Nimm mich
gemusterten Schal. Das Outfit war typisch für Jessie. Sie trug diese gewagten Farben nicht, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, das wusste er, obwohl sich natürlich viele Männer nach ihr umdrehten. Jessie liebte bunte Farben einfach. Fröhliche Farben, wie sie sagte, als sie seine braune Hose, das hellblaue Hemd und die dunkelblaue Windjacke missbilligend beäugte.
Die Straßen waren überfüllt und laut. Normalerweise hätte er diesen Platz nicht ausgewählt, um einen Sonntagnachmittag zu verbringen. Schon gar nicht mit Jessie. Er zog es vor, sich in schicken und modernen Gegenden aufzuhalten. Außerdem wollte er diese Frau ganz für sich alleine haben. Am besten in seinem großen, schwarz lackierten Bett.
Wegen einer unvorhergesehenen Geschäftsreise war er außer Landes gewesen und hatte sie seit einer Woche nicht mehr gesehen. Doch immer wieder war ihr Gesicht in den unpassendsten Momenten vor seinem inneren Auge aufgetaucht. Was ihn fürchterlich ärgerte.
Jessie blieb an einem Tisch mit Kitsch stehen, schaute interessiert über angeschlagene Tassen und angelaufenes Silber und plauderte ausgiebig mit der Verkäuferin, einer älteren Dame mit leuchtend rotem Haar und müdem Gesicht.
Joshua bewunderte Jessies dunkles Haar, das in der Sonne glänzte, die Form ihrer Wangen und ihre Lippen, wenn sie sprach. Sie sprach auch mit den Händen. Munter, lebhaft, an Fremden interessiert. Sie so zu sehen versetzte ihm einen Stich, und er musste sich eingestehen, dass er eifersüchtig war, weil er sie alleine für sich haben wollte.
Und doch war er jedes Mal, wenn er sie mit anderen sprechen sah, noch mehr bezaubert. Sie konnte gut mit Menschen umgehen. Das, was ihn so anzog, zog auch andere Leute an. Jessies offensichtliche Freude am Leben, ihr Enthusiasmus, ihr Vergnügen an ganz einfachen, alltäglichen Dingen. Er schaute die Frau an, als Jessie wegen eines bestimmten Stücks auf dem überladenen Tisch fragte.
Die Frau erwachte durch Jessies Aufmerksamkeit, durch ihr Interesse, zum Leben. Es hätte ihn kaum überrascht, wenn sie Jessie alles einfach geschenkt hätte.
„Sie hat erwartet, dass Sie handeln“, sagte Joshua, nachdem sie mit Jessies Errungenschaft weitergingen, einer angeschlagenen Teekanne, für die sie anstandslos den geforderten Preis gezahlt hatte. Was für ein lächerliches altes Teil.
Jessie drückte die Kanne an die Brust. „Aber sie zieht ihre beiden Enkelkinder auf. Oh, sehen Sie mal hier!“ Sie schnappte seine Hand und zerrte ihn durch die Menge zu einem Tisch auf der anderen Straßenseite.
Joshua betrachtete ihre ineinander verschlungenen Finger. Ihre Haut war so blass und zart, ihre Hand so klein. Ihm gefiel das Gefühl, sie in seiner zu halten. Er mochte es, ihr so nahe zu sein. Und er wollte sie dringender als seinen nächsten Atemzug.
Und zwar nicht nur in sexueller Hinsicht. Obwohl er natürlich begierig darauf war, sie nackt unter sich zu spüren. Doch genauso sehr wünschte er sich etwas von ihrer Lebenslust.
Er selbst hatte niemals so eine Begeisterung gespürt. Sie knisterte geradezu vor Energie. Sie war so herrlich, so unverfroren lebendig.
„Was ist?“, fragte sie, als sie bemerkte, dass er sie unverwandt anstarrte.
Die schiebende Menschenmenge schien zu verschwinden, als Joshua ihr Gesicht in seine Hände nahm und sie zart küsste. Ihre Lippen waren so weich. Er schob seine Zunge in die warme Feuchtigkeit ihres Mundes. Sie schmeckte nach den Karamellbonbons, die sie kurz vorher gegessen hatte. Den Geschmack hatte er nie gemocht, doch jetzt liebte er ihn mehr als alles andere.
Er streichelte über ihren Rücken und hielt ihren biegsamen Körper leidenschaftlich an sich gedrückt. Die Sonne schien hell auf Joshuas geschlossene Augenlider und badete ihn in Gold. Ich muss verrückt sein. Wir sind mitten auf der Straße, Herrgott noch mal! Von Hunderten von Menschen umgeben … Er erschauerte von Kopf bis Fuß, als Jessie mit beiden Händen über seine Wangen streichelte, während er sie küsste. Ihre flinke Zunge spielte mit seiner, schoss vor und zurück, bis Joshua ganz schwach vor Begierde war.
Einmal. Mehr brauchte er nicht. Einmal mit Jessie schlafen. Einmal in ihr sein. Mit absoluter Sicherheit würde das reichen, um sie endlich ein für alle Mal zu vergessen. Jessie Adams war einfach eine zu große Herausforderung. Er war daran gewöhnt, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und umgehend eine Frau zur Verfügung zu haben. Bei Jessie musste er auf der Hut
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