Noch Einmal Sollst Du Buessen
dass er einen inneren Kampf ausfocht. „Du weißt, dass du mir nicht gleichgültig bist“, sagte er schließlich. „Ich mag dich, ja, du bedeutest mir sehr viel. So hatte ich es nicht geplant, wahrhaftig nicht.“ Er vergrub die Hände in den Hosentaschen. „Ich kann dir keine Versprechungen machen, Marnie. Ich kann dir die Worte nicht sagen, die du vielleicht hören möchtest. Und ich kann mich nicht verstellen. Du musst mich als den akzeptieren, der ich bin.“
„Und wer bist du?“
Es zuckte um seine Mundwinkel. „Ein Mann, der Tag und Nacht an nichts anderes denken kann als an dich.“
Marnie spürte, wie sie schwach wurde. Alles in ihr drängte zu ihm, aber sie widerstand ihrer Sehnsucht. Sie wusste, dass sie nur leiden würde, wenn sie sich noch tiefer in ihre Gefühle verstrickte. War es Liebe? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur, dass Adam weder unsterbliche Leidenschaft noch Liebe für sie empfand. Seine grausame Ehrlichkeit hatte sie getroffen, aber wenigstens machte er ihr nichts vor, so wie Kent.
Sie holte tief Luft. Es kostete Kraft, ihm genauso ehrlich zu antworten. „Ich bin zu altmodisch für oberflächliche Affären oder eine heiße Nacht“, erklärte sie und musste insgeheim über ihr Tugendbekenntnis lächeln. Welch ein lächerlicher Rückzug nach ihrer leidenschaftlichen Nacht auf der Insel. Aber sie konnte nicht lügen.
„Willst du, dass wir heiraten?“
Die Frage traf sie wie ein Schock. „Nein!“
Er hob die Augenbrauen – ein stummes Signal, dass er sie der Lüge überführt hatte.
„Ich … ich brauche etwas mehr als das schale Gefühl, morgens neben dir aufzuwachen und nicht zu wissen, ob ich dich wiedersehe. Nenn es von mir aus prüde oder altmodisch, aber ich kann mich genauso wenig verstellen wie du.“
Er stieß einen Seufzer aus. „Eine oberflächliche Affäre wäre es für mich ganz bestimmt nicht, Marnie, und auch kein kurzes Bettvergnügen. Aber in meiner momentanen Lage kann ich dir keine Zukunft versprechen, die es nicht gibt. Ich weiß nicht einmal, wie meine Zukunft aussieht. Den Grund dafür brauche ich dir nicht zu nennen.“ Er fasste nach ihrer Hand. „Komm, fahren wir.“ Sie gingen zum Wagen, ohne dass einer von ihnen etwas sagte.
In gespanntem Schweigen fuhren sie zurück. Adam schaltete das Radio ein, und ein Hit aus den Fünfzigern ertönte. Der Discjockey leitete mit einem albernen Kommentar zu den Sechzigern über und schien sich für einen großartigen Komiker zu halten. Marnie war jedoch nicht in der Stimmung für Witze – ebenso wenig wie für eine Fortsetzung ihrer Beziehungsdiskussion mit Adam. Aber sein Schweigen zerrte an ihren Nerven.
„Erzähl mir mehr über Henderson“, sagte sie und lehnte den Kopf ans Seitenfenster, um sein Gesicht zu sehen.
Er entspannte sich ein wenig. „Der Mann war vielleicht nervös. Ich wette, er weiß mehr, als er gesagt hat.“
„Ich dachte, er hätte Fred im Verdacht.“
„Aber festlegen wollte er sich nicht. Er meint, es könnte auch eine Frau gewesen sein.“
„Eine Frau? Wer?“
„Angeblich weiß er es nicht.“ Adam berichtete von dem Vorfall in der Buchhaltung.
„Das hat überhaupt nichts zu sagen“, meinte Marnie. „Dass Kent eine Angestellte abkanzelt, ist keine sensationelle Meldung. Jedenfalls genügt es nicht, um großartige Schlüsse zu ziehen.“
Adam überhörte ihren Sarkasmus. „Hast du eine Ahnung, wer etwas mit Simms haben könnte?“
„Du meinst, außer mir?“, fragte sie zynisch. Sie dachte an Dolores Täte. Und an Stephanie Bond, an Lila Montague, an alle die Frauen, mit denen Kent Affären gehabt hatte. „Ich fürchte, die Liste ist meilenlang.“
„Gut, dass ich Geduld habe“, entgegnete er trocken, „Hauptsache, ich kann mit deinen Auskünften rechnen.“
„Ich werd’s mir überlegen.“
„Überleg bitte nicht zu lange.“ Er bog in den Parkplatz vor ihrer Wohnung ein, schaltete die Scheinwerfer aus und stellte den Motor ab. Der Nebel legte sich auf die Scheiben, und die plötzliche Intimität des kleinen abgeschlossenen Raums nahm Marnie den Atem. Adams Gegenwart schien alles auszufüllen, und sie wusste, dass sie ihm entkommen musste, bevor sie wieder einen Fehler machte.
„Danke für das Dinner“, sagte sie leise.
„Ich möchte mit hochkommen.“
Ihre Kehle wurde trocken. Sie schluckte. „Du gibst wohl nie auf, wie?“
„Wenn mir etwas wichtig ist, bin ich hartnäckig.“
Sie wusste, dass er nicht sie meinte. Das hatte er vorhin deutlich
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