Nimue Alban: Der Kriegermönch: Roman (German Edition)
genau wissen , dass wir ihnen trauen können. Also werden wir langsam und bedächtig handeln müssen – und das bedeutet, Resultate werden sich nicht allzu rasch erzielen lassen, Euer Exzellenz. Aber wir können unser eigenes Netz nach und nach ausweiten – vielleicht sogar, ohne unseren Ermittlern und Agenten erklären zu müssen, wonach wir eigentlich suchen. Gleichzeitig dürfen wir die getroffenen Sicherheitsvorkehrungen nicht aufgeben.«
Clyntahn wirkte regelrecht angewidert. Doch nach kurzem Schweigen nickte er – zwar widerwillig und zornig, aber er nickte.
»Also gut«, knurrte er. »Aber ich möchte jeden Fünftag einen Bericht, Wyllym! Auch wenn noch drängendere Probleme anstehen sollten: diese Angelegenheit wird nicht zur Nebensache erklärt! Haben Sie mich verstanden?«
»Sehr wohl, Euer Exzellenz.« Erneut verneigte sich Rayno.
»In der Zwischenzeit müssen wir dafür sorgen, dass nichts davon in diesen shan-wei-verwünschten Flugblättern auftaucht.«
Wieder schoss Clyntahn das Blut in die Hängebacken – wie stets, wenn er an die Aushänge dachte, die nach wie vor in allen größeren Städten auf dem Festland auftauchten. Ständig wurde auf diesen Plakaten Propaganda gegen die Kirche gemacht – und vor allem gegen Clyntahn persönlich. Immer wieder fanden Raynos Agenten-Inquisitoren reformistisch gestimmte Narren, die Flugblätter heimlich im Keller oder auf dem Dachboden druckten. Doch wen auch immer sie festnahmen, es stellte sich unweigerlich heraus, dass die betreffende Person allerhöchstens für eine Handvoll Schmähschriften verantwortlich war. Nie gelang es ihnen, auch nur eine Spur zu den Dutzenden anderer Aufrührer zu entdecken, die kreuz und quer auf Hauwerd und beiden Havens tätig waren.
Da muss man sich doch fragen … , ging es Clyntahn durch den Kopf, und Zorn trübte seinen Blick. Falls Wyllym mit diesen wilden Mutmaßungen auch nur ansatzweise recht hat, muss man sich fragen, ob die Dreckskerle, die für die Morde verantwortlich sind, nicht vielleicht auch hinter diesen ganzen unsichtbaren Druckerpressen stecken?
Nein, sicher nicht – sonst würde auf den Flugblättern doch längst das erfolgreiche Ausschalten nicht weniger als fünf leitender Fürsten von Gottes Kirche bejubelt!
Voller Groll bemerkte er, dass Rayno klugerweise auch diese Möglichkeit unausgesprochen gelassen hatte.
»Außer bei den Vikaren Suchung und Vyncnai konnte bislang verschwiegen werden, dass sie eines gewaltsamen Todes gestorben sind, Euer Exzellenz«, sagte der Erzbischof. »Es gibt auch noch keine Hinweise darauf, dass überhaupt entsprechende Gerüchte an die Öffentlichkeit gelangt wären – obwohl die Attentäter selbst natürlich Bescheid wissen. Was die Vikare Suchung und Vyncnai betrifft, erscheint die bislang verbreitete Erklärung nach wie vor schlüssig: Die beiden waren auf dem Rückweg zum Tempel und sind Aufrührern begegnet. Bei dem Versuch, Ausschreitungen zu vermeiden, sind beide Vikare dann bedauerlicherweise zu Tode gekommen. Was die anderen betrifft, wäre mein Vorschlag, über ihr Ableben nach und nach zu berichten – und zwar in angemessenem Abstand, sodass man glaubwürdig erklären kann, sie seien eines natürlichen Todes gestorben.«
»Glauben Sie wirklich, damit ließe sich jemand aus dem Vikariat hinters Licht führen?«
»Nein, Euer Exzellenz. Aber meine Hauptsorge gilt auch nicht dem Vikariat.« Zum ersten Mal, seit er das Arbeitszimmer des Großinquisitors betreten hatte, lächelte Rayno – sehr eisig. »Das Vikariat weiß um die Folgen eines Heiligen Krieges«, erklärte er tonlos. »Alle Vikare wissen, dass die Inquisition und der Orden fest hinter Euch stehen. Sie wissen auch, dass wir, ebenso wie Ihr selbst, nicht zögern werden, wenn es darum geht, unsere Pflicht Gott und Mutter Kirche gegenüber zu erfüllen. Wenn das überhaupt einen Unterschied macht, wird diese Bedrohung von außen noch am ehesten unsere … nicht ganz so eifrigen Anhänger neue Entschlossenheit lehren. Schließlich erhalten sie dafür den Schutz der Inquisition.«
»Damit könnten Sie durchaus recht haben«, sinnierte Clyntahn und schürzte nachdenklich die Lippen. Mehrere Sekunden lang schwieg er.
»Dann sollten wir jetzt dafür sorgen, dass der von Ihnen erwähnte Schutz auch greift«, meinte er dann. »Anscheinend scheuen sich diese Mörder, auf dem Gelände des Tempels tätig zu werden. Vielleicht fürchten sie sich vor der Präsenz der Erzengel. Nun, wir sollten uns nicht
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