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nmp08

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Titel: nmp08 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Schreibtisch, der
den hier üblichen Maßen entsprach. Das Zimmer erinnerte an ein Museum. Überall
wertvolle Bilder, antike Möbel. Die breiten Fenster gingen auf den Park. Sie
waren geöffnet; aber der Windhauch, der die Zeitung in der Hand des Hausherrn
leicht bewegte, wurde von einem unsichtbaren Ventilator verursacht.
    „Sehr erfreut, Ihre
Bekanntschaft zu machen, Monsieur Burma“, begrüßte mich mein Gastgeber.
    Er kam auf mich zu, reichte mir
freundlich die Hand. Ein Meter achtzig. Kräftig. In den Vierzigern.
Kurzgeschnittenes Haar. Braungebrannt. Sympathische graue Augen hinter dicken
Brillengläsern. Vergoldetes Gestell. Er rauchte Pfeife, was mir sehr angenehm
auffiel. Nachdem wir uns begrüßt hatten, forderte er mich zum Sitzen auf und
nahm wieder hinter dem Schreibtisch Platz. Dann schob er mir eine Tabakdose hin
und reichte mir die Zeitung. Der Crépu. Hatte ich mir gedacht. „Sie
haben doch sicher den Artikel gelesen?“
    „Ich hab ihn sogar erlebt.“
    „Ja, richtig. Lügt dieser Marc
Covet?“
    „Nicht mehr, als es sein Beruf
erfordert.“
    Das Telefon in Reichweite des
Produzenten machte sich bemerkbar.
    „Entschuldigen Sie bitte“,
sagte er und nahm den Hörer ab. „Ja... ja... ach!“ Eine ungeduldige
Handbewegung. „Gut... na schön, geben Sie sie mir...“ Seine Stimme wurde
liebenswürdiger. „...Guten Tag, meine Liebe. Wirklich schwierig, das Inkognito
zu wahren. Möchte wissen, wie die Staatsoberhäupter das fertigbringen!
Neuigkeiten verbreiten sich in unseren Kreisen in Windeseile. Vierundzwanzig
Bilder in der Sekunde. Man weiß auf den Champs-Elysées also schon, daß ich
einen Sprung von Cannes nach Paris gemacht habe? Erstaunlich...Ja... ja...
ja... Ah! Die Besetzung ist so gut wie abgeschlossen... Drehen Sie im Moment
nicht? Ach, Sie haben heute Drehpause... Aber natürlich würde ich Sie gerne
treffen... mit Vergnügen...“ Er sah auf seine Armbanduhr. „...Um fünf, wenn
Ihnen das recht ist... Ja, genau... Bis später, meine Liebe, auf Wiedersehn.“
    Er legte auf, murmelte etwas,
nahm den Hörer wieder ab.
    „Ich bin für niemanden zu
sprechen, Annie! Haben Sie mich verstanden? Für absolut niemanden. Außer für
Mademoiselle Falaise. Sie kommt so in zwei Stunden. Geben Sie Anweisung nach
vorne ans Tor. Und schicken Sie Firmin rein...“
    Die Hand noch am Apparat,
lächelte er mir zu. „Entschuldigen Sie“, wiederholte er. „Diese Künstler...“ Er
ließ den Satz unvollendet. Ich lächelte verständnisvoll zurück. Mein Lächeln
wurde noch breiter, als der Albino-Diener eintrat und eine Hausbar vor sich
herschob. Geschickt servierte er uns erfrischende Getränke und verschwand dann
wieder. Der Hausherr trank einen Schluck, setzte sein Glas ab und zeigte wieder
auf die Ausgabe des Crépuscule.
    „Ihr Freund“, sagte er,
„schreibt von einer ungewöhnlich großen Menge Opium, die man bei Lucie Ponceau
gefunden haben soll. Ist das richtig?“
    „Absolut richtig.“
    „Nicht übertrieben?“
    „Überhaupt nicht.“
    Er runzelte die Stirn.
    „Das ist genau der Punkt, der
mich interessiert. Dazu muß ich Ihnen sagen, Monsieur Burma: Ich kannte
Mademoiselle Ponceau sehr gut. Sie nahm keine Drogen.“
    „Das hat auch die Autopsie
ergeben, Monsieur.“
    „Ah!“ Er trommelte auf die
Schreibtischplatte. „Kennen Sie Tony Charente?“
    Ich hatte nicht den Eindruck,
daß er das Thema wechselte. (Er tat es tatsächlich nicht.)
    „Ein berühmter Schauspieler“,
gab ich zur Antwort. „Berühmte Schauspieler sind Menschen wie alle anderen“,
belehrte er mich und verzog das Gesicht. „Dieselben Fehler, dieselben
Schwächen. Man muß sie in der Hand haben, um irgendetwas von ihnen zu bekommen.
Im Moment bereite ich einen ganz besonderen Film vor. Tony Charente spielt
darin die Hauptrolle. Ich bin sehr daran interessiert, daß er vor Ende der
Dreharbeiten nicht ins Gras beißt. Deswegen halt ich ihn bei mir unter
Verschluß, sozusagen. Hab ihm einen Bungalow auf meinem Grundstück zur
Verfügung gestellt. Er bekommt alles, was er will, nur nicht die Möglichkeit,
Dummheiten zu machen. Er ist zuviel Geld wert für mich. Finden Sie mich
zynisch, Monsieur Burma?“
    „Sagen wir: offen, Monsieur.“
    „Zynisch paßt besser, meiner
Meinung nach. Vielleicht, weil in unserem Milieu die Neigung besteht, alles zu
übertreiben. Auch die Angst... Also, ich mach mir Sorgen um Tony. Bis jetzt hat
er mir noch keinen Anlaß dazu gegeben...“
    So langsam wurde mir der
Zusammenhang

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