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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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einen Tunnel hinunter, und als sie hörte, dass sie verfolgt wurde, brach sie den Mittelstab auf und brachte die getrennten Waffen in Schwingung.
    Die Ghule kamen näher – vermutlich waren es zwei.
    Dahlia glitt um eine Ecke und ließ dabei die freien Enden an beiden Seiten ständig von hinten nach vorn wirbeln. Dann bog sie unvermittelt die Handgelenke ein, so dass sich die freien Stangen noch dichter an ihrem Körper drehten, während sie die zweite Hälfte ihrer Waffen fest in die Achseln klemmte. Dabei hielt sie die ganze Zeit den Zug der vorderen Enden in ihren Händen aufrecht, die mit Macht danach strebten, sich loszureißen. Knurrend spannte Dahlia jede Faser ihres Körpers an, denn es war sehr anstrengend, die hinteren Stäbe zurückzuhalten und gleichzeitig vorne immer mehr Schwung aufzubauen.
    Im letzten Moment sprang sie vor ihre Verfolger und hob dabei die Ellbogen, worauf beide Flegel den überraschten Ghulen mit ungebremster Wucht mitten ins Gesicht schossen. Das ekelhafte Klatschen, als die stumpfen Enden die Schädel durchstießen (eines klang nasser, weil es dem Ghul direkt ins Auge drang), war wie Musik für die Elfe.
    In diesem Augenblick schien die Welt stillzustehen. Dahlia und die Ghule verharrten eine scheinbare Ewigkeit. Dann aber schnellte die Elfe wieder los, um den Ghulen die Stäbe ruckartig aus den verwesten Gehirnen zu ziehen. Die Ungeheuer krachten zu Boden.
    Dahlia starrte in die Richtung, aus der sie gekommen war, obwohl selbst ihre empfindlichen Elfenaugen nicht viel sehen konnten.
    Doch es gab keine Verfolger mehr. Darum setzte sie ihren Stab wieder zum Spazierstock zusammen und stieß damit einmal auf den Boden, um das flackernde blaue Licht zu erzeugen.
    »Oh, Valindra Schattenmantel«, flüsterte sie, während sie losging. »Ich hoffe, du bist all die Mühe wert.«
    Dor’crae war ein Vampir, und ein Vampir konnte natürlich nicht schwitzen. Dennoch fühlte er die Feuchtigkeit an seinem Körper, weil die Kleider unangenehm an seinem Leib klebten. Normalerweise hätte Dor’crae unter der Erde kein Licht gebraucht. Dass er überhaupt nichts sehen konnte, stachelte seine Neugier an.
    Er zog eine Kerze hervor, dazu Flint und Stahl, und als der Docht schließlich Feuer fing, staunte der Vampir noch mehr. Wie vermutet befand er sich in einem hohen Saal, konnte aber immer noch nicht viel erkennen, nur eine dichte Wand aus Dampf, die von seiner armseligen Kerze beleuchtet wurde.
    »Was ist das für ein Ort?«, fragte er sich.
    Er war in eine Höhle voller Dampf geraten, die intensiv nach faulen Eiern stank und zischte, als hätte er eine ganze Schlangengrube betreten. Nachdem er tagelang der »Landwurzel« des einstigen Hauptturms gefolgt war, war er inzwischen viele Meilen von Luskan entfernt. Die Tunnel waren ohne jeden Zweifel von Zwergenhand erbaut, auch wenn Dor’crae klar war, dass es hier schon sehr, sehr lange keine Zwerge mehr gab.
    Er achtete darauf, dass die Kerze nicht wieder ausging, obwohl sie praktisch nutzlos war, und erkundete langsam die Höhle. Als er einem zischenden Geräusch nachging, stellte sich heraus, dass dort ein Luftloch im Boden war, ein Riss im Stein, aus dem noch mehr heißer Dampf drang. Hier war auch der ekelhafte Gestank noch stärker.
    Die Höhle hatte keinen weiteren Zugang, doch Dor’crae riss überrascht die Augen auf, als er feststellte, dass die Wurzel des Hauptturms nicht durch sie hindurchlief, sondern sich an einer Wand nach unten schlängelte und im Boden verschwand. Der Vampir lächelte, denn seine Reise schien sich ihrem Ende zu nähern. Er blies die Kerze aus und wurde so substanzlos wie der Dampf, der ihn umgab. Dann strömte er durch einen Riss im Boden, um neben der Wurzel in die Tiefe zu gleiten.
    Einige Tage später traf Dor’crae immer noch erschüttert, aber höchst fasziniert wieder bei Valindra Schattenmantel ein.
    Die Königin der Unterwelt von Luskan hatte viele Kerzen angezündet und wirkte lebhafter und klarer bei Verstand als gewöhnlich. Sie begrüßte Dor’crae sehr liebenswürdig und drückte sogar ihr Bedauern aus, ihn volle zehn Tage nicht mehr gesehen zu haben.
    »Ich bin der Wurzel des Hauptturms gefolgt«, berichtete er. »Du erinnerst dich an den Hauptturm?«
    »Natürlich.«
    »Kennst du den Ort, wo die Wurzel im Boden verschwindet, den großen Saal?«
    »Sie kann dir nichts sagen«, erklang eine zweite Stimme.
    Dahlia trat hinter einem der vielen Wandschirme im Raum hervor. Mit feinem Lächeln nickte sie dem

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