wäre nicht normal gewesen.
    Ich erreichte das Backsteingebäude im Zentrum von Washington einige Minuten vor elf. Das viktorianische Original wirkte klein neben den modernen, anonymen Betonblöcken zu beiden Seiten und war schon vor einer ganzen Weile in ein Bürohaus verwandelt worden. Sechs oder sieben ausgetretene Stufen brachten mich zu einer großen Glastür und in die Eingangshalle. Calvin saß hinter dem Tresen, ein großer Schwarzer mit frisch gewaschenem weißem Hemd und einer perfekt gebügelten blauen Uniform. Entweder gehörte er zum Gebäude, oder er war Teil der Tarngeschäfte von Hot Black - ich wusste es nicht. Ich quatschte ein wenig mit ihm, als ich mich in die Anwesenheitsliste eintrug. Meinen Ausweis brauchte ich nicht mehr zu zeigen, da es zwischen Calvin und mir eine Art Beziehung gab. In letzter Zeit war ich recht oft bei George gewesen. Dennoch musterte er mich von Kopf bis Fuß, wie immer, betrachtete meine Jeans, die Turnschuhe und die Bomberjacke. »Legere Kleidung für den Mittwoch, Mr. Stone?«
    »Genau richtig erkannt, Calvin. Nach dem legeren Dienstag und vor dem legeren Donnerstag.«
    Er lachte höflich, wie bei all den anderen Gelegenheiten.
    Der mit dunklem Holz vertäfelte Lift trug mich in den ersten Stock, in Georges Teil des US-Geheimdienst- dschungels. Ich hatte keine Ahnung, wer hier wirklich am Drücker war, wusste nur: Seit ich für George arbeitete, wurde die Miete für das Apartment bezahlt, und ich bekam zweiundachtzigtausend Dollar im Jahr. Als Angestellter von Hot Black Inc. der für Traktoren warb - oder worin auch immer meine offizielle Tätigkeit bestand -, hatte ich auch eine Sozialversicherungsnummer und gab eine Steuererklärung ab. Ich war ein richtiger Bürger, rein theoretisch ebenso amerikanisch wie George. Das fühlte sich gut an, nachdem mich die Firma so viele Jahre wie Dreck behandelt hatte. Natürlich behandelte man mich noch immer wie Dreck, aber jetzt geschah es mit einem großen amerikanischen Lächeln und viel mehr Geld.
    Ich sah auf die Baby-G. Noch nicht spät genug. Als sich der Lift öffnete, wartete ich ein wenig im Flur, wie eine der weißen Alabasterstatuen in den kleinen Nischen entlang der glänzenden schwarzen Marmorwände. Das Reinigungspersonal war bereits an der Arbeit gewesen: Ich nahm den morgendlichen Bürogeruch von Sprühpo- litur und Raumduft wahr.
    Um genau fünf Minuten nach elf ging ich durch die Rauchglastür in den Empfangsbereich. Nichts hatte sich verändert, seit ich vor über einem Jahr zum ersten Mal hierher gekommen war. Noch immer saß niemand an dem großen alten Tisch, der auch als Empfangstresen diente, und das Telefon darauf war noch immer nicht angeschlossen. Hinzu kamen zwei Sofas aus rotem Samt, die sich mit einem gläsernen, leeren Couchtisch in der Mitte gegenüberstanden.
    Die hohe, schwarze und glänzende Tür des Hauptbüros war sehr massiv. Mich trennten noch zwei Schritte von ihr, als sie sich öffnete.
    George stand da und musterte mich von Kopf bis Fuß. »Sie sind spät dran. Haben Sie nichts anderes anzuziehen? Sie sollen ein leitender Angestellter sein.«
    Bevor ich antworten konnte, drehte er sich um und kehrte

Weitere Kostenlose Bücher