Night Sky 1 - Sklave des Blutes (German Edition)
aus dem Mundwinkel laufen, schluckte, der Rachen brannte wie das Höllenfeuer. Er schaffte es, die Lider einen Spalt aufzustemmen. „Bad! Bitte.“ Er krampfte, die Hand rutschte ab, alles wurde schwarz.
Er kam zu sich. Lange war er nicht weg gewesen. Vor Angst zog sich sein Herz zusammen, er spürte Cira nicht. Er lebte, doch das Blut sickerte aus ihm hinaus, er gab sich ein paar Minuten, bis er erneut das Bewusstsein verlor und es nie wieder erlangen würde.
„Jonas!“
Er blinzelte, sah eine verschwommene Gestalt über sich gebeugt, ganz nah und ihr Duft ließ ihn innerlich lächeln. Es gab nur eins, was er noch sagen wollte. „Entschuldige.“
„Was?“
„Und … danke.“
„Nichts da, danke!“, rief sie aufgebracht, ihre Stimme zitterte. „Ich hab dein Badezimmer geplündert, doch keinen Verbandskasten gefunden, deshalb hab ich deine Bettwäsche zerschnitten und dich verbunden. Aber ich … ich bekomm die Blutung an deinem Hals nicht gestoppt. Gott, wer hat dir das angetan? Deine Familie? Warum darf ich niemanden holen?“
Ihr Ton klang schrill und panisch und trotz des Deliriums schwappte ihre Furcht in seine Empfindungen – Angst um ihn. Er wollte nicht, dass sie litt. Oh bitte, nicht noch jemand, dem er Leid zufügte. Er musste etwas unternehmen. Jonas zwang sich, die Augen zu öffnen und bekam einen Schreck, weil Cira von oben bis unten mit Blut beschmiert war. Sie trug den Blazer über ihrem BH und selbst der war dunkelrot. Er nötigte sich zur Ruhe, die durfte er nicht verlieren, sonst übernahmen die uralten Instinkte das Denken und Handeln und er wusste, dass er sie anlocken, packen und an seinen gierigen Mund ziehen würde. Es wäre die Rettung, ihr Leben für seines …
„Jonas“, Finger berührten seine Wange, „bitte, gib nicht auf. Ich weiß, dass es keiner wissen darf, aber ich muss einen Krankenwagen rufen!“
Er stemmte mit letzter Kraft die Lider auf, versuchte sich in einem Lächeln, dann drängte er seine bebenden Lippen, sich zu öffnen und schob die Zunge ein wenig vor. Gleichzeitig betete er inständig, sie würde verstehen.
„Was? Was willst du mir sagen, Jonas. Oh bitte, bitte, rede mit mir.“
Ihre Fingerspitzen streichelten zärtlich, flehentlich sein Gesicht, während sie nervös auf den Knien neben ihm auf und ab wippte und die andere Hand mit der Bluse auf die Halswunde drückte. Sie war so nah.
„Speich…“
„Was? Speich? … Speichel?“
Jonas spürte den Ruck, der durch ihren Körper ging und er wusste, dass sie ihn verstanden hatte. Sie erinnerte sich, wie er über ihren Schnitt am Oberarm geleckt hatte. Er gewahrte ebenso, wie sie den Kopf schüttelte und alles in ihr sich gegen das sträubte, was er von ihr wollte. Jonas schaffte es nicht mehr, die Augen zu öffnen oder sie zu bitten, es zu tun. Seine Kraft erlosch und es tat ihm unendlich leid, dass sein geliebter Engel mit ansehen musste, wie er starb. In all dem Schmerz, dem sein Leib und sein Herz hämisch ausgeliefert waren, fühlte er, wie eine Träne ihm aus dem geschwollenen Augenwinkel lief.
„Oh Jonas, okay, bitte, nicht … nicht sterben, ja? Los, halt dich einfach an meiner Stimme fest. Ich hör nicht auf zu reden und du, du hörst mir gefälligst zu! Ich … ähm … ich frag dich später, was ich dir erzählt habe und auch, wenn mein bisheriges Leben im Vergleich zu jetzt todlan… shit … scheißlangweilig war … Wage nicht, hier so wegzusterben, klar? Also, ich bin in Carson City aufgewachsen, auf einer beschissenen Farm im Hinterland, und hör mir bloß zu, ich kann stinksauer werden!“
Während er das tat, was sie von ihm verlangte, sich bemühte, jedes der lieblichen Worte in sich aufzusaugen, sie alle zu speichern, in seinem Gehirn, in seiner Seele, öffnete sie ihm fast gewaltsam die Kiefer, glitt mit zittrigen Fingern über seine Zunge und strich den äußersten Rand der klaffenden Halswunde entlang. Als Jonas tatsächlich fühlte, dass der Speichel zu wirken begann, schluchzte er auf, weil sein Herz ihm so sehr wehtat. Einige Tränen rannen die Wange hinab und er spürte, dass Cira sie bemerkte, wie sich in die Skepsis, die Angst, ein Hoffnungsschimmer schlich. Sie unterbrach die Erzählung, keuchte auf, als sie sah, wie die Zellen sich eine nach der anderen zusammenfügten. Zügig brabbelte sie weiter, nun konfuses, zusammenhangloses Zeug, das sich mit dem Gesehenen zu Unverständlichem paarte. Sie arbeitete schneller, trug fieberhaft das Blutspeichelgemisch von
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