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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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mit der rohen Gewalt“, sagte sie. Sie ging langsam um den Steinsarg herum, studierte ihn Stück für Stück durch ihren Spiegel, vorsichtig darauf bedacht, immer einen respektvollen Abstand zu ihm zu halten. „Da sollten eigentlich ganz besondere Sprengfallen sein“, fuhr sie nach einer Weile fort. „Mechanische und magische Schutzvorkehrungen, die sich aktivieren, wenn jemand den Deckel berührt. Aber soweit ich sehen kann … sind sie alle ruhig. Deaktiviert. Ich kann nur vermuten, dass meine Schutzvorkehrungen Überstunden machen .“
    „Auch gut“, antwortete ich. „Wir wollen Dornröschen ja nicht wecken. Ich habe diese Filme gesehen.“
    „Wir können mit ihm fertigwerden“, meinte Polly herablassend.
    „Sei nicht zu siegessicher“, warnte ich sie. „Nach all den Jahren in der Straße der Götter, vollgesogen mit dem Glauben der Kirchgänger – wer weiß da schon, was aus der Mumie geworden ist?“
    „Solange meine Schutzvorkehrungen arbeiten, ist er nur eine Leiche in Bandagen wie jede andere“, sagte Polly bestimmt. „Falls er sich aufsetzt, schlag ihn nieder. Larry? Hörst du mir zu?“
    Ich hörte etwas anderes: das Geräusch leiser, schlurfender Schritte. Ich hörte das Schlagen großer Fittiche. Mein Herz raste. Die Wahrnehmung einer dritten Präsenz in der Grabkammer war beinahe überwältigend, nah und bedrohlich. Ich glaubte, die Statuen am Rande meines Sichtfeldes drehten langsam ihre Köpfe, um mich anzustarren. Es waren nur Gefühle. Ich ließ mich von ihnen narren. Aber ich war immer mehr davon überzeugt, dass jemand – oder etwas – wusste, dass wir da waren, an einem Ort, an dem wir nicht sein sollten. Im Inneren des Steinsargs, unter dem Deckel, waren die Augen des Pharaos geöffnet und blickten zu uns empor.
    Polly rückte dichter an mich heran, drückte temperamentvoll meinen Arm.
    „Larry, bitte, beruhige dich. Wir sind völlig sicher. Wenn ich gewusst hätte, dass du so leicht Angst bekommst, hätte ich jemand anderen ausgewählt.“
    „Mir geht’s gut“, sagte ich. „Gut. Lass uns den Deckel abnehmen, uns holen, weswegen wir gekommen sind, und dann nichts wie raus hier.“
    „Mir recht, Süßer. Die Mumie hat den Stab in ihrer linken Hand. Alles, was wir tun müssen, ist, den Deckel an einer Seite so weit zur Seite zu schieben, dass wir ihn erreichen können.“
    Selbst als wir beide drückten und schoben, ließ sich der Sarkophagdeckel nicht bewegen. Dann auf einmal glitt er knirschend einige Zentimeter zur Seite. Laut kratzende Geräusche hallten in der stillen Luft wider, nur von Polly und meinen dumpfen Flüchen unterbrochen. Wir warfen uns mit aller Kraft gegen den Deckel, und langsam, ganz langsam, öffnete sich ein Spalt, der das Innere des Sarkophags und seinen Bewohner freigab. Der mumifizierte Kopf samt Schultern sah verschrumpelt und deformiert aus, die Augen waren nur Schatten in einem Gesicht wie gebrannter Ton. Die Bandagen waren braun und grau, verfallen und ins tote Fleisch gesunken. Der Leib sah brüchig aus, als würde grober Umgang ihn in Stücke zerfallen lassen.
    Der Elfenstab lag fest in einer klauenartigen Hand, die auf der eingesunkenen Brust ruhte.
    „Mach schon!“, sagte Polly. „Nimm ihn!“
    „Nimm du ihn!“
    „Was?“
    „Lass uns einen Augenblick nachdenken“, meinte ich und lehnte mich auf den Deckel. „Ich habe so ziemlich jeden Mumienfilm gesehen, den es gibt, selbst diese Abscheulichkeit von Abbott und Costello, und immer hat der Idiot, der den heiligen Gegenstand aus der Hand der Mumie nahm, eins auf die Nase bekommen. Tatsächlich wird in den Filmen normalerweise in diesem Augenblick die warnende Musik immer lauter.“
    „Gott, du bist so ein Feigling!“, sagte Polly. Sie nahm den Elfenstab, rang ihn der Mumie aus der Hand und trat zurück, während sie den Stab triumphierend in die Höhe reckte.
    Die ganze Grabkammer erbebte heftig, als habe ein Erdbeben sie erschüttert. Staub rieselte in dichten Wolken von der Decke. Der Boden hob und senkte sich, als sei eine große, sich kräuselnde Welle durch den massiven Stein gefegt. Die Wände schienen sich zu krümmen und zu drehen, als erwachten die gesamten Hieroglyphen zum Leben und schrien leise, und die Wand, die wir geöffnet hatten, um in die Grabkammer zu gelangen, schoss aus dem Boden hervor und knallte wieder an ihren Platz an der Decke. Ich starrte zu Polly.
    „Hör nächstes Mal auf die Musik! Gibt es noch einen anderen Weg raus?“
    Polly schwenkte den Spiegel

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