Niewinter 01 - Gauntlgrym
es heißer und feuchter zugleich. Die Stufen, die hier begannen, waren nass, rutschig und irgendwie schwärzer, ganz anders als das dumpfe, staubige Grau der Stadt.
Hier kamen sie langsamer voran, weil sie auf der glitschigen Treppe besser aufpassen mussten, wohin sie traten. Dahlia und Valindra machten Bemerkungen über die plötzliche Feuchtigkeit, denn es war, als würden sie durch einen frühlingshaften Sprühregen laufen. Die Elfe fragte sich, wie das möglich war, aber keiner ihrer Begleiter wusste eine Erklärung.
Auf dem nächsten Absatz, der rund zweihundert Stufen unter der Tür begann, teilte sich der Gang in drei Richtungen. Der eine Tunnel war sauber bearbeitet, während die anderen entweder natürliche Gänge oder grob behauene Minentunnel sein mussten. Dor’crae zögerte. Offenbar war der einladendste Tunnel nicht seine erste Wahl.
»Wir sind bald da«, versicherte er den anderen.
»Hört mal«, forderte Jarlaxle sie auf und neigte den Kopf zur Seite.
»Ich hör nichts«, erwiderte Athrogate.
»Ich schon«, sagte Dahlia. »Hochöfen. Die Schmiede, tief unter uns.«
»Bring uns dahin«, verlangte der Zwerg von Dor’crae. »Zur Schmiede von Gauntlgrym.«
Trotz seiner Zweifel bezüglich des Wegs führte der Vampir sie durch den bearbeiteten Tunnel, der in größere Höhlen und noch längere Tunnel mündete. Wichtiger jedoch war, dass sie schließlich hinter einer Tür einen undurchdringlichen, grauen Dampfschleier erreichten.
»Bei den Neun Höllen!«, staunte Athrogate.
Jarlaxle hielt sein leuchtendes Schwert vor den Körper und versuchte sogar, dessen Farbe zu ändern, doch es half alles nichts, denn das Licht wurde nur in seine Augen reflektiert. Auf der einen Seite des Raums fand er eine weitere Tür, die er öffnete, aber der dichte Nebel schien hier überall zu sein. Dummerweise stellten sie bald fest, dass er sich bereits in die Gänge ausbreitete, aus denen sie gekommen waren.
»Hier geht es nicht weiter«, erkannte Dor’crae und führte sie bis zur ersten Gabelung zurück, wobei sie alle Türen hinter sich schlossen. Als sie endlich wieder an der Stelle waren, wo der Gang sich nach der Treppe geteilt hatte, wies Dor’crae auf einen der natürlichen Tunnel, der anscheinend in die richtige Richtung führte.
»Ich dachte, du hättest alles ausgekundschaftet«, knurrte Athrogate ihn an.
»Zu Fuß wäre ich nie so schnell bis zur Schmiede und zurück gekommen«, erwiderte der Vampir.
»Na, das ist ja mal eine schlaue Antwort«, sagte der Zwerg. »Ich kann dich immer weniger leiden, und bald kann ich dich auch immer weniger gebrauchen, wenn du verstehst, was ich sagen will.«
Jarlaxle merkte, dass Dahlia ihn ansah, als wolle sie ihn zum Einschreiten auffordern, aber der Drow fand die Zankerei ganz amüsant und hatte gegen die Vernichtung eines Vampirs kaum etwas einzuwenden, so dass er sie einfach nur anlächelte.
Der Tunnel schlängelte sich durchs Gestein, schien aber nicht weiter nach unten zu führen. Unterwegs zweigten viele Seitengänge ab. Bald kamen sie sich vor wie in einem Labyrinth.
»Vielleicht sollten wir noch einmal Rast machen und Dor’crae vorschicken«, schlug Dahlia vor, doch Athrogate marschierte einfach weiter.
Sie wollte ihren Vorschlag schon wiederholen, als der Zwerg etwas rief. Die anderen liefen hinterher und fanden ihn vor einer weiteren beeindruckenden Mithril-Tür wieder, diesmal genau in Zwergengröße und ohne ersichtlichen Griff.
Athrogate wiederholte den Spruch der Zwerge von Delzoun, der das Haupttor geöffnet hatte, worauf auch diese uralte Tür völlig geräuschlos aufschwang.
Im nächsten Moment hörten sie alle die Schmelzöfen von Gauntlgrym, lodernde, fauchende Flammen, auch wenn Jarlaxle sich nicht vorstellen konnte, was sie nach all der Zeit noch in Gang hielt. Hinter dem Portal begann eine enge Wendeltreppe, die in die Tiefe führte. Hier war es nicht mehr so dunkel, sondern man sah den orangeroten Widerschein eines fernen Feuers.
Ohne zu zögern, eilte Athrogate die Stufen hinunter und schlug dabei ein solches Tempo an, dass alle anderen außer Dor’crae rennen mussten, um mit ihm Schritt zu halten.
»Ich bin gleich wieder da«, sagte Dor’crae, als Dahlia sich nach ihm umblickte. »Ich möchte mir nur noch einen anderen Gang ansehen.«
Sie nickte und lief weiter, um die anderen einzuholen, während der Vampir umkehrte.
Dor’crae machte tatsächlich kehrt, doch anstatt zu verschwinden, zog er den Kristallschädel hervor und
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