Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
am Ende auch mal wieder Interesse hatten ?, denke ich, und dabei sind sie samt Arthritis und Osteoporose aus dem Bett gefallen und nun hat Frau Oppermann einen Oberschenkelhalsbruch. „Was ist passiert?", frage ich Frau Melzer, die ältere Nachbarin von Gegenüber, die mit ihrem Dackel Rudi am Zaun steht. Sie sieht mich erschüttert an.
„Herr Oppermann hat wohl einen Herzanfall gehabt!"
Ich schäme mich sofort wegen meiner frivolen Gedanken von eben. Ach Gott, die arme Frau Oppermann, denke ich, ohne ihren Gatten ist die doch hilflos. Der hat doch alles gemacht.
Er kaufte ein, kochte, putzte, machte den Garten.
„Meine Frau spielt Klavier", sagte er mir mal stolz.
Das schien alles zu sein, was sie tat. Kinder hatten sie keine.
Wenn ich mir so überlege, wie's bei denen wohl früher war? Sie schien so eine richtige Prinzessin auf der Erbse gewesen zu sein. Umhegt, umsorgt, verwöhnt... und nicht lebenstauglich. Eigentlich sollte sie mir leidtun, aber es will sich kein rechtes Mitgefühl bei mir einstellen. Ob er durchkommt?
Bei uns im Flur riecht's nach Kaffee.
Andreas und Mats sind in der Küche und machen Frühstück. „Morgen", sagt Andreas lächelnd, als ich den Kopf zur Tür hineinstecke, „schon gelaufen? Alle Achtung!" Mats schneidet Äpfel für Müsli in eine Schüssel und röstet Haferflocken und Nüsse in der Pfanne. Riecht gut. „Ich beeil' mich", sage ich, „Nick kommt auch gleich. Der holt Brötchen!"
Erfreulich, solche Frühstücksgäste, denke ich unter der Dusche und dann geht mir auch noch mal das nette Erlebnis von eben im Wald mit meinem Nick durch den Kopf...
N I C K
Wir sitzen faul um den Tisch herum.
„Schon zwölf, sage ich, „in zwei Stunden müssen wir spätestens los zum Spiel."
Und dieses Wochenende habe ich wieder nichts getan. Ich muss mich endlich mal aufraffen und den Arsch hochkriegen. Diese Scheiß-Abschlussarbeit!
Weihnachten ist gar nicht mehr so weit weg ... Der Oktober ist schon halb rum.
Vor einem Jahr war die Geschichte mit den Skins und danach ging's mir erst mal schlecht. Nicht nur körperlich ... ich hatte ja den ausgekugelten Arm, der noch bis Weihnachten weh tat und die vielen Blutergüsse und Prellungen ... auch psychisch - oder sollte ich sagen – gerade psychisch hatte ich 'nen Knacks weggekriegt?
Auch wenn ich's gut verbarg. Zumindest tagsüber. Nachts, wenn ich träumte, kam die Angst zurück. Dann lag ich wieder im Dreck und hörte das Schnappen des Messers ... Jan war unheimlich lieb zu mir und wahnsinnig geduldig. Sie hatten mich richtig verletzt ... es tat ewig weh, auf 's Klo zu gehen!
Das Allerschlimmste aber war der Aids-Test. Ich hatte solche Angst vor dem Ergebnis, dass Jan sich den Tag frei nahm. Danach sind wir nach Hause gefahren und haben gefeiert. Als die Großen aus der Schule kamen (Lily war bei Renate, es muss also ein Donnerstag gewesen sein) waren wir beide blau vom Sekttrinken. Mittags um zwei. Ich hoffe, ich seh' die Schweine nie wieder.
Andreas und Jan unterhalten sich über die Schule. Ich beobachte sie und denke nicht zum ersten Mal, dass es gut ist, wie alles gelaufen ist ... dass wir das überstanden haben. Was für eine verrückte Woche das gewesen ist kurz vor unserem Urlaub! Ich hab' es ziemlich wild getrieben ... und Jan? Mein Jan war kurz davor, mich wegen Andreas zu verlassen. Wir haben in Kroatien noch mal ganz in Ruhe geredet und da ist mir erst bewusst geworden, wie haarscharf wir an einer Katastrophe vorbeigeschlittert sind. Er spürt meinen Blick, sieht mich an und lächelt warm. Ich bin froh, dass wir's gepackt haben. Mats trinkt seinen Kaffee und betrachtet Andreas. Volltrottel, denke ich liebevoll, Andreas würde viel besser zu dir passen als diese fade Nuss Arne...!
Andreas sieht rüber zu Mats und senkt ganz schnell wieder seinen Blick. „Ich fahr dann mal", sagt er und steht auf. „Ich auch", sagt Mats sofort und sieht zum Fenster raus. Es hat wieder angefangen zu regnen.
„Sagtest du nicht, dass du mit dem Rad hier bist? Ich werf's hinten in den Wagen und fahr' dich eben nach Hause." Bravo, Mats! Andreas zögert. Na los doch, du Idiot, denke ich, sag' ja!
„Wenn's dir nichts ausmacht?"
Nein !!!, schreit mein innerer kleiner Gnom aus der Abteilung Partnerschaftsvermittlung und hopst im Gehirnbezirk auf der Schnittstelle zwischen 'Geduld' und 'Verständnis' auf den verbindenden Nerven herum. Echt, die sind schon ganz ausgeleiert hier! Es macht ihm nichts
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