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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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hierher. Oder doch? Mein Gott, irgendetwas lief hier völlig falsch. Sie verlor den Verstand. Ja, das musste es sein. Scheiße.
    „Tut mir leid.“ Ihr wurde übel. Wenn sie jetzt aufstand , wenn sie sich auch nur ein wenig bewegte, würde sie sich übergeben müssen. „Ich weiß nicht, was … keine Ahnung.“
    Ruth rang die Hände. „Nicht auch noch du, Sara. Ich brauche dich. Hör zu, verschwinde im Ruheraum und schlaf dich aus. Ständig hin und her zu reisen bekommt dir nicht gut. Versprich mir nur, dass du heute Abend wieder fit bist.“
    Sara murmelte eine Floskel. Ihr war, als hätte ein namenloses Wesen die Kontrolle über ihren Körper übernommen. Es agierte und sprach für sie. Es sorgte dafür, dass sie einen Schritt vor den anderen setzte und den Konferenzraum verließ, ohne zusammenzubrechen oder in den Mülle i mer zu reihern. Sara nahm nicht bewusst wa h r, wie sie in den Ruh e raum gelangte. Plötzlich lag sie auf der schwarzen Lederliege und irgendj e mand – vielleicht sie selbst? – hatte die Rollläden heruntergelassen und die schalldichten Fenster geschlossen. Es roch nach Hyazinthen. Ruth liebte diesen Duft und ließ überall kleine Porzellangefäße mit Ar o maöl aufstellen. Ihr Kopf sackte zur Seite. Staubige Erde unter ihren nackten Füßen, das Rascheln der Pappeln. Mahtos Stimme. Ein sanfter Strudel erfasste sie und hob sie empor. Ihre Sinne wurden noch trüber, versa n ken in taumelnder Schwärze und erwachten neu.
     

Naduah, 1844
     
    N
    aduahs Pfeil zitterte. Sie atmete ein und aus. Langsam. Lautlos. Ihr Herz klopfte. Sie biss sich so fest auf die Lippe, dass sie Blut schmeckte, zielte, kniff ein Auge zusammen … und sank in sich zusammen.
    „Ich kann es nicht.“
    Die Hirschkuh stand keine zwanzig Schritt vor ihr. Ihr Pfeil hatte g e nau auf das Herz des Tieres gezielt. Sie hätte sein Leben beenden kö n nen. Schnell und einfach. Es musste sein, denn sie brauchten Nahrung. Doch Naduah ließ ihren Bogen sinken und wischte mit einem Fuß durch die trockenen Zedernnadeln. Die Hirschkuh schrak hoch, warf sich he r um und verschwand prasselnd im Dickicht.
    „Ich bin eine schlechte Jägerin, nicht wahr?“
    Mahto lächelte und strich versonnen über das Otterfell, das um seine beiden Zöpfe gewickelt war. „Wenn du damit leben kannst, heute Abend nur Stockbrot zu essen, war deine Entscheidung gut.“
    „Das ist jetzt schon der dritte Hirsch, den ich nicht töten konnte. Vie l leicht sollte ich es mit etwas weniger Schönem versuchen. Einem St a chelschwein vielleicht.“
    „Mitleid ist niemals schlecht. Du weißt, dass jedes Leben einzigartig ist. Und du weißt, dass dein Pfeil für dieses Tier alles beendet hätte. Ich habe dich nicht nur hierher geführt, damit du das Töten lernst. “
    „Ja.“ Sie schnaufte und steckte den Pfeil zurück in ihren Köcher. „Du hast mich auch hierher gebracht, damit ich das Behandeln von Verle t zungen lerne, das Spurenlesen, das Verstehen von Tieren und die Vo r hersage, was sie wann und wo und wie tun. Außerdem bringst du mir bei, ein Ziel in vierzig Pferdelängen Entfernung zu treffen, einen Feind auf tausend Arten zu töten und zahllose Sachen aus einem Ko t haufen herauszulesen.“
    „Sehr richtig.“ Mahto zuckte zusammen, als er sein krankes Bein u n glücklich belastete. Der Anblick des Schmerzes, der für einen verschwi n dend kurzen Moment über sein Gesicht huschte, tat ihr im He r zen weh.
    „Und was kann ich davon mittlerweile? Nichts. Jedenfalls nicht so gut, wie es sein sollte.“
    „Unsinn. Du kannst das meiste. Und zwar besser als ich.“ Er grinste auf seine unvergleichliche Art, verschmitzt wie ein zu Streichen aufgele g ter Junge. Wenn er das tat, konnte man sein Alter leicht vergessen. „Hä t te dein Mitleid dich nicht vom Schießen abgehalten, wäre der Pfeil mi t ten ins Herz gegangen. Du hättest dem Hirsch einen schnellen Tod g e schenkt. Das ist gut. Vielleicht werde ich nach diesen Leben auch zu einem solchen Tier, und wenn das so sein sollte, kann ich mir nur wü n schen, durch eine Jägerin wie dich zu sterben.“
    Sie klopfte die Nadeln von ihrem Jagdhemd, schulterte den Bogen und stapfte in Richtung Lager. „Die Sonne geht bald unter. Wir sollten z u rück. Und bitte, Vater, hör auf, vom Tod zu reden.“
    „Was ist los mit dir, Tochter? Woran denkst du??“
    Beschämt blickte sie auf ihre nackten Füße. Kaum ein Geräusch war zu hören, während sie mit ihrem Vater Seite an Seite durch das Gebüsch

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