Nina 04 - Nina und das Raetsel von Atlantis
stinkendem Schwefel.
Als die beiden Tanten in den Dogensaal gerannt kamen, blieben sie schon nach dem ersten Schritt im Knebelpech stecken. Carmen taumelte. Gerade noch konnte sie sich am Bücherregal abstützen, während Andora stocksteif stehen blieb.
»Was ist das für ein klebriges Zeug?« Carmen war völlig aufgelöst.
»Ich weiß es nicht, Schwester. Es scheint so etwas wie Pech zu sein«, antwortete Andora und versuchte, ihre Beine loszubekommen.
Adonis bellte immer aufgeregter und Platon fauchte wie verrückt. Die beiden Tiere wichen am Eingang des Dogensaals einige Schritte zurück, um nicht mit dem Knebelpech in Berührung zu kommen.
Carmen wurde mit einem Mal so bleich wie ein Leinentuch, und Andora versuchte, ihr Mut zuzusprechen, auch wenn die Situation vollkommen ausweglos erschien. So gern hätte sie Nina und ihren Freunden geholfen. Doch zuallererst mussten sie sich aus dieser klebrigen Paste befreien. Sanft wandte sie sich an Carmen: »Wir müssen ruhig bleiben. Du wirst sehen, bald schon wird sich alles klären.«
»Aber wo ist José hin?«, murmelte die Schwester mit kraftloser Stimme.
»Er hat die Seiten gewechselt und ist nun ein verfluchter Verräter. Ich bin sicher, dass er es war, der dieses Zeug auf den Fußboden gekippt hat«, antwortete Andora und versuchte vergeblich ihre Füße zu bewegen.
Die Wahrheit über José hatte die beiden Tanten zutiefst erschüttert. Sie waren nach Venedig gekommen, um zu sehen, wie es Nina ging, und jetzt standen sie da, am Boden festgeklebt von einer seltsamen schwarzen Paste. Adonis und Platon schlichen vor der Tür unruhig hin und her.
Andora rief ihnen zu: »Lauft und holt Hilfe! Gebt irgendjemandem Bescheid!« Die Tante hoffte, dass die beiden Tiere sie verstehen konnten und es ihnen gelingen würde, eine Person zu finden, die sie aus dieser stinkenden, pechschwarzen Lache befreite.
Adonis und Platon gehorchten aufs Wort und hetzten aus der Villa. Der Park lag friedlich da in der milden Frühlingsluft, doch die geheimnisumwitterte Schönheit von Professor Mischas geliebter Villa schien von Stunde zu Stunde zu schwinden. Von der wohltuenden Wirkung der Alchimie des Lichts war in diesem Moment in der Villa Espasia nichts mehr zu spüren. Das Böse war dabei, das Leben vieler Menschen zu zerstören.
Auch wenn sich die venezianischen Kinder zusammengetan hatten und die Stille Revolution von Minute zu Minute wuchs, war es noch ein langer Weg, bis sie einen Sieg feiern konnten.
Während die Tanten im Dogensaal der Villa festsaßen, verharrten Ljuba und Carlo noch immer hungrig und verzweifelt in der Gefängniszelle. Die russische Kinderfrau konnte nicht aufhören zu weinen, und die Schuhsohlen des Gärtners waren vom unablässigen Hin- und-her-Laufen schon ganz zerschlissen.
Dodos, Roxys, Fiores und Cescos Eltern hatten schon fast alle Hoffnung aufgegeben, ihre Kinder jemals lebend wiederzusehen, und waren der Verzweiflung nahe.
Doch am anderen Ende der Welt, weit weg, auf dem Grund des Ozeans, schwebte Nina im blauen Licht. Tief in sich spürte sie immer stärker, dass sie sich beeilen musste. Sie musste Xorax retten und nach Venedig zurückkehren.
Das Mädchen vom Sechsten Mond und seine Freunde wurden auf ihrer Suche nach dem vierten Geheimnis sanft vom tiefen Blau zur Straße der Gerechten getragen.
Als das Licht schwand, bemerkten sie, an was für einen wundersamen Ort sie gelangt waren. Es war eine Art Zelt aus wehenden Tüchern. Der Boden, die Decke und die Wände bestanden aus einem leichten violetten Stoff.
Max stellte seine Tasche ab und sah sich um. »Ich weiß noch immer nicht, wo wir sind.«
»Dieser Raum ist wirklich sonderbar.« Fiore berührte forschend eine Wand.
Nina drückte den Taldom Lux fest an sich. »Dies scheint mir nicht die Straße der Gerechten zu sein.«
Doch gerade als sie diese Worte ausgesprochen hatte, formte sich auf dem Boden des Zimmers ein Pfad, der von roten leuchtenden Kugeln gesäumt war, die sich in der Luft drehten.
Roxy wagte sich als Erste hin. Dodo, Fiore und Max folgten ihr nach.
Cesco nahm Nina lächelnd bei der Hand. »Noch einmal müssen wir ein Abenteuer bestehen, dann wird das Geheimnis des Wassers uns gehören.«
Der rot gesäumte Pfad war eng und gewunden. Nur das entfernte Plätschern von Wasser war zu hören.
Als Roxy am Wegende anlangte, blieb sie wie angewurzelt stehen. »Oooh ... wie schön!«
Den Freunden bot sich das Bild einer atemberaubenden Landschaft: ein prachtvolles, von
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