Nie Wirst Du Entkommen
Mitgefühl. »Ich habe mit der Analyse noch nicht einmal angefangen. Wir hatten uns schon gedacht, dass das erste Bild sehr ähnlich sein würde. Also Kopf hoch.«
Patrick drapierte seinen Mantel über dem Arm. »Rufen Sie mich an, wenn Sie etwas haben. Wäre schön, wenn das bis Mittag geschähe. Ich treffe mich mit Richter Doolittle zum Lunch, und ich würde ungern wie ein kompletter Idiot daherkommen.«
Burkhardt schnaubte, als Hurst aus dem Raum war. »Bis Mittag? Macht der Witze?«
»Nein«, sagte Spinnelli. »Wir werden der Sache auf den Grund gehen, Tess. Versuchen Sie, sich nicht allzu viele Sorgen zu machen.«
Sie nickte steif. »Sicher.« Nicht mehr zu atmen wäre wahrscheinlich einfacher gewesen.
Spinnelli zog kopfschüttelnd ab. »Verdammt. Ich hatte es wirklich gehofft.«
Tess streifte sich den Mantel über und nahm ihre Tasche. »Danke für den Versuch. Ich werde noch das Formular für die Abhöreinrichtung unterschreiben, dann lass ich die Herren arbeiten.« Sie ging an Murphy vorbei, der während der ganzen Aktion herzlich wenig gesagt hatte. Er wirkte so vernichtet, wie sie sich fühlte, und plötzlich war sie zu müde, um ihm noch länger böse zu sein. Sie wandte sich um und blieb vor ihm stehen. »Ich kann es verstehen, Todd«, murmelte sie. Und das entsprach der Wahrheit. »Es tut immer noch weh, dass Sie mir nicht geglaubt haben, aber ich kann es verstehen. Bei den Beweisen, die vorliegen, hätte ich vermutlich dasselbe gedacht.«
Sie hörte Reagan und Murphy leise miteinander reden, als sie den Raum verließ, dann war Reagan hinter ihr. Die Geräusche, die er machte, das Aftershave, das sie wahrnahm, sagten ihr, dass er es war.
Schweigend gingen sie zu Reagans Platz. Wortlos reichte er ihr das Formular, und sie starrte es einen Moment lang an.
Das Einzige, was ihr im Kopf umherging, waren Amys Worte.
Sei nicht blöd, Tess.
Sie gab freiwillig ihr Bürgerrecht auf Privatsphäre auf. Aber wenn die Frau wieder anrief, würden sie ihre Stimme auf Band haben.
Die nicht die meine imitiert.
Immer vorausgesetzt, dass es dieselbe Frau gewesen war, die all die Anrufe getätigt hatte, aber diese Annahme war nicht weit hergeholt. Es war jedenfalls das Risiko wert. Sie unterschrieb das Formular und schaute zu Reagan auf. »Vielen Dank. Sie haben mir eben ziemlich geholfen.«
Sein Lächeln war kurz, aber es reichte, um ihr einen Schauder den Rücken herablaufen zu lassen. »Sie hatten ein paar harte Tage, Doktor. Ich bin mir nicht sicher, dass ich das genauso gut durchgestanden hätte wie Sie.«
Nun musste sie lächeln. »Einen schönen Tag noch, Detective. Ich finde selbst hinaus.«
Dienstag, 14. März, 11.55 Uhr
Nachdem er sich den ganzen Morgen mit Bankbeamten hatte auseinandersetzen müssen, verstand Aidan endlich die stetig wachsende Beliebtheit von Bankautomaten. Sie mochten ja unpersönlich sein, aber sie erledigten ihre Arbeit rasch und hatten keine Stöcke verschluckt.
Selbst mit der richterlichen Verfügung hatte es einige Zeit gedauert, bis sie herausgefunden hatten, in welcher Zweigstelle Cynthia Adams ihren Safe eröffnet hatte. Endlich wurden sie von einer schmalgesichtigen Frau namens Mrs. Waller in ein Gewölbe geführt. Sie erinnerte Aidan vage an eine Mathematiklehrerin aus der achten Klasse, und die Erinnerung war keine angenehme.
Mrs. Waller zog eine mittelgroße Kiste aus dem Fach und stellte sie auf einen hohen Tisch. »Haben Sie den Schlüssel?«
Murphy zeigte ihn ihr. »Das ist ja wie in einem schlechten Krimi«, murmelte er, während er aufschloss und den Deckel hob. »Aktien. Ihr Testament.« Er reichte es Aidan, der es rasch überflog.
»Das meiste geht an ihre Schwester.«
»Tja, anscheinend hat sie es seit längerer Zeit nicht mehr überarbeitet.« Murphy warf Mrs. Waller einen Blick zu. »Wann war sie zum letzten Mal hier?«
Die Frau faltete züchtig ihre Hände. »Letzten Freitag.«
»Wirklich?« Aidan zog die Brauen zusammen. »Hat sie etwas rausgenommen oder reingetan?«
»Diese Art von Vorgängen werden hier nicht registriert. Wir schützen die Privatsphäre unserer Kunden.«
»Langsam gehen mir die Leute mit ihrer Privatsphäre mächtig auf die Nerven«, grummelte Aidan.
»Dann bin ich bloß froh, dass du als Polizist nicht dafür zuständig bist, unsere Bürgerrechte zu schützen.« Murphy hatte einen kleinen Umschlag aufgenommen und schüttelte ihn. »Ich würde sagen, sie hat etwas hineingelegt.« Er schlitzte eine Schmalkante des
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