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Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition)

Titel: Nightside 10 - Für eine Handvoll Pfund: Geschichten aus der Nightside Band 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green , Oliver Graute
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Gestank sterbender Dinge erfüllt. Larry trat vor, um den Wagon zu verlassen, aber ich hielt ihn mit einer erhobenen Hand auf. Niemand war dort draußen auf dem Bahnsteig, keine erkennbare Bedrohung, trotzdem fühlte ich mich unwohl. Jemand beobachtete uns.
    Larry bewegte sich hektisch, und ich zwang mich, aus dem Wagon auf den Bahnsteig zu treten. Glühend heiße Luft traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Larry trat an meine Seite, während er sich schnell umsah. Der Frost auf seinem toten Gesicht schmolz, zerlief wie ungeweinte Tränen. Die Wagont üren ruckten hinter uns zu , und die Bahn rauschte davon, verzog sich so schnell wie möglich, bevor etwas Schlimmes passieren konnte. Vor mir erhob sich das alte Bahnhofsschild von Luds Tor in schweren, schwarzen, gotischen Lettern. In die Unterseite des Schilds war altes, getrocknetes Blut eingedrungen.
    Dickes Geflecht aus Weinranken und Efeu bedeckte die Wände des Bahnhofs und bewegte sich langsam, als ich es ansah, und lange, bebende Wellen durchliefen das Grün neben mir, als ich langsam den Bahnsteig entlangschritt. Unheilvolle, leuchtende Augen spähten durch das schwere Laub. Dunkle Blumen brachen durch den Boden des Bahnsteigs, wobei sie sich langsam drehten, um Larry und mich vorbeigehen zu sehen. Eine von ihnen zischte Larry an, und er zertrat sie unter seinem Absatz.
    „Pflanzen sollten ihren Platz kennen“, sagte er laut.
    Seine Stimme verursachte kein Echo in der Stille. Diese war so tief und alteingesessen, dass es schien, als schlucke sie alle neuen Geräusche – inklusive unserer Schritte. Es war, als wandere man durch das Bild eines Ortes statt durch den Ort selbst. Larry hielt plötzlich an und sah sich um.
    „Soll mir das Angst machen?“, fragte er laut. „Ich bin tot! Mein Haus ist unheimlicher als das hier!“
    „Zu viele Informationen“, murmelte ich, „und so viel zum Überraschungsmoment.“
    „Vergiss es“, sagte Larry. „Dieser Ort ist toter als ich. Was auch immer hier geschehen ist, es ist vorbei. Wir haben es verpasst. Das … ist nur das Chaos, das zurückblieb. Ich will den Sammler. Wo ist er?“
    „Er müsste wissen, dass wir jetzt hier sind“, sagte ich. „Aber das ist ein großer Bahnhof. Der Eingang zu seinem Versteck könnte irgendwo verborgen sein, und ich bin wirklich nicht in der Stimmung herumzuwandern … Luds Tor hatte früher einen wirklich schlechten Ruf, bevor die alten Autoritäten ein Team sandten, um es zu schließen.“
    „Hadleigh leitete dieses Team“, sagte Larry. „Früher, als er noch das Sagen hatte … wusstest du das nicht?“
    „Nein“, sagte ich. „Aber die Nightside liebt kleine Zufälle.“
    „Könntest du …?“
    „Nein“, widersprach ich schnell. „Der Sammler kennt mich. Wenn man die verschiedenen Male bedenkt, bei denen ich wahllos in seine geheimen Verstecke gestolpert bin und ihn belästigt habe, dann hat er mit Sicherheit einige Fallen aufgestellt, die meine Gabe blockieren.“
    „Das ist richtig“, sagte Larry. „Ihr kennt euch schon lange. Wie ist er denn so?“
    „Verrückt, boshaft, rachsüchtig und dabei auch noch gefährlich“, sagte ich. „Er ist auch noch vieles andere, je nachdem, in welcher Stimmung er ist, aber das sind die Eigenschaften, die man im Gedächtnis behalten sollte.“
    „Ich meinte“, sagte Larry, „wie ist er so als Person?“
    Ich dachte darüber nach. „Ich bin nicht sicher, wie viel Person noch übrig ist. Er war nicht immer so. Er hatte einst einen Namen, eine Stellung, Freunde und ein Leben. Aber nach und nach gab er alles auf, um seiner Leidenschaft nachzugehen, und jetzt ist er nur noch der Sammler.“
    „Also, wie finden wir ihn?“
    „Das werden wir nicht müssen“, sagte ich. „Er wird uns finden.“
    Wir sahen uns aufmerksam um, als ein Scheinwerfer wie aus dem Nichts aufflammte. Eine gleißend helle Säule erfüllte einen der Ausgangsbögen und hob sich deutlich und scharf von dem scheußlichen, schlechten Licht des Bahnsteigs ab. In diesem Scheinwerferlicht stand mir zugewandt – der Sammler. Ein kaum mittelgroßer, schwer übergewichtiger Mann, der in eine einfache, weiße, römische Tunika gehüllt war. Sein Gesicht war purpurrot und schweißüberströmt, seine Schweins ä uglein waren ausschließlich auf mich fixiert, und seine plumpen Hände ballten sich an seinen Seiten zu Fäusten und entspannten sich dann wieder.
    „John Taylor“, sagte er träge. „Einmal mehr klopfst du – klopf, klopf – an meine Tür. Womit

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