Nightside 9 - Wieder einmal Weltenbrand
waren bunte Dioden, und aus seinem Mund brüllte statischer Lärm. Alle möglichen Energiewaffen erschienen aus verborgenen Nischen und dann entfesselte der Robotergott sein gesamtes Arsenal auf den Wanderer, als wolle er ihn auf Quantenebene aus dem Universum tilgen.
Der Wanderer stapfte die Straße entlang, um sich dem Gott entgegenzustellen. Wieder huschte sein aufmüpfiges Lächeln über seine Züge, und als er nahe genug kam, sprang er leicht nach oben, schnappte sich einen Griff am massiven Metallkörper und riss den Robotergott mit bloßen Händen in Stücke. Energien aus der Zukunft heulten und spritzten um die beiden, als der Robotergott vor und zurück taumelte, während er statisches Krachen in die Welt hinausbrüllte. Es war eine Angelegenheit von Augenblicken, bis nur noch verstreute Haufen von Metallteilen und sich entladende Energien übrig waren.
Das undurchschaubare Rätsel tauchte aus dem Nichts auf und manifestierte sich in rotierenden Kreisen funkelnder Helligkeit um den Wanderer. Seine lebenden Energien hatten sich in der materiellen Welt verzehrt, um die Straße der Götter zu erreichen, und seine schiere Anwesenheit setzte Boden und Luft in Brand. Unirdische Flammen waberten um den Wanderer, konnten ihn aber nicht verzehren. Das undurchschaubare Rätsel konnte genausogut materiell wie auch nur eine Idee gewesen sein, ein fremdartiges Konzept, das sich in der materiellen Welt manifestiert hatte, aber es hatte der Macht, die im Wanderer brannte, nichts entgegenzusetzen, und bald hatte auch das Rätsel seine Energien aufgebraucht und seine Grundidee wurde von einer größeren verschlungen.
Die hübsche Kätzchengottheit gab ihr Bestes. Sie war ein komplett künstlicher Gott. Eine Marketingfirma hatte sie ohne die geringsten Skrupel entworfen und erschaffen, um ein möglichst großes Publikum anzusprechen. Aber sie hatte ihre Arbeit zu gut erledigt, und die hübsche Kätzchengottheit wurde real oder zumindest real genug. Sie war aus dem Gefängnis ihrer geplanten Weihnachtssondersendung entkommen, hatte die Fesseln ihres Markennamens zerschmettert und in der Straße der Götter ihre Zelte aufgeschlagen, wo sie auch hingehörte. Sie war riesig, mächtig und unerträglich süß. Ganz flauschiger, rosa Pelz und riesige Augen. Fast drei Meter hoch und wunderbar weich dackelte sie mit ausgestreckten Armen auf den Wanderer zu, um ihn zu umhalsen und ihn, wie sie es bisher immer getan hatte, mit ihrer schieren, unnatürlichen Knuffigkeit zu überwältigen. Der Gott der verlorenen Spielsachen, dazu entworfen, all jenen zu gefallen, die nie darüber hinweggekommen waren, dass der Weihnachtsmann nicht echt war, oder deren Lieblingsteddybär ihre Mama weggeworfen hatte, da sie jetzt zu alt dafür waren. Auch wenn sie das nicht waren und nie sein würden. Ich hatte mit eigenen Augen gesehen, wie die hübsche Kätzchengottheit gehörnte Dämonen der alten Schule in einer Flut aus purer Niedlichkeit ersäuft hatte.
Sie jagte mir immer einen kalten Schauer über den Rücken. Spielzeuge sollten ihren Platz kennen. Sie sollten gewiss von niemandem verlangen, sie anzubeten.
Der Wanderer starrte die hübsche Kätzchengottheit unverwandt an und sie brach in Flammen aus. Sie torkelte traurig hin und her, und ihre züngelnden Flammen erhellten die Straße. Der Wanderer sah sich gemächlich um, während immer noch das spöttische Lächeln seine Züge umspielte, und da standen sie, all die Götter der Nightside, sahen ihn ratlos an und wussten nicht, was sie tun sollten.
Dann erschien Eddie Messer, und in der Straße der Götter wurde es totenstill. Er kam nicht die Straße entlang geschlendert, und er legte auch keinen großartigen Auftritt hin. Der Punkgott des Rasiermessers war plötzlich einfach da, eine furchtbar dürre Gestalt in einem vor Dreck starrenden Mantel, mehr als ein Mensch, aber weniger als ein Gott. Oder vielleicht auch umgekehrt. Er war so dünn, dass er ausgemergelt wirkte, seine Augen blitzen dunkel und fiebrig in seinem eingesunkenen Gesicht. Eddie Messer war einer der verstörendsten Handlanger des Guten in der Nightside. Er schlief in Hauseingängen, ernährte sich von Armenspeisungen und brachte Leute um, die den Tod verdient hatten. All das als Sühne für die Frevel seiner Jugend. Er stellte mit seinem Rasiermesser im Namen der Gerechtigkeit abscheuliche Dinge an, und es war ihm scheißegal.
Ich nahm an, er sei mein Freund. Manchmal ließ sich das nur sehr schwer sagen.
Er spazierte die
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