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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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kann ich diese Gegend nicht verlassen. Und deshalb muss ich dich schicken. Du hast mein volles Vertrauen.«
    Dor’craes Miene verriet ihr, dass er ihre leeren Worte durchschaute, doch er verbeugte sich und antwortete: »Ich fühle mich geehrt, Herrin.«
    »Du nimmst Valindra mit«, trug Sylora ihm auf, als der Vampir sich aufrichtete. Seine großen Augen verrieten seine Überraschung und sein Zögern. »Sie ist deutlich klarer als früher«, versicherte die Magierin. »Außerdem hasst Valindra Schattenmantel Jarlaxle über alles und hat auch für den anderen Drow wenig übrig. Sie gibt ihm eine Mitschuld am Verlust von Arklem Greeth.«
    »Sie ist unberechenbar und kann ihre Macht kaum beherrschen«, warnte Dor’crae. »Wenn sie einen Wutanfall hat und zur Magie greift, könnte genau das eintreten, wovor wir uns am meisten fürchten.«
    Sylora kniff warnend die Augen zusammen. Sie mochte es nicht, wenn man ihr Urteil so offen in Frage stellte, doch sie beließ es dabei, denn Dor’craes Befürchtungen waren nicht unbegründet. Während sie darüber nachdachte, kam auch Sylora der Gedanke, dass der Vampir recht haben könnte. Vielleicht entsprach Valindra zu sehr dem in Tay sprichwörtlichen »unerwarteten Zucken in den Knochen«.
    Deshalb suchte sie nach einem Weg, ihre Anweisung zurückzunehmen. Vielleicht konnte sie so tun, als hätte sie Valindra nur vorgeschlagen, um Dor’craes Einschätzung der Lage zu prüfen. Als sich diese Erklärung selbst in ihren eigenen Ohren matt anhörte, entschied sie sich dagegen. Damit blieb der sturen Anführerin, die nie einen Fehler zugeben würde, nur noch ein Ausweg.
    »Valindra kann dich schneller in die Höhlen zurückbringen. Und dort kommt sie in den Tunneln genauso schnell voran wie du.«
    »Solange sie sich nicht selbstständig macht«, wagte Dor’crae einzuwenden. Sylora bedachte ihn mit einem wütenden Blick.
    »Du führst sie«, erklärte sie ihm in unmissverständlichem Ton. »Sobald ihr unsere Feinde einholt, zeigst du ihr die beiden Drow und erinnerst sie daran, wer sie sind und was sie ihrem geliebten Hauptturm und Arklem Greeth angetan haben. Dann wirst du staunen, wie der mächtige Lich das alte Gauntlgrym über ihnen zum Einsturz bringt.«
    »Ja, Herrin«, erwiderte Dor’crae mit einer erneuten Verbeugung, obwohl er keineswegs überzeugt klang.
    »Und denk daran«, rief Sylora ihm noch hämisch nach. »Wenn Valindra den Angriff übernimmt, musst du vielleicht nicht mit Dahlia kämpfen. Auch wenn ich natürlich weiß, wie sehr du auf diese Auseinandersetzung brennst.«
    Ihrem bissigen Sarkasmus, der Dor’craes schlimmste Befürchtungen aufs Korn nahm, hatte der Vampir nichts entgegenzusetzen. Seine Schultern sackten herab, und aus seinem ganzen Körper schien die Luft zu entweichen.
    Er wusste, dass Sylora recht hatte.
    Wie die Höhle hatte auch der runde Eingangsraum die Katastrophe fast unbeschadet überstanden. Der Thron stand noch, als stummes Zeugnis dessen, was gewesen war, wie ein Wächter aus der Vergangenheit, der noch heute seinen Posten ausfüllte.
    Drizzt sperrte angesichts des ganzen Ortes Mund und Augen auf, genau wie Jarlaxle und Athrogate und sogar Dahlia bei ihrem ersten Besuch im Audienzsaal. Bruenors Reaktion jedoch übertraf die des Drow. Ihm wurden die Knie weich, so überwältigt war er.
    Drizzt fand seine Fassung wieder, nachdem er seinen Freund gesehen hatte – seinen geliebten Begleiter durch all die Jahre, der nun in der Eingangshalle des Ortes stand, den er mehr als fünfzig Jahre gesucht hatte. Bruenor liefen Tränen über die Wangen, und sein Atem ging unregelmäßig, als ob er immer wieder zu atmen vergaß und dann die Luft gewaltsam einsaugen und ausstoßen musste.
    »Elf«, flüsterte er. »Siehst du das, Elf?«
    »In all seiner Pracht, mein Freund«, antwortete Drizzt. Er wollte noch mehr sagen, aber Bruenor begann sich von ihm wegzubewegen, als ob er von einer unsichtbaren Macht gezogen wurde.
    Ohne nach rechts und links zu blicken, ging der Zwerg durch den Raum, ganz auf sein Ziel fixiert, so als ob der Thron nach ihm riefe. Er trat auf das kleine Podest. Die anderen vier liefen hinter ihm her.
    »Tu’s nicht …«, wollte Athrogate ihn warnen, aber Jarlaxle brachte den Zwerg zum Schweigen.
    Bruenor griff zögernd nach der Lehne des legendären Throns.
    Sofort zog er die Hand wieder zurück und sprang mit großen Augen nach hinten. Dann hüpfte er im Kreis herum, blickte wild hin und her und streckte die Hände weit aus,

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